Werkswohnungen für die Charité: Mit Wohnungen gegen Fachkraftmangel
Mit eigenen Wohnungen für Beschäftigte wirbt Berlin um ausländische Pflegekräfte. Raed Saleh (SPD) und Stefan Evers (CDU) besuchen das neue Projekt.
Das achtstöckige Wohnhaus in der Storkower Straße 114a in Prenzlauer Berg bietet vor allem ausländischen Mitarbeiter*innen der Charité Platz. Nach 19 Monaten Bauzeit wurde das 8,5 Millionen teure Projekt im vergangenen August fertiggestellt. 76 möblierte Ein- bis Dreizimmerwohnungen für 15 Euro pro Quadratmeter stehen zur Verfügung. Das Konzept Beschäftigtenwohnen soll den Standort Berlin für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver machen und damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Die Charité besitzt laut eigenen Angaben etwa 500 solche Wohnungen. Um bereits ausgebildetes Pflegepersonal anzuwerben, hat sie eine eigene Recruitment-Abteilung eingerichtet. Die Bewerbungsgespräche werden in den Heimatländern der Bewerber*innen geführt. Astrid Lurati aus dem Vorstand der Charité betont, dass ausschließlich in Ländern geworben werde, in denen kein Pflegekräftemangel herrscht, wie zum Beispiel der Türkei, Tunesien, Mexiko, den Philippinen oder Albanien. Die Bewerber*innen müssen vor Ankunft ein Deutsch-B2-Niveau nachweisen.
„Ich fühle mich wohl hier, das erleichtert den Start“
Um das Ankommen des Personals zu erleichtern, übernimmt die Charité ebenso administrative Aufgaben, hilft beim Austausch mit der Ausländerbehörde und der bei der Anerkennung der Berufsabschlüsse. Finanzsenator Evers und SPD-Fraktionschef Saleh bekräftigten, dass solche Angebote – neben fairer Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen – essenziell seien im Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte.
Ihre Werkswohnungen müssen die Beschäftigten nach zwei Jahren wieder räumen und sich dann selbst auf dem Wohnungsmarkt zurechtfinden, um neu Rekrutierten Platz zu machen. Einer, der derzeit in der Storkower Straße wohnt, ist Orhan Eskin Altinörs. Der 26-jährige Türke arbeitet seit acht Monaten auf der Kinderstation der Charité. Seine 23 Quadratmeter große Wohnung hat er an diesem Montag für Politik- und Pressevertreter geöffnet. Um das Angebot ist er froh: „Ich fühle mich wohl hier, das erleichtert den Start in Deutschland.“
Zurzeit gibt es in Berlin etwa 5.500 Werkswohnungen. Bis 2028 plant Berlin diesen Wohnungsbestand für Landesbeschäftigte um tausend Wohnungen zu erweitern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin