Israels Premier unter Druck: Regierungsgegner rufen zum Aufstand

Mit Massenprotesten wollen Regierungskritiker in Israel diese Woche das Land lahmlegen. Indes musste Netanjahu das Kriegskabinett auflösen.

Ein Mann wird während einer Demonstration gegen die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu und einer Forderung nach der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen inmitten des Konflikts zwischen Israel und der Hamas in Tel Aviv, Israel, festgenommen, 16. Juni 2024.

Der Druck von der Straße auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nimmt zu Foto: Marko Djurica/reuters

BERLIN taz | In Israel wird es zunehmend eng für Regierungschef Benjamin Netanjahu. Während Re­gie­rungs­geg­ne­r*in­nen Neuwahlen verlangen und ihrer Forderung mit einer Protestwoche Nachdruck verleihen, musste Netanjahu das Kriegskabinett auflösen, eine Art Mini-Einheitsregierung, die bislang wichtige Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Gazakrieg getroffen hat. Aus Regierungskreisen verlautete, er wolle in Zukunft in kleineren Foren mit einigen seiner Regierungsmitglieder sensible Themen ­beraten.

Hintergrund der Auflösung ist der Austritt von Benny Gantz aus dem Kriegskabinett vor gut einer Woche. Der Oppositionspolitiker war nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober in das Mini-Kabinett eingetreten, um Netanjahus rechtsreligiöse Koalitionspartner von wichtigen Entscheidungen auszuschließen.

Damit stärkte er Netanjahu im Krieg den Rücken. Nun aber verließ er das Forum unter anderem aus Frustration darüber, dass Netanjahu keine Vorstellungen formuliert hat, wie es in Gaza nach dem Krieg weitergehen soll.

Damit ist Netanjahu wieder auf sein reguläres Kabinett angewiesen. Er wird zusehen müssen, dass seine extrem rechten Koalitionspartner, von denen einige Teil der Siedlerbewegung sind, nicht allzu viel Einfluss erlangen. Diese lehnen einen Deal mit der Hamas grundsätzlich ab, der eine Waffenruhe im Austausch für die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsehen würde. Sie fordern eine noch härtere Gangart gegen die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und sprechen sich für eine Wiederbesiedlung Gazas mit israelischen Zi­vi­lis­t*in­nen aus, was Israel international weiter isolieren würde.

Massenproteste geplant

Neben den zutage tretenden politischen Zerwürfnissen steigt auch der Druck der Straße: Im ganzen Land sollen diese Woche Proteste stattfinden. Zwar hat die Armee kürzlich vier Geiseln befreien können, dennoch setzt sich offenbar die Lesart durch, dass der Krieg zu nichts führt.

Noch am Montag sollte eine Demonstration vor dem Parlament in Jerusalem stattfinden. Mehrere Techunternehmen hätten Busse gemietet, um Demonstrierende in die Hauptstadt zu fahren, berichteten Medien. Am Mittwoch ist ein Auto-Konvoi unter dem Motto „Rettet Israel!“ geplant. Die Protestwoche endet mit einer Demo in Tel Aviv am Samstag.

Bereits vergangenen Samstag hatten dort Zehntausende gegen Netanjahu und seine Gaza-Politik demonstriert. Obwohl die Zahlen zunehmen, sind sie noch von den Vorkriegszahlen entfernt, als wöchentlich Zehntausende, teils sogar mehrere Hunderttausende gegen Netanjahu und die geplante Justizreform demonstrierten.

Nun sollen die Massenproteste wieder an Fahrt aufnehmen. Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen erklärten am Sonntag, Ziel sei es, im Laufe der Woche eine Million Menschen auf die Straße zu bringen und dafür zu sorgen, dass Israel noch vor dem ersten Jahrestag des 7. Oktober neu wählt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.