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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Zehntausende protestieren in Israel

Neun Monate nach dem Hamas-Massaker protestieren in Israel erneut Zehntausende für einen Geisel-Deal. Doch die Verhandlungen verlaufen zäh.

Zehntausende auf den Straßen: Neun Monate nach dem 7. Oktober fordern Protestierende die Freilassung der Geiseln Foto: REUTERS/Eloisa Lopez

Israels Botschafter sieht keine diplomatische Lösung mit Hisbollah

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, erwartet nach eigenen Worten keine diplomatische Lösung im Konflikt mit der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon. „Der Iran will, dass dieser Krieg weitergeht“, sagte Prosor den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Einsatz israelischer Bodentruppen im Libanon sei nur vermeidbar, wenn die Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückziehe, der parallel zur 30 Kilometer entfernten Grenze zu Israel verläuft.

Israel versuche, dies durch Diplomatie zu erreichen, sagte Prosor. „Es scheint aber so, als würde es jeden Tag mehr eskalieren.“ Die israelischen Streitkräfte seien trotz des laufenden Gaza-Kriegs bereit für einen weiteren Krieg, sagte Prosor: „Wir haben die richtigen Streitkräfte an den richtigen Stellen, um Israel gegen die Hisbollah verteidigen zu können.“

Israel müsse „diesen Krieg gewinnen und die Infrastrukturen von Hamas und Hisbollah beseitigen, damit wir wieder in Frieden leben können“, sagte der Botschafter. Andernfalls werde Israel keine Ruhe in der Zukunft haben. „Wenn wir es tun, müssen wir es jetzt tun. Die Bevölkerung steht dahinter“, zeigte sich Prosor überzeugt. Die Hisbollah beschieße Israel seit dem 8. Oktober täglich, 80.000 Israelis seien Flüchtlinge im eigenen Land. „Kein demokratischer Staat kann so etwas hinnehmen.“ Die Hisbollah habe den Libanon als Geisel genommen und die dortige Bevölkerung unter ihre Gewalt gebracht. „Wir müssen alles tun, um sie und uns von der Bedrohung der Hisbollah zu befreien.“ (afp)

Zehntausende protestieren in Tel Aviv für Geisel-Deal

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gerät neun Monate nach dem Massaker der islamistischen Hamas in seinem Land immer mehr unter Druck. Bei landesweiten Protesten am Samstagabend forderten Zehntausende von Menschen, den wieder in Gang gekommenen indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen endlich zum Erfolg zu verhelfen. „Abkommen jetzt!“, skandierten sie in Tel Aviv. Die Hamas und andere Terrorgruppen hatten am 7. Oktober – also vor genau neun Monaten – Israel überfallen, 1200 Menschen ermordet und 250 weitere verschleppt.

Zum Auftakt eines von Protestgruppen geplanten „Tages der Störung“ versammelten sich Aktivisten am Morgen nahe der Grenze zum Gazastreifen, um schwarze und gelbe Luftballons steigen zu lassen, berichtete die „Times of Israel“. Die Farbe Gelb dient als Symbol für das Schicksal der Geiseln. Die Ballons waren an Schildern angebracht, die die Gemeinden repräsentieren, die am 7. Oktober überfallen worden waren. Nach israelischer Schätzung befinden sich noch rund 120 Geiseln in der Gewalt der Entführer, viele dürften aber nicht mehr am Leben sein. (dpa)

16 Menschen bei Luftangriff im Gazastreifen getötet

Bei einem Israel zugeschriebenen Luftangriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im mittleren Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet worden. Rund 75 weitere Palästinenser seien verletzt worden, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Medienbüro mit.

Bei dem aus der Luft getroffenen Gebäude im Flüchtlingsviertel Nuseirat handelte es sich den Angaben zufolge um eine ehemalige Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, die seit Ausbruch des Gaza-Kriegs als Unterkunft für rund 7000 geflohene Menschen diente. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das israelische Militär teilte wenig später mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal der UNRWA-Schule angegriffen habe. Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Im Vorfeld des Angriffs habe das Militär zahlreiche Schritte unternommen, um das Risiko für Zivilisten zu minimieren. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

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2 Kommentare

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  • Irgendwie beunruhigend finde ich, dass der massive Verlust palästinensischen Lebens bei den Protesten überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Empathie sollte keine Einbahnstraße sein und nicht nur von einer Seite eingefordert werden.

  • Nun ja, kurz vor einem Luftangriff sich bemühen, die Zivilisten zu evakuieren, ohne das es die Terroristen merken. Das klingt nicht sehr realistisch.

    Ich würde das jetzt mal als Verteidigungsblubberei ĺesen.