Fischbestände in Norwegen gesunken: Lachse angeln verboten

Der Bestand sei dieses Jahr ungewöhnlich niedrig, warnt die Umweltbehörde. „Schweren Herzens“ verbietet sie deshalb den Traditionssport in 33 Flüssen.

Ein junger Mann hält lachend einen geangelten Lachs in die Kamera

Pause für diese Art von Anglerglück: In einer großen Region Norwegens darf bis auf Weiteres kein Lachs mehr an den Haken Foto: Studio 27/Westend61/imago

STOCKHOLM taz | Von wegen Anglerparadies: Norwegen gehen die Wildlachse aus. Mit einer außergewöhnlich drastischen Maßnahme reagierte die nationale Umweltbehörde am Wochenende auf alarmierend niedrige Bestandszahlen der Salmoniden – und erteilte ein weiträumiges Angelverbot. Seit Sonntag darf in 33 Flüssen und einigen Küstengewässern Norwegens kein Lachs mehr an den Haken, das betroffene Gebiet liegt zwischen der südlichen Grenze zu Schweden und der Region Trøndelag.

„Schweren Herzens“ sei dieser Beschluss gefasst worden, wie Behördendirektorin Ellen Hambro erst kurz vor dem Inkrafttreten am Freitagabend mitgeteilt hatte. Die Behörde wisse, dass das Lachsangeln eine wichtige Sommertradition sei, sagte Hambro laut einer Pressemitteilung, „aber jetzt zählt schlicht und einfach jeder einzelne Lachs“. Es gehe darum, dass genug Jungtiere nachkommen, um den Bestand zu erhalten.

Seit Jahrzehnten sinkt in Norwegen die Zahl der Wildlachse, die zum Laichen zurück in die Flüsse kommen. Aber so schlimm wie dieses Jahr war es laut der Umweltbehörde noch nie. In vielen Flüssen liege die Zahl weit unter der Hälfte der letztjährigen Messungen – obwohl Wassermenge und -temperatur auf gute Bedingungen hindeuteten. Die geplante Bestandszählung Anfang Juli abzuwarten, könne deshalb zu spät sein.

Die größten Bedrohungen für den Wildlachs bleiben Klimaveränderungen, die die Lebensbedingungen in Gewässern verändern. Außerdem die Nebenwirkungen der Zuchtlachsindustrie, wie der nationale Wissenschaftliche Rat für Lachsverwaltung (VRL) im jüngsten Jahresbericht schreibt. Das Geschäft mit dem Zuchtlachs geht mit einem Anstieg von Schädlingen wie der Lachslaus einher, zudem entkommen immer wieder kranke Lachse in großen Mengen aus den Zuchtstationen.

„Tragische Situation“

Der VRL stellte auch fest: Die regional bereits teilweise starken Angel-Beschränkungen der vergangenen Jahre zeigten positive Wirkung. Der Bericht bezieht sich allerdings auf die Zahlen von 2023 – die wissenschaftlichen Schlüsse aus dem aktuellen Minusrekord bei der Lachswanderung stehen noch aus.

Der Interessenverband „Norske Lakseelver“ (Norwegische Lachsflüsse) und der Norwegische Jagd- und Fischerverband sind sich bereits sicher: Die freiwillig eingeführten Beschränkungen in den regionalen Lachsgewässern reichten nicht aus. In einer gemeinsamen Erklärung sprechen die Verbände von einer „tragischen Situation“ und einer „Schicksalsstunde für den Wildlachs“. Sie unterstützten deshalb die Entscheidung der Umweltbehörde. Gleichzeitig erinnerten die Verbände an die Folgen für die betroffenen Regionen: „Dies wird große, negative Konsequenzen für die Wirtschaft rund um die Lachsflüsse haben.“

Für die Tourismusbetriebe, die traditionell von der Lachsleidenschaft auch internationaler Angelgäste leben, kam das jetzige Verbot sehr plötzlich, wie norwegische Medien berichten. Sie müsse nun mit Abreisen und Stornierungen fertig werden, erzählt etwa Anne Ovidie, die eine Pension am Fluss Namsen betreibt, dem norwegischen Fernsehsender TV2. „Wir sind verzweifelt, jetzt stehen wir ohne Einnahmen da.“

Im Sommer blühen die traditionellen Lachsgegenden Norwegens normalerweise auf – wenngleich Schwierigkeiten wegen schwindender Lachsbestände seit Jahren dazugehören. Hoffnung auf kurzfristige Verbesserung der Lage können sich Fischrechte-Besitzer und Hoteliers noch machen: Sollte sich im Juli zeigen, dass die Lage sich entspannt, könnten die Flüsse laut Behördenchefin Hambro wieder freigegeben werden. Eine langfristige Lösung wäre damit aber noch nicht erreicht.

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