Frauenfeindlichkeit bei Olympia: Keine Gleichberechtigung
Bei Olympia in Paris häufen sich frauenfeindliche Vorfälle. Vorurteile und Misstrauen gegenüber Frauen im Sport sind noch tief verwurzelt.
Bei den Olympischen Sommerspielen reiht sich eine Irritation an die nächste, was Frauenrechte angeht. Zunächst sorgte die Ankündigung für Aufruhr, dass Frauen mit Hidschab von den Wettbewerben ausgeschlossen werden. Diese Regelung greift in die persönliche Freiheit und religiöse Überzeugung der Athletinnen ein und zwingt sie, zwischen ihrer sportlichen Karriere und ihrer religiösen Identität zu wählen.
Auch die Skepsis wegen der Teilnahme der ägyptischen Fechterin Nada Hafez, die im siebten Monat schwanger ist, zeigt, wie Frauen in ihren körperlichen Zuständen und Entscheidungen fremdbestimmt werden. Anstatt ihre Stärke und Entschlossenheit zu würdigen, wurde ihre Teilnahme zum Gegenstand öffentlicher Debatten und Kritik. Hafez verteidigte ihre Teilnahme: „Es gibt viele andere internationale Sportlerinnen, die schwanger so lange aktiv waren. Es gibt keine medizinischen Hindernisse, sie zu stoppen“, schrieb sie.
Zusätzlich zeigen die Vorwürfe gegen die algerische Boxerin Imane Khelif, sie sei „trans“ oder ein Mann, wie tief verwurzelt Vorurteile und Misstrauen gegenüber Frauen im Sport sein können. Solche Anschuldigungen untergraben nicht nur die Integrität der betroffenen Sportlerinnen, sondern auch das Vertrauen in einen fairen und respektvollen Umgang miteinander. Die Fahne der Gleichberechtigung wird hochgehalten, und dennoch kommt es zu solchen Diskriminierungen bei Olympia.
Hat nicht jede Frau das Recht, sich so zu kleiden, wie sie es möchte? Hat sie nicht das Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen? Ist sie nicht fähig dazu, ihre eigenen Grenzen zu setzen und zu entscheiden, was sie für sich selbst als richtig empfindet?
Diese aktuellen Beispiele zeigen, dass die Olympischen Spiele noch weit davon entfernt sind, ein inklusives und gleichberechtigtes Umfeld für alle Athletinnen zu bieten. Die Fremdbestimmung von Frauen bleibt ein dringliches Problem, das angegangen werden muss, um den Geist der Olympischen Spiele wirklich zu verwirklichen.
Rameza Monir ist 28 Jahre alt und hat Politikwissenschaften studiert. Sie ist im SPD-Ortsverein der nordhessischen Stadt Fritzlar als stellvertretende Vorsitzende aktiv.
Leser*innenkommentare
Strolch
Sind das jetzt alle Vorfälle? Ich kann den ersten Fall - das Kopftuch - nachvollziehen. Wobei ich hier nicht verfolgt habe, wie das in Frankreich diskutiert wurde. Dort nimmt man die Trennung Staat/Kirche ja ernster.
Die beiden anderen Fälle sind m.E. keine guten Beispiele
Es gibt die medizinische Empfehlung im 1 und 3 Triemester nicht zu fliegen. Es gibt die medizinische Empfehlung an schwangere Frauen, den Körper nicht an die Belastungsgrenze zu bringen - z.B. beim laufen. Die Frage, ob eine im 7. Monat schwangere Frau dahermedizinisch in der Lage ist, an einer Olympiade teilzunehmen, liegt da irgendwie auf der Hand. Es bestätigt allein mein Vorurteil gegen das Fechten: Scheinbar ist der Sport nicht anstrengend, wenn die Frage so abwegig ist.
Zum Thema Intersexualität geht es darum, dass die anderen Frauen nicht benachteiligt werden. Da gab es mittlerweile auch einen pro/contra Artikel in der taz. So ganz klar ist das also auch nicht.