Feministinnen über Latzhosenjahre: „Veränderungen ­brauchen Zeit“

Marion Bolfeld und Dagmar Greiß gründeten in den 1980ern eine Frauenberatungsstelle in Schleswig-Holstein. Ein Blick zurück auf kämpferische Zeiten.

Zwei Personen in einem Garten. Es sind Dagmar Greiß und Marion Bolfeld, die sich seit bald 40 Jahren für die Rechte von Frauen engagieren

Dagmar Greiß (links) und Marion Bolfeld (rechts) engagieren sich seit bald 40 Jahren für die Rechte von Frauen Foto: Miguel Ferraz Araujo

taz: Frau Bolfeld, Frau Greiß, wir sitzen hier bei „Frauen helfen Frauen Stormarn e. V.“ in Bad Oldesloe. Das ist eine Frauenberatungsstelle, die Sie beide in den 1980er Jahren mitbegründet haben. Was war Ihre Motivation – und haben Sie damals die üblichen lila Latzhosen getragen?

Marion Bolfeld: Ich nicht, und ich habe mich tatsächlich gefragt, ob ich zu diesen Frauen mit den lila Hosen passe.

Dagmar Greiß: Und wir haben uns gefragt, ob du mit deiner Schluppenbluse zu uns passt.

taz: Was ist eine Schluppenbluse?

Dagmar Greiß, 1950 in Heide geboren, wuchs in Hemmingstedt (Dithmarschen) auf. Nach einer Lehre als Drogistin bekam sie als 19-Jährige ihr erstes Kind, mit 25 war sie dreifache Mutter. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte sie Sozialpsychologie, wurde Gestalt- und Traumatherapeutin und war von 1990 bis 2015 beim Verein Frauen helfen Frauen Stromarn e. V. anstellt. Heute arbeitet sie als freie Therapeutin. Außerdem war sie viele Jahre im Landesverband der Frauenberatungsstellen Schleswig-Holstein aktiv. Im April 2024 erhielt sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Marion Bolfeld wurde 1957 in Essen geboren; studierte in Bochum Jura. Nach ihrem Referendariat in Hamburg kam sie der Liebe wegen nach Bad Oldesloe. Seit 1986 arbeitet sie als Anwältin in Reinfeld, wurde 1995 zur Notarin ernannt und ist seit 1997 Fachanwältin für Familienrecht. Seit 1988 ist sie Mitglied im Verein, seit 2001 die Vorsitzende.

Bolfeld: Die hat eine große Schleife, das sieht sehr gut zur Robe aus. Ich kam 1988 zum Verein wie die Jungfrau zum Kinde. Damals war ich seit zwei Jahren Anwältin und die einzige Rechtsanwältin am Amtsgerichtsbereich. Ich wurde von einer Justizbeamtin angesprochen, die von der geplanten Vereinsgründung erzählte.

taz: Wie war das bei Ihnen, Frau Greiß?

Greiß: Als ich 1975 nach Bad Oldesloe kam, war ich schon frauenbewegt, zumindest in der Theorie – praktisch hatte ich gerade mein drittes Kind gekriegt. Oldesloe empfand ich als piefige Kleinstadt, ein typisches Angebot für Frauen bei der Familienbildungsstätte hieß „Rund um den Hefeteig“. Doch 1980 gab es bei der Volkshochschule eine junge engagierte Frau, die eine Frauengruppe gegründet hat, aus der sich eine autonome Gruppe gebildet hat. Das war für mich der Anfang. 1978 suchte Bad Oldesloe eine Frauenbeauftragte. Ich hatte mich beworben, hatte aber schon einen zu schlechten Ruf.

taz: Wieso das?

Greiß: Wir autonomen Frauen haben unter anderem gegen Paragraf 218 demonstriert und Aktionen gemacht, etwa unter dem Slogan „Wir erobern die Nacht zurück!“

taz: Das heißt, es war gefährlich für Frauen auf der Straße, auch im beschaulichen Bad Oldesloe?

