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orte des wissensEine Villa, in der alle miteinander diskutieren können

Göttingens Soziologisches Forschungsinstitut wurde 1968 gegründet. Daher rührt auch sein Selbstverständnis eines Ortes der Wissenschaft als sozialer Begegnung. Die Forschungen dort kreisen meist um Erwerbsarbeit

Ein Betriebsgebäude, ein Dorfplatz und selbst ein Jobcenter – all das sind nicht einfach nur Räume, sondern immer auch soziale Orte, an denen sich Menschen begegnen. „Bei der Gestaltung von Räumen muss beachtet werden, dass sie immer auch sozialer Begegnungsort sind“, sagt Martin Kuhlmann, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (Sofi). Als Teil des bundesweiten Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt wird im Sofi unter anderem zur Bedeutung von Räumen und Infrastrukturen geforscht. Auch das Institut selbst betrachtet sich als sozialen Ort und legt Wert auf Austausch und Begegnung. „Für uns ist es wichtig, dass hier alle miteinander diskutieren können“, sagt Kuhlmann.

Im bürgerlichen Ostviertel von Göttingen steht die kleine Villa, in dem das Institut sitzt. „Das Sofi wird mit dem Gebäude identifiziert“, erzählt Kuhlmann, „wir dürfen auch nicht größer werden, weil das Gebäude nicht größer ist.“ 30 Wis­sen­schaft­le­r:in­nen und ungefähr zehn Personen, die für die Infrastruktur zuständig sind, arbeiten aktuell dort. Das Sofi wurde 1968 als gemeinnütziger Verein gegründet und ist seit 1983 An-Institut der Georg-August-Universität Göttingen. Finanziert wird es durch eine Grundförderung des Landes Niedersachsen und Drittmittel.

Organisiert ist das Institut entlang von drei Programmlinien – Humanisierung der Arbeit, Innovationen des Gemeinwohls und Arbeitserfahrung und Lebensweise. Hinzu kommen die beiden Querschnittsthemen gesellschaftlicher Zusammenhalt und sozial-ökologische Transformation, zu denen institutsübergreifend geforscht wird. Diese Netzwerkstruktur mit wenig formalen Hierarchien löst manchmal Skepsis aus. Kuhlmann erzählt: „Für manche Fördereinrichtungen ist es ungewohnt, dass wir weniger hierarchisch strukturiert sind. Einerseits finden sie es nicht gut, weil sie es nicht kennen, andererseits sehen sie aber auch, was sie an uns haben.“

Die Forschung des Instituts dreht sich meist um Erwerbsarbeit. Wie verändert sich die Art und Weise, wie Arbeit organisiert wird? Wie entwickeln sich Arbeitsbedingungen? Welchen Beitrag leistet Arbeit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt? Um solche und ähnliche Fragen zu beantworten, verfolgt das Sofi eine verstehende Herangehensweise, die nach Einflussfaktoren, Gründen und Kontextbedingungen sucht. Dabei betrachten die For­sche­r:in­nen alle Perspektiven und führen Gespräche mit Betriebsrat, Management und Chefetage. „Historisch wird das Institut oft als gewerkschaftsnah betrachtet“, erzählt Kuhlmann, „wir arbeiten aber auch mit Unternehmen und Arbeitgeberverbänden zusammen. Entscheidend ist für uns die Unabhängigkeit gegenüber beiden Seiten.“

„Von der Linkspartei bis zur katholischen Bischofskonferenz reichen unsere Kooperationspartner“

Martin Kuhlmann, Sofi-Direktor

Auch politisch ist das Institut sehr divers. „Von der Linkspartei bis zur katholischen Bischofskonferenz reichen unsere Kooperationspartner“, erzählt Kuhlmann. Innerhalb des Instituts kommt es da auch mal zu politischen Diskussionen. „Das gibt es, aber das zerreißt uns nicht, oft ist es sogar bereichernd“, erklärt Kuhlmann. Trotz aller Unterschiede gibt es im Sofi auch eine gemeinsame Wertebasis. Demokratisierung und Mitbestimmung von weniger mächtigen Gruppen sind für die Sofi-Forschung zentral. „Die zu stärken, die jeweils am schwächsten sind, gehört zur Denkweise des Instituts“, erklärt Kuhlmann. Karima Küster

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