Deutsche Bahn bei der EM: Dank an den Kolumnenpartner
Die Bahn liefert nervig verlässlich Anekdoten zum Turnier. Der Nahverkehr rät auch schon mal dialektisch, die Gegenrichtung zu nehmen.
N ein! Nicht schon wieder eine Kolumne über die Deutsche Bahn und den Nahverkehr! Da müssen Sie jetzt durch, ich muss es schließlich auch. Und Sie hätten es von Anfang an ahnen können bei dem Kolumnennamen „Deutsches Theater“. Wir sind schließlich der Beschreibung der Wirklichkeit verpflichtet. Mobilitätspartner der Euro 2024 wird die Deutsche Bahn auch genannt. Das ist der größte Euphemismus dieser Europameisterschaft. Richtig ist und überall nachzulesen und hiermit offiziell bestätigt: Die Deutsche Bahn ist gemeinsam mit dem öffentlichen Personennahverkehr für diese EM Kolumnenpartner der taz sowie vieler weiterer Zeitungen im In- und Ausland.
Sie liefert offen gestanden schon nervig verlässlich Anekdoten, bei denen sich alle Leserinnen und Leser abgeholt fühlen können. Der Wiedererkennungswert ist groß, dazu kommen Zuspitzungen besonderer Art, weil einfach zu viele den Wunsch von Verkehrsminister Volker Wissing ernst genommen haben, „möglichst viele Fans“ sollten von dem Angebot der DB Gebrauch machen.
Ich möchte nicht für mich in Anspruch nehmen, dass es eine Rekordfahrt der Deutschen Bahn war, bei der ich zwischen Essen und Dortmund dabei gewesen bin. Die Fahrt für die 36 Kilometer dauerte knapp anderthalb Stunden. Gut möglich, dass eine andere Regionalbahn es geschafft hat, dafür noch mehr Zeit aufzubringen. Die Menschen jedenfalls, die in der Mehrzahl ins Stadion oder zum Public Viewing wollten, standen so zusammengepfercht beieinander, dass allenfalls Katzen sich noch in die Wagen hätten reinschlängeln können.
Kleine Kinder, die dem Kollabieren nahe waren, wurden auf wundersame Weise in Bochum nach draußen befördert, wo am Bahnsteig viele Menschen warteten, welche die Minilücken sofort wieder schlossen. Deshalb folgte aus den Wagen auch fast niemand dem Angebot der DB, man könne sich wegen der Streckensperrung auf unbestimmte Zeit ruhig draußen ein wenig die Beine vertreten, man bekäme vor Weiterfahrt rechtzeitig Bescheid gesagt. Die ersten Naivlinge, die das taten, wurden sofort aus der Masse am Bahnsteig ersetzt.
„Nehmen Sie die Gegenrichtung!“
In Köln konnte ich einmal mein Glück nicht fassen, als ich durch günstige Positionierung im Presssog doch noch in die Straßenbahn hineingeschluckt wurde. Blöd war nur, dass wenige Stationen später das zusammengequetschte Fangewicht zu schwer war für die kleine Steigung vor dem Neumarkt. Nach mehreren Versuchen war die Bahn kaputt und alle mussten wieder aussteigen.
Für fast alle Probleme finden sich jedoch Lösungen. In Köln erhielt ich einmal an der Stadionhaltestelle per Durchsage einen klugen Rat: „Fahren Sie nicht in die Stadt. Das macht keinen Sinn! Nehmen Sie die Gegenrichtung!“ Seither überlege ich öfter, ob ich nicht schneller ans Ziel komme, wenn ich zuerst die Gegenrichtung bevorzuge. Das hilft manchmal wirklich und schult das dialektische Denken. Es erweitert sozusagen das Streckennetz der eigenen Gehirnzellen. Dafür einen herzlichen Dank an unseren starken Kolumnenpartner!
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