Der Verein Frauen helfen Frauen Stormarn e. V. entstand im Jahr 1988. Kern der ehrenamtlichen Arbeit war ein Notruftelefon. Bald kamen weitere Angebote hinzu, darunter die Frau­en*­fach­be­ra­tungs­stel­le und seit 2004 das Frauenhaus Stormarn (Telefon: 04102 – 81709 Tag und Nacht). Der Verein beschäftigt heute 17 Mitarbeiterinnen. Seinen Sitz hat er im Bella-Donna-Haus in Bad Oldesloe, einem weiteren Frauenprojekt, das von einem eigenen Verein getragen wird. (est)

Bolfeld: Das Hauptproblem war damals wie heute nicht der Fremde auf der Straße. Ich hatte eigentlich nicht Familienrechtsanwältin werden wollen, aber es fügte sich. Die Frauen wollten sich bei einer Frau aussprechen – und zeigen, was ihnen passiert war. Ich habe es oft genug erlebt, dass mir ein Opfer häuslicher Gewalt in meinem Büro ihre blauen Flecken zeigte.

taz: Frau Greiß, gab es bei Ihnen auch so einen persönlichen Bezug?

Greiß: Ich bin in den 1950er Jahren in Dithmarschen in einer Arbeitersiedlung in Hemmingstedt aufgewachsen, da gab’s alles: Kriegstraumatisierte, Alkoholiker, Gewalt, Männer, die ihre Frauen und Kinder schlugen … Meine Eltern waren arm, meine Mutter hat immer geschuftet. Also, keine Sorge, ich habe auch schöne Erinnerungen, aber ich habe früh wahrgenommen, dass Frauen benachteiligt waren. In den Kirchenliedern kamen Frauen nicht vor. Ich wollte zur See fahren, das durfte ich nicht. Die Jungs im Dorf gingen eklig mit uns Mädchen um. Für Mädchen gab es keine Vorbilder, meine einzige Heldin war Telse von Hochwöhrden, eine eher mythologische Gestalt, die bei der Schlacht von Hemmingstedt die Fahne der Dithmarscher getragen haben soll. Aber mein Vater engagierte sich in der SPD und der Gewerkschaft, ich habe das Gerechtigkeitsgen mitbekommen.

Bolfeld: Ich bin in Essen in einem Arbeiterstadtteil aufgewachsen und habe – als erste in meiner Familie – Abitur gemacht. Aber im Studium habe ich gefühlt, wie einsam Frauen im Beruf waren: Unter 1.000 Leuten im Hörsaal saßen vielleicht 20 Frauen. Ich war schon als Studentin im Juristinnenbund aktiv, die Vernetzung war mir wichtig und das Wissen, dass es beruflich erfolgreiche Frauen gibt. Es gab ja keine weiblichen Vorbilder.

Eine Sanduhr und Tassen auf einem Tisch.

Beratungswerkzeuge: Kaffee, Milch und Sanduhr Foto: Miguel Ferraz Araujo

taz: Was war das Ziel des Vereins, den Sie 1988 gründeten?

Greiß: Im Kern ging es um Gewalt gegen Frauen, als erstes haben wir ein Notruftelefon eingerichtet. Wir haben den Notruf ehrenamtlich betreut, wir waren Untermieterin der autonomen Frauengruppe im AWO-Haus. Aber wir stellten schnell fest, dass wir den Frauen kein weiteres Hilfsangebot nennen konnten. Es gab zwar eine Familienberatung, aber keine für Gewaltopfer.

Bolfeld: Gewalt gegen Frauen fand offiziell nicht statt, schon gar nicht in Bad Oldesloe. Selbst wenn die Polizei mal ausrückte, hieß es: „Streit unter Eheleuten“.

Greiß: Einmal habe ich in der Stadtverordnetenversammlung um Geld für den Verein gebeten, und ein Stadtverordneter sagte, wir würden ja nur rumsitzen und mit den Frauen Kaffee trinken. Dabei war seine Frau bei mir in der Beratung. Da ist es nicht so leicht, freundlich zu bleiben und zu schweigen.

taz: Stichwort Beratung: Sie haben beim Verein gearbeitet und sich Ihren Beruf quasi selbst erfunden?

