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American FootballEier-Fußball auch im Olympiastadion?

Der Senat beschließt, sich um Gastspiele der US-Liga NFL in Berlin zu bewerben. Begeistert davon ist Sportsenatorin Iris Spranger (SPD).

Iris Spranger ist nicht bloß Sportsenatorin, sondern merklich auch echter Sportfan. Ihre neueste Leidenschaft: American Football Foto: Markus Lenhardt/dpa

Berlin taz | Iris Spranger scheint ihren Job wirklich zu mögen. Jedenfalls ist die SPD-Politikerin bei öffentlichen Anlässen selten schlecht gelaunt zu erleben. Dabei ist es nicht durchweg spaßig, Innensenatorin zu sein. Es geht dabei um Schicksalsthemen wie Abschiebungen, der Job macht einen zur Projektionsfläche von Extremisten aller Art, weswegen stets Personenschutz angesagt ist. Vielleicht ist deshalb das Thema Sport beim Innenressort angedockt, um für ein Gegengewicht zu sorgen.

Und so konnte man Spranger seit ihrer Amtsübernahme 2021 bei der Deutschen Leichtathletikmeisterschaft im Olympiastadion gratulieren sehen, bei der Handball-EM und auch bei der Fußball-Euro. Jetzt aber hat die Senatorin noch eine Sportart für sich entdeckt: American Football. Also jenes Spiel, bei dem trotz seines Namens der Fuß allein beim Anstoß und bei einer Art Freistoß zum Einsatz kommt und der Ball mehr einem Ei gleicht.

Am vergangenen Wochenende hat sich Spranger solch ein Match in München angeschaut. Dort gab es ein Gastspiel zweier Mannschaften der NFL, quasi der US-Bundesliga im Football, deren Finale, die Super Bowl, jeden Februar weltweit im Fernsehen gezeigt wird. Und obwohl in München, übertragen auf hiesige Fußball-Verhältnisse, eher Teams der Kategorie Bochum und Hoffenheim aufeinander trafen, war das Stadion voll und die Stadt – nicht nur laut Spranger – schon am Vortag von Football-Fans geprägt.

Dazu, so hoffte Spranger am Dienstag in einer Pressekonferenz, wird es auch im Berliner Olympiastadion zwischen 2025 und 2029 mindestens drei Mal kommen. Dazu gab es einen offiziellen Beschluss des Senats, dass sich das Land Berlin bei der US-Liga-Leitung um solche Auslandsspiele bewirbt.

Ist das eine Sache für eine Landesregierung?

Das mochte in Zeiten großer Umbrüche, von Trump, Ampel-Aus und in Berlin immer noch ungelöster Haushaltsprobleme, etwas banal für eine Landesregierung wirken. Die konnte diese Woche allerdings auch nichts wirklich Wichtiges entscheiden, weil Chef und Vizechefin, Kai Wegner (CDU) und Franziska Giffey (SPD), gar nicht in Berlin sind, sondern in den USA – wenn auch nicht wegen Football.

Ganz banal ist die Sache allerdings nicht: Laut Spranger müsste das Land Berlin binnen vier Jahren rund 12 Millionen Euro investieren, könnte aber ein Vielfaches davon verdienen. Ein einziges NFL-Gastspiel in Frankfurt am Main soll 110 Millionen Euro Mehrwert gebracht haben. Bloß müsse man Umkleiden umbauen und die Rasenfläche vergrößern – was aber nicht auf Kosten der blauen Tartanbahn für die Leichtathletik gehen soll.

Ob es dazu kommt, wolle die NFL in den nächsten Wochen entscheiden – „ich fiebere der Entscheidung entgegen“, ist am Dienstag vom neuen Football-Edelfan Spranger zu hören.

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