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Landtagswahl in ThüringenCDU will mit BSW und SPD reden

Der Vorstand der Thüringer CDU gibt grünes Licht für Gespräche mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der SPD. Die könnten kompliziert werden.

Stellt sich nach der Wahl auf komplizierte Gespräche ein: CDU-Chef Mario Voigt aus Thüringen Foto: Hannes P. Albert/dpa

Erfurt dpa/taz | Die Thüringer CDU hat den Weg für erste Gespräche mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der SPD frei gemacht. Thüringens CDU-Generalsekretär Christian Herrgott sagte, der Landesvorstand habe ihn selbst und CDU-Landesparteichef Mario Voigt ermächtigt, diese Gespräche zu führen. Es handele sich noch nicht um Koalitions- und auch nicht um Sondierungsgespräche. Der Beschluss des Landesvorstandes sei einstimmig gewesen.

Herrgott machte zugleich klar, dass der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU weiter gelte. „Das gilt, klar: Wir werden nicht mit der AfD zusammenarbeiten. Das haben wir vor der Wahl gesagt und das gilt auch nach der Wahl. Gleiches gilt für eine Koalition mit der Linken“, sagte Herrgott. Er machte klar, dass man am Beginn eines „langen, langen und intensiven Prozesses“ stehe.

Zuvor hatte auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz betont, dass der Unvereinbarkeitsbeschluss zur AfD und zur Linken stehe und dass es Sache der Landesverbände in Sachsen und Thüringen sei, wie damit umzugehen ist.

Die CDU war bei der Landtagswahl am Sonntag auf Platz zwei gelandet – hinter der extrem rechten AfD des völkischen Nationalisten Björn Höcke. Allerdings ist die Lage nach der Wahl vertrackt. Eine vorab oft diskutierte Koalitionsmöglichkeit von CDU, BSW und SPD wird im neuen Landtag in Erfurt nicht die Mehrheit der Sitze haben, sie kommt nur auf 44 Sitze, die mögliche Opposition aus AfD und Linke kommt ebenfalls auf 44 Sitze – ein Patt.

Ramelow könnte entscheidende Rolle spielen

Der Landesvorstand der CDU beschäftigte sich auch bereits mit Personalfragen: Er beschloss einstimmig, dass Voigt erneut für den Fraktionsvorsitz kandidieren soll. Der Abgeordnete Andreas Bühl soll demnach für den Posten des Parlamentarischen Geschäftsführers kandidieren.

Eine entscheidende Rolle bei der Bildung einer CDU-geführten Regierung könnte trotz des Unvereinbarkeitsbeschlusses der noch amtierende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) spielen, der am Dienstagabend in einem ZDF-Interview erneut signalisierte, eine demokratische Regierung stützen zu wollen.

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7 Kommentare

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  • Versteh ich das richtig? Die CDU will mit Sarah Wagenknecht reden, aber nicht mit der Linken, die immerhin ein Bundesland länger als eine Legislaturperiode halbwegs verantwortlich geführt hat ohne große Kakophonie und Skandale?



    Weil die Merz CDU nicht über ihren Schatten springen kann, den ein veralteter Parteitagsbeschluß wirft?



    Merz ist einfach im letzten Jahrtausend stecken geblieben - da ist ja ein Joe Biden noch flexibler im Kopf: der weiß, wann Schluß ist.

  • Meine Güte, Voigt und Herrgott können SW wahrlich intellektuell nicht das Wasser reichen, SW wird die über den Tisch ziehen und sie werden sich wundern.. ich bin gespannt..

    • @Gerald Müller:

      Auch ich halte SW nicht für dumm - aber in Koalitionsverhandlungen müsste sie in Detailarbeit einsteigen - und es ist nicht einmal klar, ob sie überhaupt ein Motiv hat, Verantwortung zu übernehmen - die bedeutet ja auch immer "Realitätscheck" für die ganze Rhetorik.



      Und formal wurde nicht sie gewählt. Es gibt Landesvorsitzende, Fraktionsvorsitzende uäm, die am Ende unterschreiben müssen....



      SW ist gut für Plakatives - aber die Mühen einer sächsischen Tiefebene bzw Sumpflandschaft...

  • Das Ganze ist ein Fehler, soll die AfD doch die Verhandlungen aufnehmen.

    Es gibt im Kern keinen vernünftigen Grund für die CDU sich zu verbiegen. Weder das BSW, noch die Linke ist ein passender Koalitionspartner und nach eigenem bekunden auch nicht die AfD.

    Dann soll die AfD eine Minderheitsregierung stellen und sich die Mehrheiten im parlamentarischen Betrieb beschaffen. Das dürften aufreibende Zeiten für die Höcke werden. Der Wähler soll bekommen, was er demokratisch gewählt hat.

    Die gangbaren Koalitionen waren den Wählern bekannt.

    • @insLot:

      so viel müsste sich CDU und Afd nicht verbiegen um miteinander zu koalieren...die CDU ein bißchen weniger grün und die Afd ein bißchen weniger völkisch, dann passt das...

      • @Altunddesillusioniert:

        Oder Grüne, die aufhören, sozial mit Altruismus zu verwechseln?

  • Jetzt sind wir also in einem 2-Parteien-Parlament angekommen.



    Und die Wahlmöglichkeiten sind Rechts (CDU) und ganz rechts (AfD).



    Stellt sich die Frage, ob das eine Demokratie ist, die es zu verteidigen lohnt.



    Wenn jetzt SPD, BSW und teile der Linken sich benutzen lassen um CDU Politik zu machen, benötigt man sie in Zukunft nicht mehr.



    Wenn in den beiden Ländern 60+ % rechts und ganz rechts gewählt haben, haben die auch so eine Regierung verdient.