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"Insellösungen, die häufig neue Probleme schaffen und zudem Verbraucher:innen verärgern."
Verbraucher:innen haben zuweilen eine ziemlich kurze Lunte. Ich find die neuen Deckel ja auch doof, aber deswegen schlechte Laune zu bekommen, find ich ja ein bisschen albern. Wenn mich so ein Deckel akut stört, rupf ich ihn halt ab (und schraub in später wieder auf).
Ist das der große Wurf? Nö. Kommt das ein bisschen komisch rüber? Klar. Müsste man andere Dinge angehen? Sicher.
Aber wegen jedem Blödsinn gleich aus der Haut fahren und irgendwas von der Verärgerung von Verbrauchern schwafeln, als bitte, lassen wir die Kirche mal im Dorf.
Bevor die EU Umweltschutz simulieren wollte, kam der Deckel wieder auf die Verpackung.
Heut erhitze ich diese Trink- und Giesssperre solang mit dem Feuerzeug, bis diese einfach abzuziehen ist. Dummerweise ist das Ding dann so verzogen, dass es net mehr druff passt. Meine Versuche, das Ding dann zum Absender zurueck zu kicken, scheiterten bis jetzt immer an der Entfernung. Aber irgendwann wirds klappen ;)
Warum muss man eigentlich an allem was auszusetzen haben?
Klimaangst? Von wegen! Die Menschen in Deutschland waren 2023 längst wieder mehr mit dem Flieger unterwegs – auch weil Alternativangebote fehlen.
Unabnehmbare Plastikdeckel: Bärendienst für den Umweltschutz
Seit Mittwoch müssen Milchverpackungen und Einwegflaschen nicht-abnehmbare Deckel haben. Das ist gut gemeint, aber leider schlecht gemacht.
Es gibt mehr zu tun, als abnehmbare Deckel zu verbieten: zum Beispiel Wegwerfprodukte wie Kaffeekapseln aus Aluminium
Nun also auch die Milchverpackung. Seit Kurzem hat der Karton keinen Schraubverschluss mehr, sondern einen fest angebrachten zum Klappen. Und damit vor der ersten Öffnung nichts reinkommt oder rausläuft, befindet sich unter dem Deckel ein Stück abzuziehendes Plastik. Ob das im Sinne der Erfinder:innen der EU-Richtlinie zur Reduzierung von Plastikmüll in der Umwelt war, die seit Mittwoch bei derartigen Verpackungen befestigte Deckel vorschreibt?
Dabei ist der Ansatz nachvollziehbar: Wenn Plastikdeckel zu den Müllteilen gehören, die am häufigsten an europäischen Stränden gefunden werden, dann müssen wir verhindern, dass diese Deckel dorthin kommen. Doch die Deckel unabnehmbar an den Behältern zu befestigten, löst nur einen Teil des Problems. Und ist gleichzeitig ein Symptom dafür, wie Umweltpolitik leider viel zu häufig funktioniert: Statt das große Ganze in den Blick zu nehmen, gibt es kleine Insellösungen.
Insellösungen, die häufig neue Probleme schaffen und zudem Verbraucher:innen verärgern. In diesem Fall, weil ziemlich viele Menschen daran scheitern, halbwegs sinnvoll aus Flaschen mit befestigtem Deckel zu trinken. Diese halbgaren Lösungen bringen so den Umweltschutz als Ganzes in Misskredit – und die EU gleich mit.
Denn welches Problem ist es eigentlich, das hinter dem Plastikdeckelmüll steckt? Die überbordende Menge an Einwegdingen, die wir nutzen. Das beginnt nur bei Verpackungen. Es geht über Wegwerfspielzeug, wie zusammenzubauende Teile in Überraschungseiern, über Kaffeekapseln und Kosmetika wie Augenpads, die nach einmaliger Anwendung weggeworfen werden, bis hin zu Ultra-Fast-Fashion-Kleidungsstücken, die nach einem einzigen Tragen schon halb auseinanderfallen.
Unsere Welt ist voll von diesen Teilen, die nur für eine einmalige Nutzung konzipiert sind. Das ist das Problem. Es zu lösen, bräuchte allerdings einen größeren Wurf – mit deutlichen Veränderungen für Markt und Verbraucher:innen. Dafür würde es wirklich etwas bringen in Sachen Schutz von Umwelt und Ressourcen. Und übrigens: Bei Mehrwegflaschen sind die Deckel weiterhin richtig abnehmbar.
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Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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