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Proteste gegen TeststreckePorsche will Steineichen roden

Mit fadenscheinigen Begründungen wirbt Porsche für die Erweiterung seiner Teststrecke in Süditalien. Doch es gibt heftigen Widerstand.

Luftbild der Porsche Teststrecke im süditalienischen Nardo Foto: Porsche

Rom taz | Gleich 200 Hektar Wald würde Porsche gerne in Nardò im süditalienischen Apulien roden lassen – und zwar für die Erweiterung einer Teststrecke. Die Umweltverbände und die An­woh­ne­r*in­nen vor Ort protestieren heftig. Und sie wollen ihren Protest auch auf die für diesen Freitag in Stuttgart angesetzte Aktionärsversammlung der Porsche AG tragen, doch ein Einlenken des deutschen Autobauers zeichnet sich vorerst nicht ab.

Schließlich befindet sich tief in Italiens Süden seit 1975 „eines der wichtigsten und bekanntesten Testzentren der Welt“, wie es auf der Homepage von Porsche Engineering heißt. Und dieses Zentrum soll jetzt noch wichtiger, noch größer werden, schließlich gilt für Porsche: „Unser Ziel ist es, der gesamten Automobilbranche hochwertige Erprobungs- und Entwicklungsdienstleistungen zu bieten“.

Schon heute breitet sich die Anlage der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Sportwagenfirma auf 700 Hektar aus. Sie bietet Hochgeschwindigkeitsstrecken ebenso wie holprige Bahnen auf Schotter oder Pflasterstein. Doch jetzt sollen noch einmal 200 Hektar dazukommen, auch wenn dafür weiträumig Ländereien enteignet werden sollen und tausende Bäume des Steineichenwalds wegmüssen.

Die Genehmigung hatte Porsche erhalten, weil es auf die „Gemeinnützigkeit“ des neuen Projekts abhob. Darüber kann sich Gianfranco D'Eramo vom italienischen Aktionsbündnis „Custodi del Bosco d`Arneo“ (Hüter des Waldes von Arneo) nur wundern. Das Projekt sei angeschoben worden „in einem Gebiet am Rande der Wüstenbildung, inmitten eines Klimanotstands, unter Verstoß gegen die europäischen Vorschriften und ohne die betroffenen Gemeinden einzubeziehen“.

„Austrocknung und Versalzung eines ganzen Landstrichs“

Unterstützung erhält die italienische Initiative auch von deutscher Seite, vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland), der den Protest bei der Porsche-Hauptversammlung mitträgt. Die vom Konzern versprochenen Kompensationen hält Bastian Greiner, Referent für Mobilität und Raumordnung beim Landesverband Baden-Württemberg des BUND, für lächerlich: „Der Verlust eines jahrhundertealten und höchst klimabedeutsamen, artenreichen Waldbiotops“ lasse sich nicht „durch einen Flickenteppich nachgepflanzter Jungbäume ersetzen.“ Schließlich drohe „mittelfristig die Austrocknung und Versalzung eines ganzen Landstrichs“.

Erst einmal hat jedoch im März die EU-Kommission Bedenken angemeldet, die der Porsche-Argumentation nicht glauben mag, bei der Erweiterung gehe es um hehre Ziele wie Gesundheitsschutz und öffentliche Sicherheit. Stattdessen scheine es so, als habe das Projekt „ein überwiegendes ökonomisches Interesse“.

Und nachdem diese EU-Beschwerde eingegangen war, zog auch der Präsident der Region Apulien, Michele Emiliano, seine schon gegebene Zusage für die Waldrodung zurück. Damit liegt die Erweiterung des Testzentrums vorerst auf Eis – doch vom Tisch ist sie noch nicht.

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7 Kommentare

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  • taz: *Gleich 200 Hektar Wald würde Porsche gerne in Nardò im süditalienischen Apulien roden lassen – und zwar für die Erweiterung einer Teststrecke. [...] schließlich gilt für Porsche: „Unser Ziel ist es, der gesamten Automobilbranche hochwertige Erprobungs- und Entwicklungsdienstleistungen zu bieten“.*

    Es reicht der Automobilindustrie wohl noch nicht, dass sie mit ihren CO2-Blechkisten den Klimawandel immer mehr Nahrung liefern. Jetzt möchte man auch noch eine weitere sinnlose Teststrecke bauen, damit man den Irrsinn mit Messdaten noch besser an die zahlenden Kunden bringen kann. Und der kleine Autonarr – der oftmals den IQ einer Eintagsfliege hat – darf in einer Autozeitung ('denn einen echten Porsche kann er sich nicht leisten') dann lesen, wie "toll" ein Porsche doch ist. Die "Tollheit" kennt eben keine Grenzen wenn es ums Auto geht. Dass man dafür mal wieder 200 Hektar Wald 'schreddern' will, und das auch noch in Zeiten des Klimawandels, ist den meisten Menschen aber wohl schon total egal; denn Hauptsache der Wahnsinn geht auf den Autostraßen 'ungebremst' weiter.

  • Parkplätze und Rennstrecken (nicht die "Ringe" sondern öffentliche Raserstrecken) statt Bäumen ist doch auch hier eine gute alte Tradition.



    Wenn Bäume für die Gasfüße gefährlich sind, müssen sie eben weg - sie produzieren ja eh nur Müll, der im Herbst rutschig wird.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Eichen! „Beim Zeus (Jupiter)!"



    Ein Orakel: de.wikipedia.org/wiki/Eiche_von_Dodona



    (Sie wurde 392 n. Chr. von christlichen Eiferern gefällt.)

  • Autofirmen sollten ihre Energie lieber in ihre sozial gestaltete Abwicklung stecken oder auf nachhaltige Produkte umstellen.



    Die Gesellschaft sollte die Kosten des Autos benennen und auch wieder einkassieren.



    Gute Infrastruktur heißt, kein Auto nötig zu haben (Einzelausnahmen zugestanden).

    • @Janix:

      "Autofirmen" und "sozial" in einem Satz - darauf wäre ich nicht gekommen.

  • Bella italia - Da könnte Christian Lidner steinilike mal seine Kavallerie zum Entsatz schicken! Woll

    unterm——🏎️🏎️🏎️🏎️ - 🏇🏇🏇🏇🏇🏇🏇🏇🏇



    Quercus virgiliana



    Ten. (Synonyme: Quercus robur b. virgiliana Ten. Syll., Quercus castagnara) ist eine Sippe Südosteuropas, die von Korsika und Sardinien an ostwärts bis Westanatolien angegeben wird, manchmal wird sie „Italienische Eiche“ genannt.



    de.wikipedia.org/wiki/Flaumeiche

  • "gemeinnützig", "Gesundheitsschutz", "öffentliche Sicherheit", ... na klar! Das ist schon nicht mehr ironisch, das ist wohl eher zynisch.