Konzerttipps für Berlin: Die beste Band der Welt

Es gibt reichlich viel Pop diese Woche. Einerseits. Denn die Stars der improvisierten Musik spielen ebenso auf.

Hiatus Kaiyote Foto: Rocket Weijers gründeten sich 2011 in Melbourne

Erst einmal ganz schräg und schief anfangen. Oder vielmehr: verbogen. Am Freitag (11. 10., 20.30 Uhr) lädt das Ausland zu einer weiteren Ausgabe seiner Reihe „Biegungen“. Als Umformungskünstler gibt sich diesmal das Elektronikerinnentrio Kaffe Matthews, Antye Greie-Ripatti/AGF und Ryoko Akama alias The Lappetites die Ehre.

Das Wechselspiel von Wort und Strom könnte bei ihrem Auftritt eine Rolle spielen. Wobei mit Sprache als zu verarbeitendem Material mindestens ein Medium ins Spiel kommt. Medien technischerer Art verwenden am selben Abend wiederum İpek Odabaşı und Ignaz Schick bei ihrem gemeinsamen Auftritt, Odabaşı digital mit CDs, Schick dagegen analog mit Plattenspieler. Apropos analog: Tickets (10 Euro) gibt es nur an der Abendkasse.

Weitgehend analog geht es wahrscheinlich Dienstag im KM28 zu, wenn zwei norwegische Improvisationsgrößen aufspielen. Der Pianist Christian Wallumrød und der Gitarrist Ivar Grydeland bewegen sich beide in offenem Terrain, wo Jazz und andere Formen des freien Musizierens unmerklich miteinander neue Dinge heranwachsen lassen. Das kann sehr still vor sich gehen, muss es aber nicht.

In jedem Fall reduzieren sie ihre Gesten eher, als dass sie wild in alle möglichen Richtungen auskragen. Statt endloser Soli zur Demonstration ihres Könnens zeigen sie ihr Können zu einem gut Teil mit dem, was sie nicht tun. Und ihre Instrumente klingen nicht unbedingt immer so, wie die Werkseinstellungen vorsehen (Karl-Marx-Straße 28, 15. 10., 20 Uhr).

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Alternativ könnte man am Dienstag aber auch im Haus der Kulturen der Welt die Kunst des scheinbar mühelos gedehnten Grooves bestaunen. Traditionell begeht man dort jedes Jahr am 15. Oktober den Geburtstag von Afrobeat-Pionier Fela Kuti, „einem der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts“, wie das Haus selbst schreibt, und dem muss man eigentlich nichts mehr hinzufügen.

Vielleicht noch dies: Den Abend bestreiten The Berlin Afrobeat Company unter Leitung von Ekowmania mit Bandmitgliedern von Sonic Interventions, als Hauptgast erwartet werden Seun Kuti & Egypt 80. Seun Kuti, der jüngste Sohn Felas, leitet seit dessen Tod im Jahr 1997 die „letzte“ Band seines Vaters, Egypt 80. Deren aktuell erschienenes Album „Heavier Yet (Lays The Crownless Head)“ produzierte übrigens Lenny Kravitz (Haus der Kulturen der Welt, 15. 10., 19 Uhr, 22/18 Euro).

Und dann ist da noch die beste Band der Welt, ach nein, das waren Die Ärzte, aber auf jeden Fall eine der besten Bands der Welt: Hiatus Kaiyote aus Melbourne sind ein Beispiel für Musiker, die ihre Einflüsse von überall dort hernehmen, wo es ihnen gefällt, ohne dass sie damit zwingend ein bisschen was für jeden abliefern.

Soul, Funk, Clubmusik, selbst feine Dosen von Rock passen in ihr Konzept, aber stets so zusammengemischt, dass am Ende wieder Hiatus Kaiyote herauskommt. Einen nicht unerheblichen Anteil an ihrem Tollsein hat die Sängerin und Gitarristin Nai Palm.

Gemeinsam mit ihren drei Kollegen entsteht so etwas, das einfach immer wieder begeistert. Auf ihrem jüngsten Album, „Love Heart Cheat Code“, kann man sich vorab davon überzeugen. Oder man geht, immer noch am Dienstag, direkt ins Huxleys Neue Welt (15. 10., 20 Uhr, Tickets im VVK für 47,25 Euro gibt es hier).

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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