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Weddinger Wirren

HÄUSERKAMPF In Berlin soll eine Kurdengang ein linkes Hausprojekt attackiert haben

Die Scheiben im Erdgeschoss des grauen Hauses mit den bunten Bannern sind eingeschlagen – nur so viel ist sicher in der Schererstraße 8. Spekuliert wird aber munter: Standen hinter dem Angriff auf das linke Hausprojekt im Berliner Stadtteil Wedding die üblichen Verdächtigen? Oder war es eine kurdische Straßengang? Von „Schutzgelderpressung“ und „Nachbarschaftskrieg“ weiß der Tagesspiegel.

Die Polizei notierte: Rund 30 „mit Baseballschlägern bewaffnete Personen“ hätten Freitagnacht eine Party in dem Hausprojekt „gewaltsam auflösen wollen“ und Scheiben zerschlagen. Eine Nacht später wurden zwei Musiker mit Tritten und Schlägen vor dem Haus attackiert. Die „Scherer8“ reagiert mit einer dürren Erklärung: Man werde sich bald äußern. Von Solidaritätsaktionen sei abzusehen.

Als vor zwei Jahren eine Neonazi-Kameradschaft vor dem Haus auftauchte, machte die Szene den Vorfall öffentlich und rief zum „antifaschistischen Selbstschutz“ auf. Diesmal taucht im Internet nur eine Nachricht von „einige aus der Scherer8“ auf. Man trage die „Omertà-Strategie“ nicht mehr mit. Hinter den Angriffen steckten die „Streetfighters“: Eine 20-köpfige Möchtegern-Rockergang, laut Polizei „zumeist mit türkischem Migrationshintergrund“, die sich zuletzt auch mit den Hells Angels anlegten. Deren Vereinhaus liegt in der Schererstraße – gegenüber dem alternativen Haus. Auch ein linkes Projekt dürfe sich nicht erpressen lassen, heißt es. Kurz darauf verschwand der Beitrag.

Dafür diskutiert die Szene. Die einen warnen vor „rechtspopulistischen“ Ausfällen, andere vor einer „Beschwichtigungstour“. „Man muss nicht weiß und deutsch sein, um Arschloch zu sein“, schreibt ein Nutzer. Bei der Polizei ermittelt nun die LKA-Abteilung für Organisierte Kriminalität. Von Schutzgeld wisse man nichts, sagt ein Sprecher. Die Bewohner hätten keine Angaben gemacht. K. LITSCHKO

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