Greiß: An so eine Möglichkeit hatte ich bei der Gründung gar nicht gedacht, aber es ergab sich. Ich habe über den zweiten Bildungsweg studiert, dann VHS-Kurse zu Hexen, Hebammen und weisen Frauen sowie realen Matriarchaten gegeben – übrigens ein großartiges Gesellschaftsmodell ohne Gewalt gegen Frauen. 1988 entstand in Schleswig-Holstein das bundesweit erste Frauenministerium. Ab 1990 erhielten wir Fördermittel und ABM-Stellen, von denen ich eine bekam. Daraus wurden später feste Stellen. Wir mussten aber weiter tingeln und um Fördermittel werben, bei der Stadt, bei Kreis und Land, das kostete irrsinnig viel Zeit. Parallel wurde die Arbeit immer professioneller, und die Zahl der Hilfesuchenden wuchs. Wir wurden zum Sammelbecken für Frauen, die anderswo durchs Raster fielen.

taz: Was sind heute die Aufgaben, was hat sich geändert?

Bolfeld: 2004 haben wir zusätzlich zur Beratungsstelle das Frauenhaus in Ahrensburg übernommen, das macht uns – auch in der Politik – deutlich sichtbarer. Inhaltlich sind neue Bereiche wie die Beratung zu Essstörungen, Schwangeren- und Familienhilfe dazugekommen, damit ist das Team größer geworden. Wir machen Notdienste am Wochenende und vieles mehr. Aus dem rein ehrenamtlichen Projekt, in das alle Beteiligten früher ihre Freizeit gesteckt und nie die Stunden gezählt haben, ist eine Arbeitgeberin geworden, die die – absolut berechtigten – Ansprüche der Mitarbeiterinnen zu erfüllen hat.

Greiß: Nur ein Detail: Anfangs haben sich alle geduzt, im Zuge der Professionalisierung siezen wir die Ratsuchenden. Aber vermutlich ist das eine normale Entwicklung, ich habe das bei allen Frauenberatungsstellen landesweit beobachtet. Die Frauen der ersten Stunde brachten ein Übermaß an Engagement und Begeisterung mit – so, wie ich damals war, würde ich mich heute nicht mehr einstellen. Wir haben erst im Lauf der Zeit gemeinsam mit dem Bundesverband der Beratungsstellen Standards entwickelt und eine professionelle Haltung gefunden. Die jungen Kolleginnen bringen das bereits mit. Das Feeling ist aber geblieben. Zwar hat sich vieles verändert, doch die Problematik Patriarchat bleibt.

taz: Frau Greiß, Sie sind inzwischen im Ruhestand und arbeiten nur noch tageweise als selbstständige Therapeutin. Sie, Frau Bolfeld, sind seit 2001 ehrenamtliche Vorsitzende. Sie würden das Amt gern abgeben, aber finden keine Nachfolge. Warum ist das so schwer?

Bolfeld: Wir sind zu dritt im Vorstand, wir verstehen uns als Team, aber vereinsrechtlich müssen alle Positionen besetzt sein. Vor der letzten Wahl entstand eine einigermaßen dramatische Situation, weil eine Frau kurzfristig absagte. Der Kreis der Kandidatinnen ist doch sehr eng. Wir stellen fest, dass die Bereitschaft der Jüngeren sinkt, neben dem Beruf noch ein Ehrenamt anzunehmen. So ein Vorsitz bringt doch einiges an Verantwortung mit sich: für den Haushalt, die Einnahmen, die Anträge auf Förderung. Das Frauenhaus hat eine geregelte Finanzierung, nicht aber die Beratungsstelle. Wir haben arbeitsrechtliche Aufgaben, führen Mitarbeiterinnengespräche und müssen, wenn es anders nicht möglich ist, versuchen Teamkonflikte zu regeln.

taz: Die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenberatungsstellen in Schleswig-Holstein plant eine gemeinnützige Firma, die den Vereinen und den ehrenamtlichen Vorständen diese Arbeit abnimmt. Wäre das eine Lösung für Sie?

