Aufregung um Song von Shirin David: Push it, Tiger!

Der neue Song von Shirin David heißt „Bauch, Beine, Po“. Noch bevor er offiziell erscheint, streitet das Internet: Ist das Fitnesspropaganda oder Satire?

Shirin David liegt zwischen eine großen Menge weiß-rosa Teddybären

Alles Provo oder was? Rapperin Shirin David Foto: Universal Music

„Bauch, Beine, Po“ heißt der neue Hit. Kein Witz. Was wie ein Work-out aus den Urzeiten des Aerobics klingt, ist der Titel eines neuen Songs von Shirin ­David, einer der zurzeit populärsten deutschen Rapperinnen.

Darin singt sie beispielsweise:

„Du willst ein’n Body?

Dann musst du pushen

Bist du ein Hottie.

Werden sie gucken

Geh ins Gymmy, werde skinny, mach daraus eine Show

Wir sind pretty im Bikini, das ist Bauch, Beine, Po.“

Die erst am 26. Juli offiziell erscheinende Single geht auf Tiktok bereits viral. Unter anderem auch, weil heiß diskutiert wird, ob der Song problematische Körperbilder promotet oder als Satire gemeint ist.

Wer im Subtext der Lyrics eine Botschaft findet, die den Skinny-Bikini-Body-Kult kritisiert, verspottet oder übermäßig humoristisch überzeichnet oder anderes subversives Potenzial entdeckt: herzlichen Glückwunsch.

Allein die Kommentarspalten unter dem kurzen Video zu dem Song, das vorab schon zu sehen ist, scheinen den Song aber nicht als Satire zu erkennen: Kommentare wie „Meld’ mich wegen dem Song jetzt im Fitnessstudio an“ oder „Der Song macht einfach Bock, sich sportlich zu betätigen“ findet man dort und die werden von Shirin Davids Accountmanagern auch gelikt. Die Botschaft scheint anzukommen: ein hotter Body ist geil, Fitness ist geil, Disziplin, Fleiß und Selbstoptimierung für einen hotten Body ist megageil.

Damit liegt Shirin Davin im Trend. Sie propagiert in ihrem Song das, was als Clean-Girl-Ästhetik bekannt ist. Das Clean-Girl-Phänomen steht für ein ungeschminktes, makelloses und dünnes Aussehen, was paradoxerweise durch ein geeignetes Make-up hergestellt wird: Make-up-Produkte wie Lippenöle von Dior, teure Gegenstände wie der Thermobecher der Marke Stanley oder Reformer-Pilates-Kurse, wo eine Stunde schon mal 30 Euro kosten kann, werden im Zuge dieses Trends vermarktet.

Der Clean-Girl-Lebensstil gilt deshalb als klassistisch und fettfeindlich. Klassistisch, weil es mit einem sehr teuren Lebensstil verbunden ist, und fettfeindlich, weil es Teil der Ästhetik ist, dünn zu sein.

Auch Shirin David protzt in ihrem Songs mit einem luxuriösen Lebensstil. In „Bauch, Beine, Po“: kombiniert sie Zeilen wie „Zum Frühstück ein’n Champagner bei Bottega Veneta“ mit sexy Work-out-Sprech: „Atme ein, atme aus, das war noch nicht genug, push it, tiefer, komm, noch zwei, gib nicht auf, verdammt, du machst das gut, push it, Tiger“.

Interessant ist, dass Shirin David der Cleangirl-Ästhetik so gar nicht entspricht. David inszeniert sich stets in opulenter Kleidung und imitiert einen luxuriösen Lebensstil mit viel ­Bling-Bling. Irgendwie mag das nicht so recht zur „Bauch, Beine, Po“-­Disziplin passen. Bedient sie sich nur eines Tends, um sich besser ver­markten zu können? Oder ist das ganze eine ­Provo-Masche, die sich nie eindeutig interpretieren lässt? Setzt sie darauf, dass sich jetzt alle über sie aufregen?

Musikalisch hat der Song jedenfalls Ohrwurmpotenzial. Nicht unwahrscheinlich, dass er bald in allen Gyms rauf und runter laufen wird.

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