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Stefan Alberti hört der Bildungsministerin zuWie voneinem anderenStern

Es geht um Bildungspolitik und auch um ein bisschen Wissenschaft am Dienstagmorgen bei der IHK in der Fasanenstraße. Die Industrie- und Handelskammer lädt sich seit 20 Jahren Politiker zu morgendlichen Gesprächen quer durchs politische Spektrum ein. Da schaut auch schon mal ein Mitglied des Bundeskabinetts vorbei, wie diesmal Bettina Stark-Watzinger (FDP), Ministerin für Bildung und Forschung. Die war zuletzt in der Kritik in der sogenannten Fördergeldaffäre – was aber nicht zur Sprache kommen wird.

Vier Kilometer sind es Luftlinie von ihrem Ministerium in Moabit bis zur größten Wirtschaftsvereinigung der Stadt in Charlottenburg. Wenn man die FDP-Politikerin aber so reden hört, so scheinen Lichtjahre zwischen ihrem Blick auf die (Bildungs-)Welt und der Realität der Stadt zu liegen. Berlin stand im jüngsten Bildungsmonitor auf Platz 12 der 16 Bundesländer, was im Vergleich zu sonstigen Rankings schon gut war.

Stark-Watzinger jedoch erzählt unter anderem von Stanford, oft als Nummer 3 unter den US-Elite-Unis eingestuft. Sie zitiert einen US-Bildungsverantwortlichen, dem zufolge Schulen für Berufe befähigen müssten, die es jetzt noch gar nicht gibt. Und wiederholt, was bei solchen Gelegenheiten immer wieder zu hören ist: dass man sich im Laufe seines Berufslebens gleich mehrfach neu erfinden müsse. Wobei man sich dann fragen könnte: Wieso entstehen Zeilen wie beispielsweise diese seit Jahrzehnten auf die gleiche Weise – zuhören, mitschreiben, hinterfragen, tippen?

Elite, neu erfinden, gleich drei Ecken weiter denken. Das klingt etwas schräg in einer Stadt, in der auch nach Zahlen der IHK ein großer Teil der Viertklässler beim Lesen, Schreiben und Rechnen die Bildungsziele verfehlt. Rund 46 Prozent waren es sogar beim Rechtschreiben im bundesweiten Bildungsvergleich 2022. In der Stadt, in der es der größere Regierungspartner CDU für nötig hielt, in seinem „Berlin-Plan“ zu versprechen, was mal als gegeben galt: „Am Ende der Grundschule können alle Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen.“

Was die Ministerin sinngemäß auch sagt: dass reine Wissensvermittlung nicht so wichtig sei – da verweist sie auf Suchmaschinen. Wichtiger sind für sie „Zukunftskompetenzen“. Immerhin erwähnt sie noch, dass es auch Basiskompetenzen braucht.

So richtig nah an der Realität wirkt das nicht in diesem Saal. In dem wurde vor viereinhalb Jahren die SPD-Bundesministerin Franziska Giffey mehr als fast jede und jeder andere vor und nach ihr für ihren bürgernahen Politikstil der einfachen Worte beklatscht und als Regierungschefin herbeigewünscht. Im Oktober wird sie erneut zu Gast sein – als Wirtschaftssenatorin.

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