Studie zu Welternährung: Kein Geld für gesundes Essen

Laut einer Untersuchung fehlt rund 3,1 Milliarden Menschen weltweit Geld für gesunde Ernährung. Die Lage ist dramatisch, warnt die NGO Misereor.

Ein Junge hockt auf der Muellhalde "Nyanza" in Kigali, Ruanda

Nach aktuellem Stand leben 692 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar am Tag Foto: Thomas Lohnes/ddp

Berlin taz | Mehr als jedem Dritten weltweit – 3,1 Milliarden Menschen – fehlt das Geld für eine gesunde Ernährung. Das hat die Entwicklungsorganisation Misereor in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Georg-August-Universität Göttingen berechnet.

„Trotz einer wachsenden Weltwirtschaft ist die Ernährungsarmut dramatisch hoch“, sagte Lutz Depenbusch, Ernährungsexperte bei Misereor am Dienstag bei der Vorstellung der Studie. Menschen in Armut seien besonders stark von den Krisen der vergangenen Jahre betroffen, hätten aber nichts vom wachsenden Wohlstand, so Depenbusch.

Mit ihrer Untersuchung weisen die Autoren auch auf Lücken in den Berechnungen zu Armut der Weltbank hin, die als Grundlage etwa für die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dient. Nach aktuellem Stand leben 692 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar am Tag. Jonas Stehl von der Universität Göttingen findet die Grenze extremer Armut viel zu niedrig.

Mit 2,15 US-Dollar könnten sich Menschen keine gesunde Ernährung und die Befriedigung anderer minimaler Grundbedürfnisse leisten. Die Berechnung der Weltbank beruhe auf minimalen Kalorien, die kurzfristig zum Überleben reichen. „Aber langfristig benötigt der Körper weitere Nährstoffe“, so Stehl. Außerdem sei eine einzige Zahl für alle Länder der Welt wenig aussagekräftig.

Fast alle in Mosambik ernähren sich ungesund

Die Studie basiert auf den Berechnungen der US-amerikanischen Tufts-Universität und Daten von 2022. Die hat für jedes Land einen Korb erstellt mit den preiswertesten Lebensmitteln aus sechs verschiedenen Lebensmittelgruppen, die lokal verfügbar sind. Die Wissenschaftler von Misereor und der Universität Göttingen haben berechnet, wie viele Menschen in den jeweiligen Ländern sich diesen Korb leisten können und wie hoch die Ungleichheit ist.

Mosambik hat demnach weltweit die größte Ernährungsarmut. 94 Prozent der Bevölkerung können sich keine gesunde Ernährung leisten. Das Land ist hoch verschuldet, geplagt von Klimakatastrophen und bewaffneten Konflikten. Aber auch im vergleichsweise reichen Brasilien haben über die Hälfte der Menschen keinen Zugang zu gesundem Essen, obwohl das Land einer der größten Agrarexporteure ist. Unter Präsident Lula da Silva zeigten sich aber Verbesserungen, betonte Depenbusch: Das Schulessen sei ausgebaut und die Zusammenarbeit mit NGOs im Ernährungsrat verstärkt worden.

Neben der Unterstützung der lokalen Zivilgesellschaft und Bauernkooperativen müsse laut Misereor mehr ökologische Landwirtschaft gefördert und die lokale Produktion und Vermarktung gestärkt werden. „Länder müssen unabhängiger von Exporten werden, es muss eine bessere Regulierung von Konzernen geben“, sagte Depenbusch. Um finanzielle Spielräume für die Länder zu schaffen, befürwortet Misereor ein globales Steuerabkommen und faire Entschuldungsverfahren. Die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt für Entwicklungsgelder kritisierte Depenbuch als verantwortungslos.

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