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On- und offline Proteste bei VW-Versammlung

Umweltverbände und Ver­kehrs­aktivis­t:in­nen demonstrieren in Wolfsburg gegen den Autokonzern

Von Emma Tries

Nachdem letztes Jahr bei der Hauptversammlung der VW-Aktionär:innen eine geworfene Torte den VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche nur knapp verfehlte und eine oberkörperfreie Aktivistin gegen ein Werk im chinesischen Xinjiang protestierte, fand die diesjährige Veranstaltung am Mittwoch ausschließlich online statt. Ak­ti­vis­t:in­nen ließen sich jedoch durch das digitale Format nicht abschrecken. Verschiedene Gruppierungen, die sich für Klimaschutz, Verkehrswende und Ar­bei­te­r:in­nen­rech­te einsetzen, planten parallel zur Hauptversammlung einen „hybriden Protest“.

Sowohl online als auch offline wurde für eine grundlegende Verkehrswende, weg vom Auto, demonstriert. Im Vorfeld gab es Protestaktionen: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurden 50 Kreuze um die VW-Golf-Skulptur in Wolfsburg aufgestellt, um an Verkehrstote zu erinnern. Am Mittwochmorgen dann, zu Beginn der Hauptversammlung, besetzten Ak­ti­vis­t:in­nen das Tor Sandkamp, die Einfahrt zum VW-Werksgelände. Auf dem am Tor angebrachten Banner stand: „Diese Fabrik ist besetzt. VW in Arbeiter*innenhand“. Die Hauptforderung des Protestzusammenschlusses sei die Vergesellschaftung des VW-Konzerns, erklärte Lotte Herzberg von „Amsel44“ im Gespräch mit der taz. Es müsse nach einem Modell gesucht werden, in dem die Beschäftigten zusammen mit der Zivilgesellschaft über die Zukunft des Konzerns entscheiden, so Herzberg. Eine Veränderung in der Produktion, weg vom Auto, hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln, könne nur durch veränderte Eigentumsverhältnisse geschehen.

Während der digitalen Hauptversamlung meldeten sich Ak­ti­vis­t:in­nen durch Redebeiträge zu Wort. Sie hatten durch den Verband der Kritischen Aktionäre Tickets zur Veranstaltung erhalten. Emma Schwichtenberg von „Verkehrswendestadt Wolfsburg“ plädierte für eine Abkehr vom Individualverkehr: „Kein elektrisch betriebener SUV wird in einer brennenden Welt fahren können. Sagen Sie dem Auto Lebewohl, Busse, Bahnen und Vergesellschaftung jetzt.“ Dem zweiten Redner wurde das Wort abgeschnitten, er sei inhaltlich abgewichen. Er hatte auf die Nazi-Vergangenheit des Großvaters von Wolfgang Porsche, heute im Aufsichtsrat, hingewiesen, der schon damals Zwangsarbeiter in der Firma beschäftigt hatte. Unter dem Motto „VW für Alle“ wurde vor dem Werkstor eine alternative Hauptversammlung abgehalten. Die Umweltorganisation „Robin Wood“ protestierte außerdem vor dem VW-Werk in Wolfsburg gegen die Rodung eines 200 Hektar großen Waldstücks in Italien für den Bau einer Testrennstrecke von Porsche, einer Tochterfirma von VW.

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