Wochenübersicht: Kinderhort: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Mit der Erziehung zu gutem Geschmack kann nicht früh genug begonnen werden. Und „früh“ meint sowohl das Alter des zu formenden Kindes als auch die Tageszeit. Im Schlot ist am Sonntag um 10 Uhr Jazz for Kids angesagt. Instrumente können und sollen mitgebracht werden, Frühstück gibt’s auch. Auf diese künsterlische Früherziehungsmaßnahme muss vor dem Erfahrungshintergrund bestanden werden, dass Mütter erleben, wie beim wochenendlichen Zeichnen-Workshop mitkünstlernde Frauen die inspirierende Miles-Davis-CD genervt aus dem Player fetzen, um sie durch Norah Jones zu ersetzen. Zudem könnte beim Jazzfrühstück in Mitte der satte Ton eines Basssaxofons Gefühle beim Kind verursachen, die reflexartiges Wegzappen auslösen, sobald Christina Aguilera bei MTV läuft. Einen Versuch ist es wert.
Heute hingegen sollte man sich nicht davon abhalten lassen, die Walpurgisnacht zu feiern. Auch wenn Prenzlauer Berger dieses Datum nur noch selten mit Kinderentertainment verbinden – eher schon mit großen Kindern um die 14, die sich im Mauerpark ihren ersten Absturz holen. Dennoch, Kolle 37, der altgediente Abenteuerspielplatz am U-Bahnhof Senefelderplatz, läutet den Abend für Kinder schon ab 14 Uhr ein. Ab 15 Uhr werden Hexen im Zehlendorfer Sonnenhaus erwartet – mit Hexenfeuer, Zaubertränken und Zauberspielen. Ganz stilvoll wird sicher in der Spandauer Zitadelle gefeiert – ab 16 Uhr. Morgen früh kann ernsthaft erwogen werden, den Kampftag der Arbeiterklasse gemeinsam mit den Kindern gebührend zu feiern. Entweder mischt man sich in 36 unters Myfest-Volk und checkt vorher kurz ab, ob die dort wohnenden Freunde im Notfall zu Hause sind. Oder man zieht Leine und macht mit den Kindern einen auf Urbaniten-Entspannung: in Potsdam, am Wannsee oder anderswo.
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