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Bolfeld: Auf uns passt das Konzept nicht richtig, weil wir auch das Frauenhaus haben. Wir haben in den vergangenen Jahren lebhaft mit Ehren- und Hauptamtlichen darüber diskutiert, ob wir selbst eine gemeinnützige GmbH gründen. Anfangs hat die Idee zu viel Unruhe geführt, weil es Ängste gab, die Autonomie zu verlieren oder dass zu viel Hierarchie entsteht. Aber jetzt ist der Vorstand ermächtigt, so eine gGmbH zu gründen. Das wird aber noch eine Weile dauern. Wichtig ist, dass es weiter ein Vereinsleben und aktives Ehrenamt gibt. Wenn wir von anderen Aufgaben entlastet sind, haben wir hoffentlich mehr Zeit dafür.

Greiß: Solche Aufgaben sind im Ehrenamt nicht leistbar, und je größer ein Laden wird, desto schwieriger wird es. Heute muss der ehrenamtliche Vorstand im Zweifelsfall den Kopf hinhalten für Sachen, die er gar nicht abschätzen kann. Daher ist so eine gGmbH mit einer Geschäftsführerin der richtige Weg.

taz: Aber es wird weiterhin ehrenamtliche Vorstände brauchen. Wie würden Sie jüngere Frauen überzeugen, das Amt zu übernehmen, was macht Spaß daran?

Bolfeld: Hmm. Zurzeit bin ich, ehrlich gesagt, etwas erdrückt von der Last. Die Arbeitsmenge ist intensiv, wir haben gerade viele Personalgespräche geführt, ich muss noch Protokolle schreiben … Toll ist natürlich, dass man in viele Bereiche blickt, die man sonst nicht kennt. Ich habe es immer als meine gesellschaftliche Verantwortung gesehen, benachteiligten Frauen etwas zu geben. Es ist ein Akt der Solidarität mit Frauen in schwächerer Position. Diese Aufgabe sollte keineswegs verloren gehen.

Greiß: Es ist, gesellschaftlich gesehen, eine hoch sinnvolle Aufgabe. Wir müssen solidarisch sein mit allen, die die Kraft nicht haben, sich allein zu helfen. Für mich gehört dieser Einsatz für andere zum Menschsein dazu, für mich ist das urmenschlich, urweiblich – wobei ich mir wünsche, dass noch mehr Männer Care-Arbeit übernehmen. Wenn wir das als Gesellschaft verlieren, sage ich „Gute Nacht“. Dass ich daran beteiligt bin, macht mich zufrieden mit mir und meinem Leben.

taz: Was wünschen Sie sich für die Zukunft, für den Verein und die Gesellschaft?

Bolfeld: Es hat sich bereits einiges geändert in der Gesellschaft. Es sind mehr Frauen in wichtigen Positionen. Zwar heißt es nicht, dass sich alle Richterinnen, Anwältinnen oder Polizistinnen automatisch für Frauen einsetzen. Aber heute gibt es im Opferschutz Maßnahmen wie die Wohnungsverweisung, das hilft schon sehr.

Greiß: Der Lebensraum für Frauen hat sich immens erweitert, es ist für junge Frauen eigentlich alles möglich. Das ist auch ein Problem, denn die Jüngeren schütteln manchmal die Köpfe über uns komische Alte, die immer die Hindernisse sehen. Einige der Jüngeren denken nur an ihre Karriere. Ich wollte gar keine Karriere in dem Sinn – vieles in der von Männern geprägten Welt läuft in die verkehrte Richtung. Wir brauchen mehr von der weiblichen Sicht, für eine sozialere, gerechtere, umweltfreundlichere Welt. Gemeinsam sind wir stark.

Bolfeld: Dagmar hat sich in all den Jahren ihren Optimismus bewahrt.

taz: Das heißt, der Kampf gegen das Patriarchat geht weiter?

