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Der Provokateur

Sein Buch ist noch nicht zu kaufen – und sorgt schon für Wirbel: Stephan Opitz ist einer der vier Autoren von „Kulturinfarkt“, das am Dienstag erscheint. Opitz und seine Mitstreiter Dieter Haselbach, Armin Klein und Pius Knüsel fordern darin ein Umdenken in der Kulturförderung. Ihre These: Die Mission „Kultur für alle“ ist gescheitert. Sie schlagen vor, die Hälfte der Museen und Theater zu schließen und das Geld anders in Kultur zu investieren.

Opitz ist Leiter des Referats für Kulturelle Grundsatzfragen und Museen im Kieler Kulturministerium. Wie kam es zum Buch? „Wir vier waren unzufrieden, wie mit Steuergeldern im Kulturbereich umgegangen wird“, sagt er.

Der Spiegel druckte in dieser Woche einen Auszug aus dem Buch. „Uns war klar: Die Beton-Fraktion aus der Kulturszene wird uns schlachten“, sagt der 60-Jährige. Für ihn zählen dazu etwa der Kulturrat, der Deutsche Bühnenverein und die Deutsche Orchestervereinigung. Und die Provokation funktionierte: Die Reaktion der Interessenverbände sei so, „als wenn man versuchen würde, gemeinsam mit der Atom-Lobby zu strengeren Umwelt-Auflagen zu kommen“, sagt Opitz. Das Buch wird in Kulturszene und Feuilletons lebhaft diskutiert. Doch Opitz ist unglücklich über den Verlauf der Debatte: Viele Kritiker, etwa die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler, hätten nur „mit Schaum vor dem Mund“ auf das Buch reagiert. Er wünscht sich eine „sachliche Debatte“ wie in der Schweiz, die laufe dort mit einer „sachgerechten Ruhe“.

Der gebürtige Soltauer nennt sich selbst „einen halbwegs gestandenen Kultur-Typen“. Er studierte in den 70er Jahren Germanistik, Skandinavistik, Geschichte, Philosophie und Musikwissenschaft. Opitz leitete später die Volkshochschule in Schwäbisch Gmünd, dann das Nordkolleg in Rendsburg – und wechselte dann ins Ministerium. Seit Dezember 2009 ist er auch Honorarprofessor an der Uni Kiel – für Kulturmanagement. Als Testamentsvollstrecker kümmert er sich um das literarische Erbe von Peter Rühmkorf.  DANIEL KUMMETZ

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