Indien gewinnt T20-Cricket-WM: Euphorie in Mumbais Straßen

Halb Mumbai feiert ausgelassen den Sieg der indischen Mannschaft bei der T20-Cricket-Weltmeisterschaft. Sogar der Monsunregen ließ etwas nach.

Eine Menschenmenge umringt einen Doppeldeckerbus, als die indische Kricketmannschaft an einer Parade zur Feier ihres Sieges bei der T20-Kricket-Weltmeisterschaft in Mumbai, Indien, am 4. Juli 2024 teilnimmt.

Außer Rand und Band: begeisterte Fans feiern die indische Cricketmannschaft Foto: Rajanish Kakade/ap

MUMBAI taz | Es dämmerte schon ein wenig, als die indische Cricket­nationalmannschaft am Donnerstag auf dem Dach ihres blauen Busses durch die Straßen der indischen Metropole Mumbai fuhr. Je näher sie dem Wankhede-Stadion kam, wo die große Siegesfeier stattfand, desto mehr Menschen drängten sich in den Straßen. Der Küstenstreifen in der Nähe der Spielstätte war übervoll von jubelnden Massen.

Für Pendler im alten Süden der Stadt war der Abend wohl ein Albtraum. Doch für Tausende Mumbaier und Gäste der Stadt war ein Traum Wirklichkeit geworden: Indien holte zum zweiten Mal den Weltmeistertitel im T20-Cricket, einer Spielart des Sports. Den ersten und bis dahin einzigen Sieg hatte die indische Mannschaft 2007 erzielt, gleich nach der Einführung des Wettbewerbs.

Es ist also lange her, dass im Lieblingssport der Nation ein so großer internationaler Erfolg gefeiert werden konnte. Deshalb verwundert es nicht, dass so viele An­hän­ge­r:in­nen das Team nach seiner Ankunft feierten. „Als Cricketfan und vor allem als Fan von Spieler Virat Kohli war es für mich unvergesslich mitzuerleben, wie die indische Mannschaft den Titel gewann“, schwärmt die 26-jährige Immobilienfachfrau ­Ankita Dingankar.

Sie und viele andere mussten sich allerdings ein paar Tage gedulden, bis sie mit ihren Idolen richtig ausgelassen die Siegesparade feiern konnten. Zwar hatte Indiens Team auf dem Feld bereits am Wochenende in Barbados den Titel geholt, als es sich gegen Südafrika in einem spannenden Finale knapp mit sieben Runs durchsetzte. Doch durch den Hurrikan „Beryl“ wurde die Heimreise verzögert. Dann ging es für die Mannschaft zuerst nach Delhi zu einem Treffen mit dem indischen Pre­mier­minister Narenda Modi und erst im Anschluss nach Mumbai, der Crickethauptstadt Indiens.

Trophäe für die „gesamte Nation“

Umso größer war die Freude, als die Spieler endlich eintrafen. Das Warten habe sich gelohnt, sagt Ankita Dingankar. „Virat und das ganze Team live zu sehen war unvergesslich.“ Das wollte sie sich nicht entgehen lassen, trotz des großen Gedränges, denn: „Solche Momente sind rar“, wie sie meint.

Bis ins Stadion schaffte sie es nicht, doch auf dem Handy konnte sie mitverfolgen, wie Indiens Helden, in Flaggen gehüllt, gemeinsam sangen. „Die Trophäe zurück nach Wankhede zu bringen ist ein ganz besonderes Gefühl“, sagte Spieler Virat Kohli. Und der Kapitän des T20-Cricket-Teams, Rohit Sharma, widmete die Trophäe „der gesamten Nation“.

„Seit meiner Kindheit schaue ich mir Spiele an“, sagt Ankita Dingankar. Das Besondere bei dieser WM war für sie, dass bekannte Spieler wie Virat Kohli, 35, und Rohit Sharma, 37, bevor sie – zumindest im T20 – in den Ruhestand gehen, noch einmal einen solchen Erfolg erzielten. „In Indien liebt jeder Cricket. Und jetzt vielleicht noch mehr“, ist Dingankar überzeugt.

„Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben“, sagt auch der Mumbaier Unternehmer Pavan Kumar, der bei allen Spielen mitgefiebert hatte. „Das Endspiel der Weltmeisterschaft war unglaublich aufregend, und der Sieg hat mich als Inder mit Stolz erfüllt“, so der 34-jährige Filmemacher ­Sushant Ingale. Auch Ingale nahm an der Roadshow teil. Doch als er sich auf den Weg in den Süden Mumbais machte, hatte er nicht mit so vielen Menschen gerechnet.

Fast alle lieben Cricket

„Es waren Scharen von Fans in indischen Trikots mit Fahnen und Plakaten da“, erzählt er. Als der Spielerbus ankam, hätten alle laut gejubelt. Es seien auch die Namen der Spieler gesungen und Slogans wie „Hoch lebe Mutter Indien!“ gerufen worden. „Auch wenn nicht jeder Cricket spielt, die Spiele schaut fast jeder in Indien gerne“, sagt er. Und das, obwohl manche Spiele über mehrere Tage dauern. Allerdings ist T20 ein kürzeres Format, das besser in die heutige Zeit passt.

Indien hatte in diesem Jahr aber nicht nur Glück im Spiel, sondern auch mit dem Wetter in Mumbai. Der Monsunregen hatte während der Parade nachgelassen und hinderte so weder Fans noch Spieler am Feiern.

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Natalie Mayroth schreibt seit 2015 für die taz. Seit 2017 berichtet sie aus Indien und Südasien. Sie kam damals mit einem JournalistInnen-Stipendium nach Indien. In München absolvierte sie 2014 ihren Magister in Europäischer Ethnologie, Soziologie und Iranistik. Natalie Mayroth ist deutsch-iranischer Herkunft.

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