taz🐾lage:
Von Arzach nach Berlin
Schon vor einem Jahr hätte ich als Stipendiatin bei der taz anfangen sollen, doch dann veränderte sich alles. Als ich mich 2023 für das Marion-Gräfin-Dönhoff-Journalistenstipendium bewarb, war ich in meiner Heimat Bergkarabach, wir nennen die Region Arzach. Ende 2022 blockierte Aserbaidschan mein Land und schnitt unsere Verbindung zu Armenien und der Welt ab. Während der Blockade berichtete ich über die belagerte Bevölkerung, die mit dem Hungertod konfrontiert war. Es mangelte an Lebensmitteln, Medikamenten, Gas und Strom.
Ich bewarb mich für das Stipendium in der Hoffnung, mich bald wieder frei bewegen zu können. Doch während der Tage, an denen das Programm 2023 stattfand, erlebte mein Land seine schicksalhaftesten Momente. Nach fast zehn Monaten der Blockade griff Aserbaidschan die geschwächte Bevölkerung an. In nur einer Woche wurde mein Land ethnisch gesäubert und wir alle mussten fliehen. In diesem Jahr erhielt ich eine Einladung von den Organisatoren des Programms und bin vergangene Woche bei der taz in Berlin angekommen. In meine Heimat werde ich als Journalistin nicht zurückkehren können. Die nächsten zwei Monate möchte ich nutzen, um mich mit anderen Journalisten zu vernetzen und weiter über meine Heimat und ihre geflüchteten Bewohner zu schreiben, auch wenn unsere Region in diesem Jahr kaum in den Nachrichten vorkommt. Siranush Sargsyan
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