Hochwasser in Mitteleuropa: Reißende Flüsse, isolierte Orte

In Österreich schalten Spitzenpolitiker zwei Wochen vor den Wahlen auf Gummistiefel-PR. In Teilen Mitteleuropas ist die Lage nach wie vor dramatisch.

Drei Leute stehen am ufer der vollgelaufenen Donau in Wien

Graue Donau. Viele Maßnahmen in der Vergangenheit sorgen dafür, dass Wien vom Schlimmsten verschont bleibt Foto: Thomas Kronsteiner/getty images

„Wir werden auch diese Krise hinter uns bringen“, sagte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen angesichts der aktuellen Hochwasserkatastrophe. Im ORF sprach er den Angehörigen eines Feuerwehrmanns, der bei den Hilfsarbeiten ums Leben kam, sein Beileid aus.

Das Sturmtief „Boris“ führte in Mittel- und Osteuropa bereits am Wochenende zu überfluteten Flüssen, Dammbrüchen und von der Außenwelt abgeschnittenen Orten. Betroffen sind neben Österreich vor allem das polnisch-tschechische Grenzgebiet sowie Teile der Slowakei und Rumäniens. Mittlerweile ist die Zahl der Toten in Österreich auf drei angestiegen. In der Steiermark und Niederösterreich kam es wegen umgestürzter Stromleitungen in Tausenden Haushalten zu Stromausfällen. Die meisten Unterbrechungen wurden rasch behoben.

Österreich steckt eigentlich mitten im Wahlkampf für die Nationalratswahl am 29. September. „Wir haben über die Kabinette und Parteizentralen vereinbart, dass der Wahlkampf erst einmal ruht“, sagte der grüne Vizekanzler Werner Kogler. Doch man zeigt Präsenz. Während sich der SPÖ-Parteivorsitzende und Kleinstadt-Bürgermeister Andreas Babler rastlos in Gummistiefeln präsentiert, gibt sich Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) staatstragend in Krisensitzungen.

FPÖ-Chef Herbert Kickl, sonst eher unversöhnlich im Ton, appellierte in einem Video an „die große Kraft der Gemeinschaft“. Den Klimawandel, laut Fachleuten eindeutige Ursache immer häufigerer Extremwetterereignisse, hatte Kickl in der Vergangenheit immer wieder heruntergespielt. In dieselbe Kerbe schlug auch die ÖVP wiederholt, wenn sie von „radikalen Klimaaktivist:innen“ sprach.

Polen ist noch immer Kohleland

Auch außerhalb Österreichs ist die Lage kritisch. In Tschechien wurden sieben Vermisste und ein Todesopfer gemeldet, Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Donald Tusk verhängte in Polen, wo ebenfalls zwei Tote gemeldet wurden, erstmals einen Katastrophenzustand speziell für Naturkatastrophen. In der Kleinstadt Nysa wurden die Pa­ti­en­t:in­nen eines Krankenhauses mit Booten evakuiert.

In einem offenen Brief forderten nun 15 Wis­sen­schaft­le­r:in­nen an mehreren polnischen Universitäten mehr Klimaschutz von der Regierung ein. „Das ist keine Abweichung von der Norm. Das ist die neue Realität“, schreiben sie darin. Mehr als 70 Prozent der polnischen Stromerzeugung stammt aus Kohlekraftwerken. Hunderttausende Haushalte heizen zudem mit Kohle.

Auch in Rumänien bleibt die Lage kritisch. Mindestens sechs Menschen sind in den bis zu drei Meter hohen Sturzfluten ums Leben gekommen, Tausende Häuser wurden zerstört. Die Regierung hat Notunterkünfte eingerichtet und plant Soforthilfen.

Auch wenn der Regen im Lauf des Dienstags in den betroffenen Regionen abklingen soll, dürften die Pegelstände vorerst hoch bleiben. In Teilen Österreichs gab es am Wochenende über einen Meter Neuschnee. Ein Glücksfall, da dadurch viele Niederschläge vorläufig gebunden sind. In den kommenden Tagen dürften sie wieder schmelzen.

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