Kitas in Berlin: Schlechter Schlüssel

Mit einer Aktionswoche fordert das Berliner Kitabündnis bessere Arbeitsbedingungen für Erzieher*innen. Denen fehle oft Zeit für wichtigen Austausch.

Aktionstag des Berliner Kitabündnisses

Mit orangen Ballons: Kinder bei einem Aktionstag des Berliner Kita-Bündnisses (2015) Foto: Jörg Carstensen / dpa

BERLIN taz | Orange Luftballons und orange Bänder will das Berliner Kita-Bündnis in dieser Woche berlinweit flattern lassen. Hinweisen sollen die auf die Aktionswoche, mit der das Bündnis seinen zentralen Forderungen etwas mehr Wums verleihen will.

Denn: Die Zeit des großen Kitaplatz-Mangels sei zwar vorbei, aber für gute Betreuung gebe es trotzdem noch einiges zu tun, betont Roland Kern vom Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) zum Beginn der Aktionswoche am Montag. Weiterhin sei der Erhalt und Ausbau der Plätze notwendig, auch weil Kitas teils wegen steigender Gewerbemieten schließen müssten. Das Bündnis findet sogar: Gerade weil sich die Situation bei den Plätzen entspannt habe, sollte nun die Qualität wieder mehr in den Blick kommen.

Dafür, so die Forderung, müssten vor allem die Arbeitsbedingungen für Er­zie­he­r*in­nen verbessert werden. Etwa über den Personalschlüssel: Bei den unter Dreijährigen liegt Berlin mit 5,1 Kindern pro Er­zie­he­r*in deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Empfohlen werde für Krippen, dass eine Er­zie­he­r*in rechnerisch höchstens drei Kinder betreue. Diesen Schlüssel will auch das Bündnis. „Wir sind auch sehr dafür, das über Stufenpläne anzupassen“, sagt Kern.

Das Argument, dass es sowieso schon an Er­zie­he­r*in­nen mangele, wollen sie daher nicht gelten lassen. „Gute Arbeitsbedingungen helfen dabei, Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Christiane Weißhoff von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Wichtig sei, dass der Beruf wieder attraktiver werde. „Die Leute sind dann immer gekommen“, betont sie.

Neue Krisen nach Corona

Ein Problem sei auch, dass bei den Personalschlüsseln bisher Ausfälle nicht berücksichtigt würden – etwa durch Krankheit, Urlaub, Fortbildungen oder verwaltende Aufgaben. Doch gute Kita-Arbeit brauche Zeit für die Kinder – und das gehe nur über besseren Betreuungsverhältnisse. Zeit brauche es ebenso, um etwa den Eltern zuzuhören oder sich mit Kol­le­g*in­nen auszutauschen.

Nach der Corona-Pandemie hätten die Kitas mit ganz neuen Krisensituationen zu tun, betont Grit Herrnberger vom Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis (Fipp). Die Anforderungen und Ansprüche an Kitas seien gestiegen, doch die Ausstattung der Kitas sei nicht mitgewachsen. „Kitas legen Grundlagen. Sie sind immens wichtig, für gerechte Bildungschancen, aber auch für unsere Gesellschaft, wo wir uns an einem Scheideweg in Bezug auf unsere Demokratie befinden“, sagt Herrnberger.

Die Kitas beteiligen sich mit Flashmobs, Elterncafés, Spielplatzaktionen oder aber auch einfach orange geschmückten Eingängen an der Aktionswoche. Für Samstag lädt das Bündnis zu einem Familienfest im Pestalozzi-Fröbel-Haus in Schöneberg ein.

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