Norwegens Prinzessin im Hochzeitsfieber: Skandälchen um Gin und Esoterik
Prinzessin Märtha Louise heiratet den hauptberuflichen Schamanen Durek Verrett. Norwegen steht Kopf – und ist geteilter Meinung zu dem royalen Pärchen.
H at die Prinzessin etwa Werbung für Alkohol gemacht? Auf dem Etikett eines Gins steht ihr Name. Mit Titel. Gleich zwei Skandale in einem! Alkoholwerbung ist in Norwegen verboten. Außerdem ist offiziell mit dem Königshaus abgesprochen, dass die Prinzessin ihren Titel nicht für kommerzielle Zwecke nutzt. Und dann steht da im Juni einfach, dieser Gin sei „für die Hochzeit von Prinzessin Märtha Louise und Durek Verrett in Geiranger im August 2024 kreiert“ worden.
Im Juli beteuerte die Destillerie, alles sei in Absprache mit dem Brautpaar geschehen. Jetzt ist August – was ist nun mit dem Gin? Es bleibt unklar. Meine Freundin C. warnt mich vor unserem Wiedersehen: „Wenn wir erst mit dem Thema anfangen, höre ich so schnell nicht wieder auf.“
Ach, dieses Paar! Diese Hochzeit! Bestes Gesprächsthema in Norwegen derzeit. Nur noch wenige Wochen sind es bis zum geheimnisumwitterten Superereignis, für das sogar der Luftraum über dem Ort Geiranger gesperrt wird. Außer für ein Privatflugzeug zweier nicht näher benannter Gäste. Man sieht: Es geht um die Extravaganz. Um Märtha Louise. Und ihren Bräutigam. Und um den norwegischsten aller norwegischen Traumorte für diese Hochzeit.
Als sie ihre Heiratspläne auf Instagram bekannt gaben, war das wie der Start einer neuen Staffel der Märtha-und-Durek-Saga. „Wir sind unglaublich froh darüber, unsere Liebe in Geirangers wunderschöner Landschaft feiern zu können“, posteten sie im letzten Jahr. Die Reaktionen rangierten auf einer Skala zwischen „We love you so much“ und Kotz-Emojis. Manche drückten ihre Skepsis auch in Worten aus: „Das wird nie so schön und feierlich wie die königliche Hochzeit mit Ari. Dies ist nur Zirkus.“ Der Schriftsteller Ari Behn war Märtha Louises erster Mann und ist der Vater ihrer drei Töchter. Das Paar war seit 2017 geschieden, er starb 2019 durch Suizid.
Sein Geld macht der Bräutigam mit Wunderamuletten
Durek Verret ist, falls das jemand hier noch nicht wusste, hauptberuflich Schamane. Er scheint Antworten auf alle gesundheitlichen, spirituellen und sonstige Fragen zu haben. Gwyneth Paltrow soll Kundin bei ihm sein. Kommt sie deshalb auch zur Hochzeit? Die Gästeliste ist eine weitere offene Frage – man geht in Norwegen durchaus auch von royalem Besuch aus, wenn dies auch keine offiziell royale Hochzeit ist.
Die Braut ist keine königliche Hoheit mehr, seit sie beschloss, mit eigenen Geschäften Karriere zu machen. Der schamanische Bräutigam verkauft Wunderamulette und eine Meditations-App. „Unmöglich“, findet das E., bei der ich gerade zu Besuch bin. Sie ist eine Generation älter als Märtha Louise und sagt, die Prinzessin verhalte sich respektlos gegenüber ihren Eltern.
Interessierte Beobachter wissen natürlich, dass Märtha Louise bis vor ein paar Jahren eine Schule betrieb, wo man mit seinen eigenen Engeln in Kontakt kommen konnte. Dieses Projekt beendeten sie und ihre Geschäftspartnerin 2019, aber die spirituelle menschliche Reise bleibt Märtha Louises zentrales Thema.
„Ich mag sie. Und wenn sie mit Engeln spricht – warum nicht“, sagt meine Freundin M. Dem Bräutigam misstraut sie allerdings eher. „Er behauptet, er könne Krebs und Corona heilen“, erklärt sie ihr Bauchgefühl.
„Warum soll mich das interessieren?“
C., mit der ich lange darüber spreche, findet ihn manipulativ und skrupellos. Eines seiner Videos habe sie wütend gemacht. Darin erkläre er, Wutanfälle von Kleinkindern seien Dämonen, die man quasi aus dem Kind rausschreien müsse. Merke: Dieses Paar ist nicht nur ein Thema für Promitratsch-Verliebte.
Sogar in explizitem Desinteresse steckt irgendwie Musik drin: „Sie ist keine Vertreterin des Königshauses mehr. Warum soll mich das interessieren?“, fragt M.s Mann. Als sei das die einzig angemessen Antwort auf die Entscheidungen der Prinzessin. Er ist ansonsten sehr zufrieden damit, wie König Harald sein Land nach außen repräsentiert. Nichts gegen das Königshaus, aber man muss schon dazugehören und sich entsprechend benehmen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen