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Box-Spektakel in RiadMeister der Welt

Der ukrainische Schwergewichtler Usyk boxt sich gegen Tyson Fury zum Weltmeister der vier wichtigsten Verbände. Ein Sieg voller Symbolik.

Usyk im Vorwärtsgang, Fury in den Seilen Foto: Seco/AP

Schlussgong. Oleksandr Usyk sinkt auf den Boden, Tyson Fury reißt die Arme in die Luft, aber Usyk steht auf, umarmt jeden in seinem Team. Eindeutig ist das nicht, aber gewonnen hat Usyk. Der 37-jährige Ukrainer ist nun der von den vier wichtigsten Profiboxverbänden anerkannte Weltmeister im Schwergewicht. Angereist war Usyk mit drei Titeln (WBA, IBF und WBO), Fury mit einem (WBC) aus seinem Sieg über über Deontay Wilder 2018.

Zwei Punktrichter hatten Usyk, einer Fury als Sieger gesehen. So auch der Brite selbst. „Ich glaube, dass ich diesen Kampf gewonnen habe“, sagte der 35-Jährige mit dem Kampfnamen „Gipsy King“ und schob eine bemerkenswerte Erklärung zum Sieg des Ukrainers nach: „Sein Land befindet sich im Krieg, also sind die Leute auf der Seite des Landes, das sich im Krieg befindet.“

Seit Jahren wartete die Boxwelt auf diesen Kampf, im Februar war er wegen einer Verletzung Furys geplatzt. Auch wenn Furys Stärke schwer einzuschätzen war, so galt er doch als Superstar der Szene. „Weit über 100 Millionen Dollar“, so sein Manager Bob Arum, hat er an diesem Kampf im saudischen Riad verdient. Auch bei Usyk sind die genauen Zahlen nicht bekannt geworden, aber es waren wohl deutlich mehr als 75 Millionen US-Dollar.

Finanziell war der Kampf in der Nacht auf Sonntag ein würdiger Wiedergänger der großen Boxnächte früherer Jahrzehnte: Ali vs. Foreman 1974, Ali vs. Frazier 1971, 1974 und vor allem 1975, Louis vs. Schmeling 1936 und vor allem 1938. Auch sportlich kam das, was Tyson Fury und Oleksandr Usyk boten, nahe an die Vorbilder. In den Worten Furys: „Ich glaube, es war – was soll man machen? – eines der dummen Dinger, diese Entscheidungen im Boxsport. Wir haben beide einen guten Kampf geliefert.“

Wenn sie mir in der letzten Runde gesagt hätten: ‚Du bist am Boden, geh raus und versuch, ihn fertig zu machen‘, hätte ich das getan.

Tyson Furyy

Schlecht hat Tyson Fury wirklich nicht geboxt. Stark hatte er begonnen, die Runden 5, 6 und 7 gingen so deutlich zu seinen Gunsten, dass er arrogant die Hände hinter dem Rücken versteckte, um Usyk zu verspotten. Doch die 8. und vor allem die 9. Runde wurden entscheidend: Usyk setzte ein paar harte Treffer, einer ließ Fury taumeln, den nur die Seile daran hindern, auf den Boden zu gehen. Der Ringrichter zählte Fury an, der Rundengong rettete ihn, aber der Kampfverlauf hatte seinen Knick bekommen.

„Ein paar Bier trinken“

„Wenn sie mir in der letzten Runde oder so gesagt hätten: ‚Du bist am Boden, geh raus und versuch, ihn fertig zu machen‘, hätte ich das getan“, gab Fury später von sich. „Aber jeder in meiner Ecke hat geglaubt, dass wir dran sind. Alles, was ich tun musste, war einfach weiter zu boxen, das zu tun, was ich tat, und ich dachte, wir würden es schaffen. Aber es war, was es war. Ich werde nicht über verschüttete Milch weinen.“

Dass der Kampf auch eine politische Dimension besaß, dafür sorgte schon allein der Ausrichter und Finanzier Saudi-Arabien. Profiboxen gehört schon lange zum Portfolio des Re­gimes, das mit Weltsport­events seinen auch kulturellen Anspruch, eine Weltmacht zu sein, unterstreichen möchte. Dass ein Kampf von dieser Bedeutung aufs Pfingstwochenende, ein hohes christliches Fest, gelegt wurde, ist da eine Petitesse, die sich auch als Detailverliebtheit der saudischen Planer deuten lässt.

Etwas deutlicher ist die politische Bedeutung, die von ukrainischer Seite in den Kampf gelegt wurde. Usyk wurden auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zwei Fahnen der ukrainischen Armee überreicht. Staatspräsident Wolodymyr Selenskij deutete den Kampf auf Telegram militärisch: „Die Ukrainer schlagen hart zu!“ Und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, selbst Ex-Schwergewichtsweltmeister, neigte zur politischen Interpretation: Usyk habe „der Welt gezeigt, dass die Ukrainer in der Lage sind, einen starken Gegner in einem schwierigen Kampf zu besiegen“.

Und was sagen die Boxer? Fury: „Wir haben uns 12 Runden lang die Seele aus dem Leib geprügelt, also werden wir jetzt nach Hause gehen, etwas essen, ein paar Bier trinken und etwas Zeit mit der Familie verbringen.“ Und Usyk: „Die ganze Zeit, Training, Training, Training – ich habe mich nur auf diesen Kampf konzentriert.“ Sogar bei der Geburt einer Tochter war er nicht da. „Ich möchte nach Hause zurückkehren, in meine Kirche gehen und beten.“

Ein Rückkampf soll im Oktober 2024 stattfinden.

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2 Kommentare

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  • Ein widerliches Gehaue, Boxsport ist grundsätzlich grenzwertig und aus gesundheitlichen Überlegungen abzulehnen. Unstrittig zeigt die weich geklopft Birne Spätschäden..... Parkinson lässt grüßen.



    Amateure sollen nur 3 Runden mit max. 2 min/Runde Boxen dürfen.



    Profiboxen muß verboten sein/werden, die Berichterstattung in den Medien sollte gar nicht bis max. eingeschränkt erfolgen.



    Ein bewusst verantwortungsvolle Zeitung wie die taz, boykottiert ein Profibox Gemetzel.

  • Es war ein großer Kampf, kein Zweifel. Furys Nehmerqualität ist unerreicht. Wie er in Runde 9 nur durch den Gong gerettet wird und sich dann tatsächlich so in der Pause erholt und weitermacht ist auch einzigartig. Dass der WBC- Punktrichter aber pro Fury wertet ist schade. Beide waren ebenbürtig, aber Usyk hatte den Knockdown. Somit wäre eine einstimmige Punktentscheidung pro Usyk angemessen gewesen. Im Rückkampf wird Fury Usyk schon K.O. schlagen müssen, wenn er gewinnen will. Und Usyk kann auch Schläge nehmen, der ist kein Glaskinn, wie man gestern sah.