Die Wahrheit: Außen süß und innen hohl

Der britische Premierminister Rishi Sunak hadert schon länger mit seinem Namen, ist er ihm doch nicht britisch genug. Jetzt hat er ihn ändern lassen.

Rishi Sunak war vorige Woche bei den Royal Courts of Justice in London. Dieses Gericht ist für Namensänderungen zuständig. Der britische Premierminister will nicht mehr Rishi heißen. Das Anagramm lautet nämlich „Irish“, und deshalb haben ihn seine Minister gehänselt, denn Irland will die Flüchtlinge, die aus dem Vereinigten Königreich via Nordirland kommen, wieder zurückschicken.

Schon besser klingt sein Nachname nach dem Buchstabenschütteln: „Ankus“. Das ist eine Waffe, an der ein spitzer Haken angebracht ist. Damit lenkt man Elefanten. Das sollte kein Problem für Sunak sein, stammt seine Familie doch ebenso wie der Ankus aus Indien, und die Tory-Partei ist schwerfällig wie ein Elefant. Außerdem dient der Ankus zur Selbstverteidigung des Elefantenführers, sollten die Hinterbänkler ihm an den Kragen wollen.

Bildet man aus Vor- und Nachnamen des Premierministers ein Anagramm, sieht es nicht mehr so rosig aus: „­Raisin Husk“, also „Rosinenhülle“ – außen süß und innen hohl. Sunak hat deshalb 48,32 Pfund Gebühren bezahlt und sich auf den Vornamen Shingle umtaufen lassen. Das ist eine Dachplatte oder Schindel. Im Plural wäre es eine Gürtelrose. Das Anagramm für Shingle ist „English“, und das soll ihm bei den Wahlen ein paar Pluspunkte einbringen, so hofft Shingle Sunak.

Namensanagramme sagen viel über die Persönlichkeit eines Menschen aus, behauptet der ungarische Sprachwissenschaftler Pal Indrom in seinem wegweisenden Buch „Das Anagramm und seine Bedeutung für die Regentschaft des römischen Kaisers Domitian alias Idiot Man“. Als Beispiel nennt er Donald Trump: Mad Lord Punt. Die Ägypter importierten aus dem Land Punt östlich von Ägypten seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Gold, Weihrauch, Affen, Hunde und Straußenfedern.

Auch unter deutschen Politikern gibt es passende Beispiele. Christian Lindners Anagramm ist „Fahrt doch Porsche“. Und Olaf Scholz ist laut Anagramm ein „Zoll-Fascho“, der bei den Zollfahndern Hunderte Millionen Euro eingespart hat, als er noch Finanzminister war.

Doch zurück zu Shingle Sunak. Sein Erzfeind Jacob Rees-Mogg hat behauptet, Sunak sei der „lebloseste Führer Großbritanniens“ seit mehr als 500 Jahren. Dabei scheint er selbst aus dem 18. Jahrhundert aufgetaucht zu sein, um Großbritannien als Brexit-Minister eben dorthin zurückzuversetzen. Das Anagramm seines Namens lautet „Mosere Jogg Cab“. Das ergibt wenig Sinn, aber das tun seine Äußerungen auch nicht. Neulich schlug er vor, sämtliche Migranten nach Nordirland zu schicken, damit sie über die offene Grenze in die Republik Irland verschwinden könnten.

Das Anagramm meines Namens ist übrigens „Scotches“, wobei aber ein k übrig bleibt. Scotch Whisky ist ganz okay, aber Irish Whiskey ist mir lieber. Vielleicht lasse ich mich in Rishi umtaufen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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