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Versicherte Tarifflucht

Als erstes Unternehmen verlässt ausgerechnet ein öffentlicher Versicherer den Flächentarifvertrag

HAMBURG taz ■ Der Flächentarif bröckelt nun auch in der Assekuranz – also in der Versicherungsbranche. Den Anfang macht ausgerechnet ein öffentlicher Versicherer. Als erstes Unternehmen hat sich die Sparkassen-Versicherung Sachsen AG aus dem bundesweiten Tarifverbund zwischen Arbeitgeberverband AGV und Gewerkschaft Verdi verabschiedet und einen Haustarif abgeschlossen.

Den Haustarif vollzieht die Sparkassen-Versicherung, die im vergangenen Jahr an Beiträgen nahezu 350 Millionen Euro eingenommen hat, mit dem kleinen Deutschen Handels- und Industrieangestellten-Verband (DHV), der dem „gelben“ Christlichen Gewerkschaftsbund angehört. Die Sparkassen-Versicherung begründet ihr Ausscheren mit der „fehlenden Differenzierung“ zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland im Flächentarif der Versicherer. Unterstützt wurden die Verhandlungen vom Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen (AGV), der damit seinen eigenen Flächentarifvertrag untergräbt, der im September 2005 ausläuft. Das Sachsen-Modell könnte dann Schule machen.

Sehr zum Ärger der Gewerkschaft Ver.di. „Der Haustarif bedeutet im Einzelfall eine Absenkung der Entlohnung von bis zu 25 Prozent“, erklärte Verdi-Finanzexperte Jörg Reinbrecht gegenüber der taz. Die Arbeitszeit steige hingegen von 38 auf 40 Stunden. Ver.di kritisiert darüber hinaus, „dass ausgerechnet ein Unternehmen aus der Sparkassen-Gruppe, also mit öffentlichem Auftrag, den Vorreiter gegen den Flächentarif macht“. Flächentarife sollen Lohndumping verhindern und sichern gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen. Als Ausbildungsbetrieb qualifiziert die Sparkassen-Versicherung Sachsen 55 junge Menschen für das Berufsleben, die Tarifflucht wird ihnen eine Lehre sein.

HERMANNUS PFEIFFER

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