Bolfeld: Ich bin gerade begeistert von Kamala Harris, ihre Präsidentschaftskandidatur gibt mir ein Gefühl von Hoffnung und Zuversicht. Eine Vision für eine andere Welt ist nach wie vor nötig, zu der wir mit unserem Verein etwas beitragen wollen.

taz: Ein Thema, mit dem sich einige Vertreterinnen der Frauenbewegung schwertun, ist der Umgang mit Transpersonen. Wie halten Sie es im Verein, werden Transfrauen und nonbinäre Personen zum Beispiel im Frauenhaus aufgenommen?

Greiß: Das ist ein komplexes Thema. In der Beratungsstelle gibt es junge Kolleginnen, die Transfrauen eine Unterstützung anbieten. Die Räumlichkeiten ermöglichen dies, ohne dass sich die unterschiedlichen Gruppen begegnen. Für das Frauenhaus ist es ungleich schwieriger, zumal das Stormarner Frauenhaus klein und beengt ist, da gibt es keine einfache Lösung. Das muss jedes Haus für sich entscheiden. Grundsätzlich denke ich, dass diese Personengruppe ein eigenes geschütztes Umfeld braucht.

taz: Auf Tiktok und anderen Plattformen gibt zurzeit einen Trend, bei dem sich junge Frauen als Hausfrauen im Stil der 1950er Jahre inszenieren, die alles für ihren Freund oder Ehemann tun, Stichwort „Stay at home girlfriends“ oder „Stay at home wives“. Ärgert Sie das?

Greiß: Da stecke ich keine Energie rein. Die Realität wird es ihnen zeigen, worauf es ankommt.

taz: Aber sind solche Trends nicht gefährlich, gerade für jüngere Mädchen, die glauben, dass diese Inszenierungen echt sind?

Greiß: Ach, ich sehe das gelassen. Das sind Wellenbewegungen, und jede Bewegung in die eine Richtung ruft eine Reaktion in die andere Richtung hervor. Natürlich müssen wir aufpassen, dass sich die Gesellschaft nicht wieder komplett rückwärts bewegt, aber solche Filmchen im Netz sind eine Mode, die kurz aufflackert und wieder verschwindet. Aber ja, es braucht ein Bewusstsein und viel Aufklärung, damit wir als Gesellschaft andere Modelle entwickeln.

Bolfeld: Auf jeden Fall haben diese Wellenbewegungen durch das Internet eine andere Dynamik bekommen. Früher waren es die rosa Kleidchen für die Mädchen und blaue Hosen für die Jungs, mit denen die Geschlechterteilung und die Rollenzuweisung los gingen. Heute sind es diese Filmchen, mit denen Lebensweisen aus Heimat-Kinder-Küche propagiert werden, teilweise auch von rechts motiviert. Das finde ich durchaus gefährlich und ganz furchtbar! Darum war es auch klar, dass wir vom Verein aus bei den lokalen Aktionen gegen rechts dabei waren.

Greiß: Verblendete hat es immer gegeben. Aber ja, wir alle, die Frauenbewegung insgesamt, auch unser Verein, haben es uns im Lauf der Zeit kommodig eingerichtet: Früher waren wir mehr auf der Straße. Heute überzeugen wir durch unsere Arbeit – was viel ist. Mich freut immer, wenn ich Frauen wiedertreffe, denen ich einmal in der Beratung geholfen habe. Ich denke, jede Generation hat die Wahl, in welche Richtung es geht. Ich musste mühsam lernen, dass Veränderungen Zeit brauchen. Doch wenn wir uns hier umschauen, sehen wir auch, was sich aus einer Utopie entwickeln. Dieses Haus, in dem der Verein nun seine Räume hat, ist ein sichtbares Zeichen gelebter Frauenpolitik. Das haben wir erreicht, und nun sollen die Nächsten etwas daraus machen. Ich wünsche mir in der jungen Generation Frauen mit einem Bewusstsein dafür, welche Kämpfe bereits hinter uns liegen und wohin der Weg gehen soll.

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