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Ausgang offen

Der Rasen ist bereitet für die Männerfußball-EM in Deutschland. Am Freitag beginnt das Turnier. Die Sehnsucht nach einem freudvollen Sportfest ist dabei groß, doch auch die Angst vor einem Desaster

Die Straße des 17. Juni in Berlin ist mit Kunstrasen ausgelegt, hier ist die Fanzone in der Hauptstadt. Gibt es auch Grund zu feiern?   Foto: Florian Boillot

Alles kann passieren. Das ist das Versprechen des Fußballs. Der Kleine kann manchmal den Großen schlagen, in der zehnten Minute der Nachspielzeit kann das Spiel noch eine unerwartete Wendung nehmen, zwischen Weiterkommen und Ausscheiden liegen mitunter nur wenige Zentimeter. Und eine Gruppe aus vielen Individuen unterschiedlichster Herkunft mit diversen Stärken und Schwächen kann zu einem Ganzen zusammenwachsen und Unerwartetes erreichen.

Alles kann passieren. Das gilt im Fußball auch gesellschaftspolitisch und ganz besonders vielleicht vor der Europameisterschaft in Deutschland, die am Freitag beginnt. In Zeiten von Krieg und Krisen mag es merkwürdig erscheinen, den Fußball zu feiern. Gleichzeitig ist ungewiss, inwieweit Politisches auch bei der EM präsent sein wird. Wie groß ist die Gefahr des islamistischen Terrors? Wie ist der Umgang mit Rassismus und Homophobie? Wird der Gazakrieg in die Stadien getragen? Und werden Po­pu­lis­t:in­nen die EM für sich instrumentalisieren?

Alles kann passieren. Viele von uns sehnen sich wohl nach einem friedlichen Fest des Sports, haben gar die Hoffnung, dass der Fußball der deutschen Nationalmannschaft mal wieder Spaß machen möge. Oder dass das diverse und runderneuerte Team von Julian Nagelsmann zu einer positiven Identifikationsfläche wird. Andere haben die Sorge, dass, was als Fußballpatriotismus beginnt, nichts Gutes bringt.

Das schöne Spiel kann alles überstrahlen, im Positiven wie im Negativen. Auf den folgenden elf Seiten wollen wir dieser Ambivalenz gerecht werden. Es geht um Fußballpatriotismus und um die Psychologie des Sports, um Angst­zonen für Schwarze Menschen und Fußball im Krieg, um die feinen Füße eines Toni Kroos, ostwestfälische Gastfreundschaft, Modefragen und einiges mehr. Auch einen Spielplan zum Herausnehmen, mit Steckbriefen aller 24 Teams, finden Sie auf unseren EM-Extraseiten. Wir wünschen viel Freude beim Lesen!

Michael Brake, Johannes Kopp, Jens Uthoff

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