taz talk mit Fania Oz-Salzberger: Ein Appell pro Frieden

Die israelische Historikerin Fania Oz-Salzberger erklärt im taz Talk, wieso sie ein Jahr nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober noch Hoffnung hat.

Lisa Schneider und Fania Oz-Salzberger im taz Talk

Lisa Schneider und Fania Oz-Salzberger im taz Talk Screenshot: taz

Berlin taz | Sie sei ein „Peacenik“, also eine Person, die sich für den Frieden einsetzt, aber keine Pazifistin. Mit dieser Aussage beginnt der taz Talk mit der israelischen Historikerin Fania Oz-Salzberger. Der Satz stamme eigentlich von ihrem Vater, dem israelischer Schriftsteller, Journalisten und Intellektuellen Amos Oz und sie teile ihn. Der Talk dreht sich, ein Jahr nach dem Überfall der Hamas auf Israel vor genau einem Jahr, am 7. Oktober 2023, vor allem um die Frage, wofür die israelische Linke steht, und wie eine mögliche Zukunft für die israelische und palästinensische Zivilgesellschaft aussehen könnte.

Moderiert wird er von Lisa Schneider, Nahost-Redakteurin im Auslandsressort der taz, die unplanmäßig aus Beirut zugeschaltet ist, da ihr Flug nach Deutschland abgesagt wurde. Während Oz-Salzberger aus der Nähe von Jerusalem am Gespräch teilnimmt statt wie geplant aus L.A., weil auch ihr Flug aus Tel Aviv gecancelt wurde. Der Krieg in Nahost ist während des Gesprächs allgegenwärtig.

Zunächst geht es um Oz-Salzbergers Definition von links und um die Spaltung der globalen Linken entlang des Nahostkonflikts. Sie selbst sei Sozialdemokratin, sehe sich aber als zionistisch-links, als Vertreterin eines humanistisches Zionismus: „Ich vertrete, was Israel bei seiner Gründung war: liberal-demokratisch.“ Und vertritt in Hinblick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt die Einstellung: „Wenn Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit unsere gemeinsamen Werte sind, dann können wir reden.“

Bald geht es im Gespräch um die Zwei-Staaten-Lösung. Oz-Salzberger betont: „Ich habe immer und glaube auch jetzt noch an die Zwei-Staaten-Lösung. Es ist das einzige israelisch-palästinensische Szenario, das nicht noch mehr Blut vergießen wird.“

Lisa Schneider, die das Gespräch auf Englisch führt und die Antworten der Historikerin dabei immer wieder auf Deutsch zusammenfasst, möchte wissen, ob eine Zwei-Staaten-Lösung überhaupt noch möglich sei nach dem 7. Oktober.

Der gesamten taz Talk von Lisa Schneider mit Fania Oz-Salzgerber kann als Videoaufzeichnung im Netz angesehen werden. Ein weiterer taz Talk startet am Montag, 7.10.24, um 19 Uhr in der taz Kantine. Dann redet taz-Redakteur Konstanin Nowottny mit dem dem palästinensischen Aktivisten Hamza Howidy und dem Nahost-Wissenschaftler Tom Khaled Würdemann über Wendepunkte im Nahen Osten. Die Diskussion kann live vor Ort oder per Stream im Internet verfolgt werden.

Die Professorin ist sich sicher: „Was tot ist, ist die Idee einer Ein-Staaten-Lösung. Aber nicht die einer Zwei-Staaten-Lösung.“ Denn es gebe Hoffnung; unter anderem habe eine Umfrage in Israel im vergangenen Monat ergeben, dass 25 Prozent der Bevölkerung eine solche Lösung befürworte. Das sei eine große Zahl für diese traumatisierte Gesellschaft. Es gebe genug Solidarität in der Bevölkerung, der Staat Israel müsse aber die aktuelle, zum Teil faschistische Regierung abwählen, es brauche stattdessen eine moderate Mitte-Regierung, die den Weg zum Frieden ebnet. Wobei sie diesen aber auf keinen Fall mit Hamas, Hisbollah und der aktuellen iranischen Regierung sehe.

„Wer sagt, dass Israel nicht existieren sollte, ist mein ideologischer, intellektueller und physischer Feind. Und ironischerweise auch Feind jeglicher palästinensischer Hoffnung für eine Lösung und für den Frieden“, so die Israelin. Wer behaupte, Israel hätte sein Existenzrecht verloren, sei klar antisemitisch.

Der Talk endet mit den abschließenden Worten Fania Oz-Salzbergers, man solle nicht Pro-Israel oder Pro-Palästina sein. Sondern Pro-Frieden.

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