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Quelloffene Software ist genauso gut oder schlecht wie Software, deren Sources nicht überall zum Download bereitstehen. Der Grund ist ganz einfach: Auch z. B. beim Linux-Kernel arbeitet nur eine überschaubare Anzahl von Entwicklern aktiv mit und nur sehr wenige Menschen verstehen diese Quelltexte. Je spezielleren Zwecken die Software dient, desto weniger Leute kennen sich damit aus und desto weniger bringt es, dass sie quelloffen ist. Das Zeug schaut sich dann sowieso niemand an.
Quelloffene Software kann jedoch auch dazu führen, dass Forks von Systemen erstellt, modifiziert und veröffentlicht werden, die man gar nicht unbedingt haben will.
Aber klar: Wer immer noch glaubt, dass fast alle Menschen edel und gut sind und es nur ganz wenige Bösewichter gibt, die man leicht erkennen kann, der ist von quelloffener Software natürlich begeistert.
Open Source hätte in diesem Fall überhaupt nix geholfen. Es kann sich ja nur um eine Änderung handeln, die in den Testszenarien nicht vorkommt und/oder erst nach den Tests vorgenommen wurde.
Meine erste Wette wäre dass es nicht mal anständige Deployment-Tests bei gibt oder keine möglichen Fehler während des Deployments getestet werden.
Das ist einfach DILETTANTISCH. Da hilft auch kein Open-Source-Prinzip.
Ja es wäre so schön, aber Software Entwicklung kostet Geld. Nur die (vielleicht!) Beste, sicherste macht den Profit. Das ist der Vorteil im Kapitalismus . (Auch bei Linux)
„Quelloffen heißt, jede:r Kundige kann reinschauen, Fehler finden, verbessern, anpassen“.
Das blöde ist nur, dass man auch viele IT-Piraten als „Kundige“ bezeichnen kann/muss. Aber ein solcher wird nicht reinschauen, um Fehler zu finden, sondern um eigene „einzubauen“ und diesen, möglichst unauffällig geänderten, Quelltext in geeigneter Weise weniger Kundigen unterzujubeln. Wenn er kundig genug ist, wird ihm das gelingen, ohne dass beim Übersetzen des Quellcodes diesbezügliche Fehler gemeldet werden. Was dann?
@Pfanni Dafür hat man eigene kundige Leute, Audits, eigene Repos mit Zugriffsrechteverwaltung, Signaturen, KISS-Prinzip…
@metalhead86 Das geht gut, bis jemand kommt, der alle die von Ihnen genannten Prinzipien und mehr, aus dem ff. kennt und beherscht, vielleicht in einem solchen Team tätig war/ist und stets "tolle" Ideen hat.
Wenn so einer Groll gegen die Welt, die Firma, den Chef, die Kollegen, … verspürt, könnte er doch auf die Idee kommen, usw.! Das klappt vielleicht nur ein einziges Mal, aber vielleicht genügt ihm das schon.
Dann trifft es vielleicht außer Banken, Großkonzernen, Handelsketten, auch ganz normale Windows-User. Ich wiederhole meine Frage: Was dann?
Das versucht man seit über 20 Jahren der "Internet ist Neuland"-Fraktion zu erklären. Werbung und das der Bauer nicht frisst was er nicht kennt, lassen uns dabei im Kreis drehen.
@TV Nein, sicherheitstechnisch bringt der ein wenig kommunistisch anmutende Ansatz der Quelloffenheit wenig. Nur wenige Leute schauen sich die Quelltexte an. Als Microsoft einmal die Formatbeschreibung für sein Office-Format veröffentlichte, haben sich eine Menge Entwickler beschwert, dass ihnen das Dokument mit 6.000 Seiten zu umfangreich sei.
Als das Auto auf den Markt kam, waren Pferdekutschen schnell verdrängt. Prognosen erwarteten Ähnliches vom E-Auto – und lagen völlig daneben.
Großflächige IT-Störung: Von wegen souverän
Die weltweite Störung hat gezeigt: In Sachen Digitalem sollten wir uns nicht abhängig machen. Quelloffene Software könnte hier ihre Stärke ausspielen.
Was an Digitalem ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft? Foto: Stephanie Scarbrough/AP/dpa
Medizinische Versorgung, Banken, Flughäfen, Kommunen – durch zahlreiche Branchen zogen sich am Freitag und teils noch am Wochenende die Folgen einer IT-Störung. Warum die Auswirkungen so weltumspannend waren? Nun: Immer mehr Firmen setzen bei IT auf wenige spezialisierte Dienstleister. Die Finanzaufsicht Bafin warnte bereits davor, dass diese zunehmende Praxis eine Gefahr für das Finanzsystem darstellt – etwa bei einem Angriff.
Dass es nicht mal ein Angriff sein muss, sondern Menschen auch so ausreichend Fehler machen, zeigt der aktuelle Vorfall. Und er rückt zwei Themen in den Mittelpunkt, die angesichts der geopolitischen Lage gern von Politiker:innen gefordert, in der Praxis aber verschleppt werden: Resilienz und digitale Souveränität.
Zwar hat die Bundesregierung jüngst mit den Telekom-Konzernen ausgehandelt, den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei schrittweise zu ersetzen. Doch wenn eine Videokonferenz-Software für ein Ministerium gesucht wird, ein Cloud-Anbieter für eine öffentliche Stelle oder ein Office-Paket für Schulen – dann stehen am Ende oft doch wieder die Namen der großen US-Konzerne im Vertrag.
Lasst jeden Kundigen reinschauen
Und die EU ist Berichten zufolge gerade dabei, ein Förderprogramm für freie und quelloffene Software zu beenden. Also für Software, die ein Gegengewicht bilden kann zu kommerziellen Angeboten, die regelmäßig mit digitaler Überwachung und zahlreichen Abhängigkeiten einhergehen.
Schon klar: Das nächste große IT-Ding wird nicht aus Europa kommen, Förderprogramm hin oder her. Doch bei digitaler Souveränität geht es nicht um Disruption, also darum, einen Markt umzukrempeln. Sondern um Subsistenz. Also um die Frage: Was an Digitalem ist für unsere Gesellschaft so unverzichtbar, dass wir uns nicht abhängig machen sollten? Gerade hier kann freie, quelloffene Software ihre Stärken ausspielen. Weil sie den Sicherheitsaspekt quasi in ihrer DNA hat. Quelloffen heißt, jede:r Kundige kann reinschauen, Fehler finden, verbessern, anpassen. Wenn das nicht souverän ist – was dann?
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Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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