SUSANNE KNAUL ÜBER ISRAEL UND DIE MORDE IN TOULOUSE: Die schwierige Heimstatt
Der Tod palästinensischer Kinder in Gaza war erklärtermaßen mit Grund für den Terroristen in Toulouse, vier Juden zu erschießen. Selbst wenn diesem Mörder ein nahöstlicher Friedensprozess, der Aussicht auf Erfolg hat, vielleicht ausgereicht hätte, um von dem Attentat vor der jüdischen Schule abzusehen, so bliebe Israel für viele andere Muslime doch weiter Grund für Gewalt. Daran wird sich so lange nichts ändern, solange Israel ein jüdischer Staat bleibt.
Die Zionisten, die an Israel als Heimstätte für die Juden festhalten, werden aber gerade durch Attentate wie das in Toulouse bestärkt. Der Antisemitismus in der Welt macht die Existenz Israels als Asyl für Juden unabdingbar, solange sie Angst haben müssen, weil sie Juden sind. Israel garantiert das mit dem Rückkehrrecht.
Einen kleinen, aber jüdischen Staat strebte Jitzhak Rabin einst an, in der eine arabische Minderheit lebt. Einen Treueschwur auf einen jüdischen und gleichzeitig demokratischen Staat verlangt ein jüngst eingeführtes Gesetz Kandidaten ab, die Staatsbürger werden wollen. Theoretisch wäre das möglich, mit nur einem Abstrich: der Sonderregelung für alle Juden, die Antisemitismus fürchten müssen.
Praktisch geht die Rechtsprechung heute weit darüber hinaus, denn sie beschneidet die Rechte der Minderheiten. Arabische Ehepaare, bei denen nur einer der Partner über die Staatsbürgerschaft verfügt, können nicht mit vollen Bürgerrechten in Israel leben. Mit der Benachteiligung der arabischen Minderheit spielt Israel den muslimischen Gegnern in die Hand. Umgekehrt könnte eine demokratische Rechtsprechung im jüdischen Staat, gepaart mit einem ernst gemeinten Friedensprozess, den Feinden Zions den Wind aus den Segeln nehmen. Das Leben jüdischer Schulkinder in Toulouse oder andernorts wäre trotzdem kaum sicherer.
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