Fluten, Dürren, Stürme: Klimakrise trifft Frauen mehr

Die Folgen der Erderhitzung wirken sich nicht auf alle gleich aus. In der Klimapolitik spielt das Geschlecht aber kaum eine Rolle, zeigt ein Bericht.

Eine Frau und ein Kind laufen mit Regenschirmen durch Starkregen über eine überflutete Straße. Die frau trägt einen Tschador

Starkregen in Malawana, Sri Lanka, Mai 2023: Extreme Fluten, Dürren und Stürme gefährden ohnehin vulnerable Gruppen besonders Foto: Dinuka Liyanawatte/reuters

ROM/BERLIN ap/taz | Extreme Fluten, Dürren und Stürme gefährden ohnehin vulnerable Gruppen besonders: Für Frauen und Kinder im Globalen Süden ist die Wahrscheinlichkeit, durch eine solche Unwetterkatastrophe zu sterben, nach Zahlen der Vereinten Nationen 14-mal höher als für Männer. Zugleich wirken sich die Folgen der Erderhitzung auch direkt auf die Einkommen von Frauen in ländlichen Gebieten, arme und ältere Menschen aus.

Das schreiben die Ex­per­t:in­nen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mit dem Titel „The Unjust Climate“, zu deutsch also „Das ungerechte Klima“.

„Soziale Unterschiede, die auf Standorten, Wohlstand, Geschlecht und Alter basieren, haben starke Auswirkungen auf die Anfälligkeit der Landbevölkerung für die Folgen der Klimakrise“, sagte FAO-Generaldirektor Qu Dongyu. Allerdings seien diese bislang noch nicht genügend erforscht.

Dem Bericht zufolge verlieren von Frauen geführte Haushalte im Vergleich zu solchen mit einem männlichen Haushaltsvorstand während Hitzewellen und Überschwemmungen 3 Prozent mehr ihres Einkommens. Bei Wärmebelastungen betrage dieses Ungleichgewicht einem Pro-Kopf-Verlust von 83 US-Dollar, bei Hochwasserfluten seien es 35 US-Dollar, heißt es in dem Bericht. Insgesamt summiere sich dieser Unterschied in ärmeren Ländern zu einem jährlichen Betrag von 37 Milliarden beziehungsweise 16 Milliarden US-Dollar auf.

Klimakrise vergrößert Kluft zwischen Männern und Frauen

Das vergangene Jahr war das bislang heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen und hatte weltweit für Extremwetterereignisse gesorgt. Verantwortlich dafür war vor allem der Klimawandel, dessen Folgen durch das etwa alle vier Jahre auftretende Wetterphänomen El Niño verstärkt wurden. Dessen Nachwirkungen sollen noch mindestens bis Mai für Rekordhitze sorgen.

Die Studie der FAO deutet darauf hin, dass jede weitere Erderhitzung die Kluft zwischen Frauen und Männern noch erheblich vergrößern wird. Hintergrund seien die „signifikanten Unterschiede in der landwirtschaftlichen Produktivität und bei den Löhnen“, heißt es weiter. Die Weltgemeinschaft müsse mehr gegen den Klimawandel tun.

Die Daten basieren auf einer Erhebung, für die die Ex­per­t:in­nen der FAO 100.000 Haushalte in 24 Ländern weltweit mit niedrigen bis mittleren Einkommen befragten. Die UN-Organisation verknüpfte die Erkenntnisse im Anschluss mit Niederschlags- und Temperaturdaten aus 70 Jahren.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass nur wenige Regierungen in ihren Plänen zur Bekämpfung des Klimawandels die besondere Verwundbarkeit von Frauen und Minderjährigen berücksichtigen. In lediglich 6 Prozent der mehr als 4.000 Vorschläge, die in nationalen Plänen zur Klimaanpassung der untersuchten Länder enthalten seien, fänden Frauen überhaupt Erwähnung.

In vielen armen Ländern würden sie benachteiligt, dürften beispielsweise kein Land erwerben oder selbst über ihre Arbeit entscheiden. Und wenn sie versuchten, ihre Einkommensquellen wegen des Klimawandels zu diversifizieren, stießen viele Frauen zudem auch beim Zugang zu Informationen, Finanzierung und Technologie auf Diskriminierung, hieß es. Nun brauche es gezielte Strategien, die die Lage für von Frauen geführte Haushalte verbessern.

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