: Kein Wald, kein Berg, kein See, keine ZLB
Der Senat hat schon früher Ideenwettbewerbe für das Tempelhofer Feld ausgeschrieben – und es gab schon einige große Ideen. Woraus alles nichts geworden ist
Von Andreas Hergeth
Das Tempelhofer Feld weckt seit Schließung des Flughafens im Jahr 2008 allerhand Begehrlichkeiten. Ist halt so schön weit hier – und leer.
Drei Jahre hatte das Verfahren gedauert, in dem der Senat Pläne für die Gestaltung des Feldes entwickeln wollte. Im Mai 2011 wurden dann Entwürfe vorgestellt, die beim Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in die engere Auswahl gekommen waren. Sechs Entwürfe wurden in einer Ausstellung gezeigt. Der Siegerentwurf sah unter anderem Wege in elliptischen Formen vor, eine Wasserfläche, die im Winter zur Eislaufbahn wird, einen zentralen Pavillon und am östlichen Rand des Feldes einen 60 Meter hohen Berg.
Nun, mit künstlichen Bergen kennt Berlin sich ja eigentlich gut aus. Der Mont Klamott im Volkspark Friedrichshain, bestehend aus Bunkerresten und Bauschutt aus dem kriegszerstörten Berlin, ist seit 1949 rund 78 Meter hoch. Und im Tierpark Friedrichsfelde verwandelte sich ein 60 Meter hohe Trümmerberg mit viel Aufwand und Geld in das Himalaja-Gebirge, im April 2022 wurde es eröffnet. Es braucht also keinen weiteren künstlichen Berg auf dem ach so flachen Tempelhofer Feld. Im April 2012 öffnete ein Info-Pavillon, der Besucher:innen des Tempelhofer Feldes über die künftige Parkgestaltung informierte. Zu sehen war natürlich der Entwurf eines schottisches Planungsbüros, das sich mit seinem Entwurf zur künftigen Parklandschaft durchgesetzt hatte. Die am Computer zusammengesetzten Aufnahmen sollten einen Ausblick auf die Zukunft geben: Man sah den stillgelegten Flughafen aus der Luft mit Wasserbecken und kleinem Wald. Bereits im Oktober 2013 hatte der damalige Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) den Bau eines künstlichen Sees, 3 Hektar groß, auf dem Feld angekündigt. Gegen das Vorhaben klagte der Bund für Umwelt und Naturschutz. Was aus See und Wald geworden ist, lässt sich ja auf dem Feld begutachten.
Ein Jahr später hatte sich auch die Idee erledigt, die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) im stillgelegten Flughafen anzusiedeln – Platz wäre ja genug gewesen. Der Volksentscheid im Mai 2014 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Das Elend mit der Standortsuche für die ZLB hält bekanntlich bis heute an. Das Tempelhofer Feld bringt solchen Groß-Ideen einfach kein Glück. Zuletzt machte im Sommer dieses Jahres der unausgegorene Plan einiger Investoren um den Gründer des „EUREF-Campus“, Reinhard Müller, die Runde.
Die absurde Idee: Warum nicht die Messe Berlin von ihrem jetzigen – zwar sanierungsbedürftigen, aber ja bestens funktionierenden – Standort am Funkturm abziehen und im Tempelhofer Flughafengebäude sowie einem halben Dutzend neu zu bauender Hallen auf dem betonierten Vorfeld ansiedeln. Doch davon wollte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) nichts wissen. Die Berliner:innen auch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen