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Einen Aspekt den kaum jemand zu würdigen scheint bei dieser Offensive nach Kursk: Die befürchtete (atomare?) Eskalation von Seiten Russland bleibt aus und die Amerikaner sind okay mit dieser Offensive. Man darf also nur hoffen das man Putins Schwäche bei uns endlich als das Zeichen erkennt sich mehr zu engagieren für den Sieg über Putin.
Den Krieg nach Russland tragen ist wirklich eine sehr originelle Idee. Das, was da so locker zwischen zwei Gedankenstrichen steht, nämlich, dass die Angriffe für die Ukraine auch "nach hinten losgehen" können , hat der Autor wohl bewusst nicht näher konkretisiert.
Ich kann nur hoffen, dass die Schwierigkeiten, "frische" ukrainische Soldaten zu rekrutieren, auch nicht weiter nennenswert sind,weil sie sich schon beizeiten lösen werden.
Nun, ich nenne das "nach Strohhalmen greifen". Ich erinnere an die "Krinky-Operation". Ein Brückenkopf auf der Ostseite des Dnjepr, nahe bei der Krim. War ein Desaster. Die "große Sommeroffensive", all die Leos, die die Wende bringen sollten. Die Attacken auf Belgorod hatten wir auch schon. Die Russen haben Truppen herangebracht und sitzen nun nördlich von Charkiw in einer Pufferzone. Das könnte wieder passieren.
Auch den qm-Vergleich sehe ich kritisch. Der Unterschied zwischen beiden Operationen ist: Russland greift Positionen an, die seit 8-10 Jahren ausgebaut werden. Gehalten werden sie von der Masse der ukrainischen Armee. Die Ukraine marschiert in nicht gesicherte Positionen ein, wo relativ wenige Truppen standen. Die Frage ist: Hat Moskau Reserven, die es dorthin schicken kann? Da Russland- im Gegensatz zur Ukraine - erst eine Zwangsmobilisierung hatte, wäre es gut möglich, dass die Russen diese Reserven haben. Aber bei der Größe des Landes dauert vieles eben länger.
Die Menschen in der Ukraine die unter russischen Aggression leiden können einem wirklich nur Leid tun.
Ich teile den neu aufkommenden Optimus nicht. Die jetzige Offensive könnte sogar kontraproduktiv und die eigene Position enorm schwächen:
»Das Kursk-Manöver könnte das militärische Ende der Ukraine einleiten«
www.spiegel.de/aus...-966e-99f3f8165c7e
Das tragische an der jetzigen Situation ist, dass die Ukraine vor zwei Jahren in einer viel besseren Situation war,
aber letztendlich ein wenig der Realismus fehlte. Kritisch sollte man da auch anmerken, dass der Westen die Ukraine bei ihren diplomatischen Bemühungen mehr unterstützen hätte sollen. Vielleicht hätte man etwas erreichen können.
Aussagen von hohen Regierungsmitgliedern zb von Danilow
wie «Ein Vertrag mit Russland ist unmöglich – nur eine Kapitulation kann akzeptiert werden" sind nachvollziehbar, aber haben schon zu Anfang des Krieges unrealistische Erwartungen geweckt:
www.nzz.ch/interna...beenden-ld.1827138
Volle Zustimmung!
Michael Brüggemann untersucht, wie Journalist:innen Polarisierung beeinflussen. Zu oft, sagt er, würden sie Fakten und Meinungen verwechseln.
Strategiewechsel in der Ukraine: Den Krieg nach Russland tragen
Die militärische Übermacht Putins ist eine nicht haltbare Behauptung. Das haben die jüngsten ukrainischen Eroberungen in Russland gezeigt.
Präsident Selenskyj wechselt die Kriegsstrategie Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Der Krieg in der Ukraine wird nicht in der Ukraine entschieden, sondern in Russland. Diese Analyse bestimmt jetzt offensichtlich die ukrainische Militärstrategie, indem die ukrainischen Streitkräfte den Krieg nach Russland tragen.
In wenigen Tagen hat die Ukraine mit vergleichsweise geringen Mitteln mehr russisches Territorium unter ihre Kontrolle gebracht als Russland in der Ukraine mit massiven Dauerangriffen im vergangenen halben Jahr. Russlands Armee hat all ihre Kräfte an der ukrainischen Front im Einsatz und für die Heimatfront nichts in Reserve. Russlands Übermacht erweist sich als Papiertiger. Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist das die brenzligste Situation seit dem Marsch auf Moskau des Söldnerführers Prigoschin im Juni 2023.
Natürlich wird die ukrainische Armee nicht nach Moskau marschieren. Sie wird aber, wenn sie sich im Gebiet Kursk halten kann, Russland dazu zwingen, Kräfte aus der Ukraine abzuziehen und im eigenen Land einzusetzen. Berichten zufolge läuft das bereits, chaotisch und ineffektiv – Putin hat die Abwehr dieses Angriffs zur „Antiterroroperation“ unter Kontrolle des Geheimdienstes erklärt, was Reibereien mit dem Generalstab nach sich zieht.
Wirren im Moskauer Machtapparat sind zu erwarten, während russische Bürger über ukrainische Panzer auf ihren Straßen staunen. So hat sich Putin seine dritte Amtszeit nicht vorgestellt.
Strategischer Sieg mit hohem Risiko
Für die Ukraine ist das – sofern diese Angriffe nicht nach hinten losgehen, was ein reales Risiko darstellt – ein strategischer Sieg. Sie versucht eben nicht mehr nur zunehmend vergeblich, ihr eigenes Territorium zu befreien. Sie eröffnet eine zweite Front, um Russlands Armee auf das eigene Staatsgebiet zurückzudrängen und damit ein Ende des Krieges in Sichtweite rücken zu lassen.
Denn erst wenn der Krieg, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat, auf russischem Gebiet ausgetragen wird, wird auch in Moskau ein Interesse daran entstehen, ihn zu beenden. Das drängt Putin neben der militärischen auch in die politische Defensive. Jeder, der einen gerechten Frieden sucht, sollte daher der Ukraine beistehen. Jetzt erst recht.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Themen
Journalismus im Angriffskrieg – taz Talk