Umstrittener Investor im Eishockey: Nichts geht ohne den Mäzen

Unternehmer Frank Gotthardt, der viel Geld in die Kölner Haie gesteckt hat, finanziert das rechte Infoportal Nius. Die Kritik daran bleibt leise.

Drei Spieler der Kölner haie blicken ratlos drein

Nachdenklich in Köln: Drei Haie nach der Niederlage im letzten Spiel der regulären Saison in der Liga Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

KÖLN taz | Die Kölner Haie sind zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in der gerade abgelaufenen Hauptrunde einen Zuschauerboom erlebt hat. Mit einem Schnitt von 16.993 Besuchern pro Partie in ihrer Arena im Stadtteil Deutz stellten die Kölner einen europäischen Zuschauerrekord im Eishockey auf. Das brachte ihnen viel Lob und Beachtung ein. Am Sonntag sind sie mit einem 5:1 in Ingolstadt in die Pre-Playoffs gestartet, haben also gute Chancen, das Viertelfinale zu erreichen, vor großem Publikum. Zum Heimspiel am Mittwoch werden wieder um die 17.000 erwartet.

Es gibt da aber noch ein anderes Thema, das die Haie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt hat. Es geht um ein Investment des Software-Milliardärs Frank Gotthardt (73), der seit 2010 Hauptgesellschafter und Besitzer der Haie ist. Der Unternehmer, der sein Vermögen mit medizinischen Computeranwendungen gemacht hat, ist Finanzier des Infoportals Nius, das der frühere Bild-Chefredakteur Julian Reichelt leitet.

Nius gibt es seit Juli 2023 und macht an dem Punkt weiter, wo Reichelt 2021 bei der Bild aufhörte: Boulevardesk bis krawallig attackiert es den grünen Zeitgeist. Eingeordnet wird Nius, je nach Standpunkt, als rechtspopulistisch oder rechtskonservativ.

Ein Rechtspopulist ist Gotthardt sicher nicht. Er ist Ehrenvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrates in Rheinland-Pfalz, ohne Parteimitglied zu sein. Unlängst sprach er in einem Pod­cast darüber, warum er Nius finanziert. Er sehe eine Lücke und glaube, dass die deutsche Medienlandschaft eine Ergänzung im konservativen Bereich benötige. Die sieht er in Nius.

Zurückhaltende Kritik

Die Fans der Haie reagierten darauf zurückhaltend. In einem Forum gab es den offenen Brief eines Mannes, der Gotthardts Engagement verurteilte, da es zu rechts und nicht mit weltoffener Haltung zu vereinbaren sei. Ein anderer schrieb eine E-Mail an den Verein und verschiedene Medien und forderte, die Haie sollten sich von Nius und rechtspopulistischem Gedankengut explizit distanzieren.

Der Verein verfasste darauf eine lange Antwort, in der er wortreich darstellt, dass die Haie für Diversität und gegen Diskriminierung jeder Art ständen. Die wichtigste Passage lautete: „Uns und Herrn Gotthardt ist sehr klar, dass es keine strategische Einflussnahme jeglicher Unternehmen in Richtung der Kölner Haie gibt. Die Integrität und Handlungshoheit der Kölner Haie war noch nie gefährdet und wird auch in Zukunft unberührt bleiben.“ Und: „Es wird keine Marketingmaßnahmen von Nius bei den Kölner Haien geben.“ Letzteres ist nicht selbstverständlich, denn bei Haie-Spielen gibt es durchaus Werbung für Gotthardts Software-Firma.

Mehr können die Haie nicht tun. Denn sollten sie sich von Nius distanzieren, womit sie ihren Chef vermutlich nachhaltig verärgern würden, könnten sie sich sofort für die nächste Saison in der Oberliga anmelden. Ohne Gotthardt gäbe es keine Kölner Haie in dieser Größe. Professionelles Eishockey bleibt in Köln trotz der guten Zahlen ein Verlustgeschäft, etwa ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr muss der Gesellschafter zuschießen.

Teurer Eishockeystandort

Das hat vor allem damit zu tun, dass die 14 DEL-Vereine keinen so lukrativen Medienvertrag wie die Fußballer haben, sie erhalten jährlich geschätzte 300.000 Euro pro Klub von ihrem Sender. In Köln ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Haie haben besonders hohe Kosten, ihre Arena ist nicht städtisch, sondern im Besitz einer Investorengruppe aus Asien. Allein die Hallenmiete beträgt pro Heimpartie etwa 40.000 Euro. Auch das Trainingszentrum ist gemietet.

Bevor Gotthardt vor 14 Jahren einstieg, hatte der damalige Haie-Geschäftsführer Thomas Eichin gut ein Jahr lang neue Gesellschafter gesucht, da der Verein seinen vorigen Investor, den Immobilienunternehmer Heinz Hermann Göttsch, verloren hatte und vor der Pleite stand.

In Köln wird zwar stets viel von „Hätz“ (Herz) und „Jeföhl“ (Gefühl) geredet, es fanden sich jedoch keine lokalen Investoren mit einem Herz für die Haie. Der Koblenzer Gotthardt wurde schließlich von Führungsmitarbeitern seiner Firma, die bei der WM 2010 Spiele in Köln mit Begeisterung besucht hatten, überzeugt, den KEC zu retten. Seitdem hat er geschätzte 25 Millionen Euro in den Verein investiert.

All das wissen die Fans, es erklärt ihre grundsätzliche Zurückhaltung. Ohne den Geldgeber verschwänden die Haie im Amateursport. Und solange Julian Reichelt seine Tiraden nicht auf dem Videowürfel der Köln­arena verkündet, ist es ihnen egal, wo der Vereinsbesitzer sein Geld sonst einsetzt.

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