Nahost-Konflikt und Clubszene in Berlin: Krach in der Clubcommission

Sage-Betreiber Sascha Disselkamp verlässt die Clubcommission nach über 20 Jahren – auch aufgrund der Nichtpositionierung des Vereins zum Hamas-Terror.

Das Bild zeigt Plakate mit dem Schriftzug "Clubcommission"

Die Berliner Clubcommission ist seit dem Jahr 2000 aktiv – aber in Sachen Nahost-Konflikt auffällig leise Foto: Christoph Söder/dpa

Berlin taz | Es ist durchaus ein Paukenschlag in der Berliner Clubszene: Sascha Disselkamp, Gründer der Clubcommission und seitdem fast durchgehend im Vorstand, ist aus dem Interessensverband der Clublandschaft ausgetreten.

Grund dafür sei das Statement der Clubcommission auf Instagram zum ersten Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober, so der Betreiber des Sage-Clubs. Darin heißt es lapidar auf Englisch: „In Gedenken an die unschuldigen verlorenen Leben.“ Das Psytrance-Festival Nova, bei dem 364 Menschen ermordet und 38 weitere nach Gaza verschleppt wurde, wird mit keiner Silbe erwähnt.

„Ein Jahr lang hat man es kaum geschafft, Worte wie ‚Terror‘, ‚Opfer der Hamas‘ oder ‚Mitgefühl für die Getöteten und Entführten vom Nova-Festival‘ auszudrücken“, sagt Disselkamp zur taz. „Man hat es nicht geschafft, zu fordern, dass die Geiseln freigelassen werden.“ Selbst zu der Forderung nach sofortiger Beendigung des Krieges zwischen Israel und Hamas wollte sich die Clubcommission nicht durchringen, so Disselkamp.

Von der Clubcommission heißt es unterdessen: Der Verband befinde sich seit Februar in einem Dialogprozess mit Betroffenen auf beiden Seiten des Konflikts und wolle währenddessen keine politischen Statements abgeben. „Da unser Engagement offenbar bislang nicht ausreichend sichtbar war, werden wir das in den nächsten Wochen nachholen“, so ein Vorstandsmitglied zur taz. Disselkamps Perspektive sei im Verein „sehr geschätzt“, auch wenn es unterschiedliche Auffassungen gebe zu der Frage, ob man Statements veröffentlichen soll oder nicht.

„So noch nie erlebte Zerrissenheit der Szene“

Bereits im Februar sprach Disselkamp mit der taz über die Polarisierung der Clubszene seit dem 7. Oktober. „Ich habe noch nie so eine Zerrissenheit innerhalb der Szene erlebt wie jetzt gerade“, sagte er damals.

Auch die Clubcommission selbst stand in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder in der Kritik. Kurz nach dem Angriff teilte Lewamm Ghebremariam, ebenfalls im Vorstand des Verbands, Beiträge auf Instagram, in denen etwa der Angriff der Hamas als „Widerstand“ gegen Besatzung und Apartheid bezeichnet wurde, der ein „Recht“ und eine „Pflicht“ sei.

Im April verließ Ghebremariam die Clubcommission. „Macht geht mit Verantwortung einher, und in den letzten Monaten wurde deutlich, dass die Clubcommission diesen Verantwortlichkeiten nicht gerecht werden kann“, erklärte sie dazu. Sie sei zurückgetreten, um ihren „Werten treu zu bleiben“.

Direkt nach dem 7. Oktober veröffentlichte die Clubcommission ein längeres Statement, in dem das Nova-Massaker zwar klar verurteilt wird. Kritisiert wurde jedoch, dass schon hier weder die Hamas noch der Antisemitismus oder Jüdinnen und Juden erwähnt wurden.

„Meine Kritik bezieht sich nicht nur auf die Clubcommission“, sagt Disselkamp. „Sondern es ist die Szene selbst, die kein Mitgefühl mit Jüdinnen und Juden zeigt, die hier in unserer Stadt um ihr Leben fürchten. Und das halte ich nicht mehr aus.“

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