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Weit entfernt von Vision Zero

Nach dem Tod einer Mutter und ihres Kindes bei einem Verkehrsunfall in Mitte wird der Ruf nach Konsequenzen laut

Von Lilly Schröder

Von der Vision Zero, der Vision von einer Stadt ohne Verkehrstote, sei man weit entfernt, sagte Antje Kapek, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Die Rücksichtslosigkeit der Au­to­fah­re­r*in­nen nehme sogar weiter zu.

Vor der Mall of Berlin in Mitte hatten sich am späten Sonntagnachmittag rund 150 Menschen versammelt, um der 41-jährigen Frau und ihres 4-jährigen Sohnes zu gedenken, die am Tag zuvor bei einem Verkehrsunfall auf der Leipziger Straße umgekommen waren. Am Unfallort wurden Gedenkfiguren der Mutter und des Kindes angebracht, Blumen und Kerzen niedergelegt.

Ein 83-Jähriger Autofahrer war am Samstag mit überhöhter Geschwindigkeit in die Frau mit Kinderwagen gerast, die die Straße überquerte. Mutter und Sohn wurden lebensgefährlich verletzt und starben im Krankenhaus. Der Autofahrer soll versucht haben, auf dem Radweg an einem Stau vorbeizufahren.

Während der Mahnwache am Sonntag wurden nun Konsequenzen gefordert. Aufgerufen zu dem Protest hatten unter anderem der ADFC und der Verein Fuss, der sich für die Rechte von Fuß­gän­ge­r*in­nen im Straßenverkehr einsetzt.

„Die Vision Zero zu erreichen, ist eine Verantwortung, die wir für die Menschen tragen“, sagte Antje Kapek. Das sei jedoch nur möglich, wenn die aktuelle Temporeduzierung auf der Leipziger Straße beibehalten werde und es geschützte Rad- und Fußwege gebe. „Wir wissen, was politisch nötig ist, wir haben kein Erkenntnisdefizit. Aber wir müssen handeln“, sagte die Grünen-Politikerin. Auch Roland Stimpel von Fuss e. V. forderte von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), Abstand zu nehmen von ihrem Plan, auf der Leipziger Straße und 29 weiteren Straßen das Tempolimit wieder von 30 auf 50 km/h zu erhöhen.

Begründet hatte Schreiner die Rücknahme der Geschwindigkeitsbegrenzung damit, dass im Fall der Leipziger Straße die Voraussetzung für einen Tempo-30-Abschnitt auf einer Hauptstraße nicht erfüllt sei: nämlich, ein Ort „außerordentlicher Gefahr“ zu sein. „Spätestens seit gestern sollten Ihnen die Augen geöffnet sein“, sagte Roland Stimpel.

Der tödliche Autounfall hat unterdessen auch die Diskussion über die Notwendigkeit von regelmäßigen Kontrollen der Fahrtüchtigkeit von Se­nio­r*in­nen neu befeuert. Tino Schopf, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, mahnte am Montag in diesem Zusammenhang zur Mäßigung. Über Sanktionen oder Verfügungen zu debattieren, die allein an das Lebensalter gekoppelt seien, bringe nicht weiter. Stattdessen forderte Schopf unter anderem die „Förderung von altersgerechten Angeboten wie beispielsweise einem Fahrsicherheitstraining für Senioren“.

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