: Haus in Caputh wieder ganz
Am Sonntag wird das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh bei Potsdam eröffnet. Ein Museum soll das Holzhaus nicht werden. Öffentliche Führungen und Veranstaltungen sind aber geplant
Die Wiedereröffnung des Sommerhauses von Albert Einstein in Caputh bei Potsdam an diesem Sonntag ist sicherlich ein Höhepunkt des Jahres 2005, das ganz besonders dem genialen Physiker gewidmet ist. „Es ist das einzige bauliche Zeugnis, in dem Einstein wirklich gelebt hat und das so noch erhalten ist“, sagt Inga Weilmann, Geschäftsführerin des Potsdamer Einstein Forums.
Und dem Vater der Relativitätstheorie hat es dort wirklich gefallen. An seine Schwester schrieb er: „Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Spaziergänge, die relative Ruhe; es ist ein Paradies.“ Das Gebäude, in dem sich Einsteins Berliner Stadtwohnung befand, wurde im Krieg zerstört. Sein Haus in Princeton/USA ist vermietet. Dort erinnert nach Angaben des Einstein Forums nichts mehr an den wohl berühmtesten Physiker.
Das Einstein Forum plant in Caputh „in Zukunft ganz exklusive Veranstaltungen. Wir werden das Haus an drei Tagen die Woche auch für die Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Weilmann. Eintritt und Führungen seien aber jeweils nur mit Voranmeldung möglich. Von Einstein privat ist in diesem Jahr relativ wenig übrig geblieben – und vielleicht ist Caputh bei Potsdam am nächsten an ihm dran. „Es ist auch architekturhistorisch ein Ereignis, dass dieses Haus wieder zu sehen ist“, sagt Weilmann. Es wurde von dem aus Frankfurt (Oder) stammenden Architekten Konrad Wachsmann (1901–1980), der später mit Walter Gropius zusammenarbeitete, entworfen. Von 1929 bis 1932 verbrachte der Physiker dort die Sommermonate.
Einstein starb vor 50 Jahren, seit 100 Jahren gibt es seine Allgemeine Relativitätstheorie. Wohl keines der Wissenschaftsjahre, die Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) seit 2000 ausrief, erregte bisher so viel Aufmerksamkeit wie das Einsteinjahr. Das mag daran liegen, dass zum ersten Mal ein Mensch im Mittelpunkt steht – oder am Geldsegen: Allein die Bundesregierung fördert das Einsteinjahr mit 13 Millionen Euro.
Viel günstiger war dagegen die Sanierung des Hauses in Caputh. 500.000 Euro schossen Sponsoren bei. Seit 2001 war es geschlossen. „Es war in einem sehr desolaten Zustand“, sagt Weilmann. Nun ist es originalgetreu restauriert. „Nach der Wiedervereinigung waren die Eigentumsverhältnisse lange unklar“, so Weilmann. Seit März 2004 ist klar, die Hebräische Universität Jerusalem ist der Haupteigentümer. Die Uni hat dem Einstein Forum die Nutzungsrechte übertragen.
Und wie authentisch ist jetzt das Holzhaus? Die Innenarchitektur wurde nach den Plänen Wachsmanns wieder hergestellt. Möbel gab es keine mehr. Im Sommerhaus steht aber ein Schreibtisch, der nach einem Wachsmann-Entwurf nachgebaut wurde. Und Weilmann plaudert über das Genie und das moderne Bauen seiner Zeit: „Einstein hat sich im Endeffekt irgendwelche Möbel reingestellt. Er hatte kein Interesse, da irgendwo auch der Idee des neuen Bauens zu folgen und Möbel von Marcel Breuer hineinzustellen – das war der Vorschlag von Wachsmann.“
Dass Einstein Berlin bis 1933 die Treue hielt, lag sicher nicht an seiner Liebe zu Deutschland. Er wurde als Jude, der sich für den Zionismus stark machte, auch zunehmend angefeindet. Doch lockende Angebote aus dem Ausland lehnte er aus Verbundenheit zu seinem Gönner Max Planck ab. Auch sein Haus in Caputh bei Potsdam, in dem er die großen Geister seiner Zeit versammelte, wollte er lange nicht missen.
Zur Feierstunde am Sonntag in Caputh und Potsdam wird neben Bulmahn auch Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) erwartet. Dem letzten Willen Einsteins entsprechend darf das Haus übrigens kein Museum werden.
MATTHIAS SCHRÖTER, DPA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen