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Allianz macht weiter in Allfinanz

Versicherungsvertreter des Finanzkonzerns sollen 2005 300.000 Bankkunden werben

HAMBURG taz ■ Kredit, Investmentfonds oder Girokonto können Bankkunden nun ganz gemütlich daheim im Wohnzimmer buchen – wenn sie bei der Allianz versichert sind. Die Versicherungsvertreter sollen in diesem Jahr 300.000 Bankkunden werben. Heute treffen sich die Aktionäre des größten deutschen Finanzkonzerns in München zur Hauptversammlung.

Die Allianz setzt auf Allfinanz, bei der alle Finanzprodukte aus einer Hand kommen. Damit schreiten die Münchner auf einem Weg fort, den die globale Konkurrenz von Deutscher Bank bis zu Citigroup und Credit Suisse für einen Irrweg hält. Dabei verkaufen auch diese Lebensversicherungen und Autopolicen über den Banktresen hinweg, wie es in den Neunzigerjahren branchenüblich wurde – selbst die Kleinsparkasse in Hintertupfingen ist längst mit dabei. Trotzdem ist Deutschland diesbezüglich noch ein Entwicklungsland. In Belgien, Frankreich oder den Niederlanden werden bis zu Dreiviertel aller Lebensversicherungen über den Vertriebskanal Bank abgesetzt.

Die bayerische Allfinanz beschreitet jedoch auch den umgekehrten Weg. Die Vertreter, die bislang vor allem mit dem Verkauf von Hausrat- und Unfallversicherungen üppige Provisionen verdienten, sollen nun Bankprodukte verscherbeln oder zumindest die Kunden in die Filialen der Allianz-Tochter Dresdner Bank treiben. „Über die Allianz-Agenturen“, erklärt Reiner Hagemann, Boss der Allianz-Versicherung, „wollen wir 300.000 Kunden neu für Bankprodukte gewinnen.“ Dies sei das wichtigste Ziel 2005.

Der Neid der Konkurrenten, die über keine eigene Bank verfügen, ist der Allianz ebenso gewiss wie die Skepsis der Verbraucherschützer. Allerdings hat das Kreditinstitut die Allianz bislang vor allem viele Milliarden gekostet – und die Beschäftigten jede Menge Jobs.

Und trotz eines 5-Milliarden-Gewinns vernichtete der Allianz-Konzern selbst im eigentlichen Sicherheitsgeschäft 1.734 Arbeitsplätze und schließt Schadensbüros. Auch in diesem Jahr soll die so genannte Kostenbasis „noch weiter verbessert werden“, bislang liege man nur im Mittelfeld der Branche.

Ver.di-Bundesvorstand Uwe Foullong fordert im Gespräch mit der taz ein Ende des Negativtrends. Weitere Einsparungen dürften nur Sachkosten treffen: „Allianz-Chef Michael Diekmann muss angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen erklären, dass es zu keinen weiteren Stellenstreichungen kommen wird.“

HERMANNUS PFEIFFER

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