piwik no script img

Ein klarer Sieg für Romney

USA Der republikanische Präsidentschaftskandidat hängt in Nevada seinen Konkurrenten Gingrich ab und feiert seinen Erfolg mit einer kämpferischen Rede gegen Obama

Romney hat in Nevada die Mehrheit in allen Wähler- gruppen erobert

AUS WASHINGTON DOROTHEA HAHN

In Nevada, wo das Land weit ist und die Mormonen zahlreich sind, hat die republikanische Basis am Samstag den Trend der Ostküste bestätigt: Der Multimillionär und Exgouverneur von Massachusetts Mitt Romney geht nach Auszählung von 16 der 17 Wahlversammlungen mit 48 Prozent als klarer Sieger aus dem Caucus hervor. Es ist sein dritter Vorwahlerfolg. Ihm folgen weit abgeschlagen der ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses und Berater für Banken und Versicherungen Newt Gingrich, der Antiinterventionist Ron Paul und der katholische Fundamentalist Rick Santorum.

Romney feierten seinen Erfolg mit einer kämpferischen Rede gegen Barack Obama. Von der Bühne eines Spielkasinos in Las Vegas aus warf er dem US-Präsidenten gebrochene Versprechen und eine gescheiterte Politik vor. Obama habe bei der Schaffung von Arbeitsplätzen versagt, die Industrie und vor allem die Ölbranche behindert, das Geld der Steuerzahler „an seine Freunde“ umverteilt und die Religionsfreiheit attackiert. Mit letzterer Kritik appelliert Romney vor allem an Mitglieder der katholischen Kirche. Erneut empfahl er sich selbst als Alternative mit unternehmerischer Erfahrung. Ende vergangener Woche hat Romney Schlagzeilen mit dem Satz gemacht: „Ich sorge mich nicht um die sehr Armen.“ Nach einem öffentlichen Aufschrei hat er den Satz als „Fehler“ bezeichnet und erklärt, dass er sich vor allem für die Belange der Mittelschicht interessiere. Das haben sämtliche US-Präsidenten der vergangenen Jahrzehnte auch so gehalten. Allerdings ist die Armut in den USA heute so groß wie seit 80 Jahren nicht mehr.

Romney hat in Nevada die Mehrheit in allen Wählergruppen erobert: von den Rentnern bis hin zu den Tea-Party-Anhängern und religiösen Konservativen. Er gilt als einziger „wählbarer“ Kandidat mit Chancen gegen Obama. Aber er löst keinen Enthusiasmus aus. Wegen seiner Gesundheitsreform als Gouverneur, die der von Obama vorausging, heißt Romney „moderat“. Wegen seiner Positionen zur Abtreibung gilt er als Wendehals. Und weil sein Wirtschafts- und Politikprogramm unbekannt ist, ist er für die Basis unberechenbar. Erschwerend für Romneys Argument, Obama habe am Arbeitsmarkt versagt, kommt hinzu, dass die Arbeitslosigkeit im Januar weiter gesunken ist – offiziell auf 8,3 Prozent.

Romney Erfolg in Nevada kam dennoch nicht unerwartet. Der Mormone verfügt in dem Bundesstaat über eine solide Basis. Unter anderem leben in Nevada 175.000 Mormonen, von denen ein Viertel Mitglieder der republikanischen Partei sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen