BARBARA DRIBBUSCH ÜBER EINE SICH SELBST TORPEDIERENDE HOCHSCHULPOLITIK: Abinote 2,7 ? Vergiss es!
Die Zahl der Studienanfänger an den deutschen Hochschulen hat einen neuen Rekord erreicht. Die doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen sowie die Aussetzung der Wehrpflicht sind Grund für den Ansturm. Dieser führt zu absurden Konstellationen.
Wer zum Beispiel Soziale Arbeit, Psychologie oder Betriebswirtschaft studieren will, hat mit der Abinote 2,7 oder schlechter an den allermeisten staatlichen Universitäten erst mal keine Chance. Das Argument, hierbei handele es sich nur um normalen Wettbewerb unter Abiturienten, den man akzeptieren müsse, zieht dabei nicht. Die Zulassungsbeschränkungen haben nichts mit den inhaltlichen Anforderungen der Fächer zu tun, sondern mit dem arithmetischen Verhältnis von Studienplatzinteressenten zu vorhandenen Studienplätzen. Das führt zu der denkwürdigen Konstellation, dass etwa in Informatik oder Maschinenbau vielerorts kein Numerus clausus vorgeschaltet ist, obwohl es sich um die anspruchsvollsten Fächer handelt. Viele Studienanfänger, die ohne NC einen Platz in den Ingenieurwissenschaften bekamen, werfen in den ersten Semestern das Handtuch.
Gerade der Wettbewerb um die Studienplätze führt so paradoxerweise zu verlangsamten Biografien. Der Durchschnittsabiturient durchläuft vielleicht eine Phase mit Jobben, Freiwilligendiensten oder ein paar Semestern Altorientalistik, in der Hoffnung, danach doch noch den begehrten Studienplatz zu ergattern. Der in den 70er und 80er Jahren viel geschmähte „Bummelstudent“ kehrt so in unfreiwilliger Variante wieder. Wer hätte gedacht, dass eine Bildungspolitik sich solchermaßen selbst torpediert. Ohne mehr Geld in die Universitäten zu stecken, das sich dann auch in Studienplätzen niederschlägt, wird es nicht gehen.
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