Kinoempfehlungen für Berlin: Komplexe Gemengelage
Züge sind Thema der Reihe „Einsteigen bitte!“, „Geliebte Köchin“ ist eine Hommage an gute Speisen. Wer die produzieren soll, beleuchtet „Bauer Unser“.
D ie Eisenbahn ist seit der Frühzeit des Kinos ein unabdingbarer Bestandteil der filmischen Darstellung von Reisen. Die Bahn war ja damals noch gar nicht so lange in Betrieb und immer noch ein technisches Faszinosum, zudem waren die Autos und Flugzeuge um die Wende zum 20. Jahrhundert deutlich in der Minderzahl.
Aber die Bahn besitzt auch klare dramaturgische Vorteile: Anders als beim Auto muss man die Maschine nicht selbst bedienen, man kann innerhalb des Zuges umherspazieren, und es gibt viele Abteile, in denen viele verschiedene Dinge passieren können. Und im Übrigen ist das Bahnreisen mit seinem steten Ausblick auf vorbeiziehende Landschaften und Städte dem Kino und seinen „Reisen“ in andere Länder und Wahrnehmungsebenen gar nicht so unähnlich. Jedenfalls sofern man nicht irgendwo festsitzt, weil der Zug nicht fährt.
Ironischerweise passiert genau dies in dem Film „Der Geisterzug“, einer deutsch-britischen Coproduktion aus dem Jahr 1927, den das Zeughauskino in seiner Reihe „Einsteigen bitte!“ zeigt. Gedreht bei der UFA in Berlin und inszeniert vom Ungarn Géza von Bolváry (sonst eher bekannt für seine Operettenfilme), spielt der kammerspielartige Film vornehmlich auf einem Landbahnhof in England, wo eine Gruppe von Reisenden mitten in der Nacht strandet.
Die Geschichte eines Geisterzuges, dessen Anblick den Tod bringt, macht die Runde, doch diese Legende hat in der Mischung aus Mystery, Kriminalhandlung und komödiantischen Elementen natürlich einen handfesten Grund. Musikalisch begleitet wird der Film von Ekkehard Wölk am Klavier. Die Reihe „Einsteigen bitte!“ läuft noch bis zum 3. März (17. 2., 19 Uhr, Zeughauskino).
Die Produktion von Nahrungsmitteln ist eines der großen Themen unserer Zeit. Dass die Devise „immer mehr, immer billiger“ nicht funktionieren kann, ist vermutlich den meisten Menschen klar. Zugleich ist es aber enorm schwierig, eingefahrene Gewohnheiten von Verbraucher:innen zu ändern, ganz zu schweigen von jenen Menschen, die es sich gar nicht leisten können, mehr Geld für Bio-Lebensmittel auszugeben.
Und natürlich gehen die meisten EU-Subventionen in der Landwirtschaft immer noch an die falschen Betriebe: je größer, desto mehr Geld. Das fördert natürlich nicht die kleinen, regional produzierenden Betriebe.
Diese komplexe Gemengelage erforscht der österreichische Dokumentarfilm „Bauer unser“ von Robert Schabus, der zugleich aufzeigt, dass es auch anders geht. Das Acud-Kino zeigt den Film in seiner Reihe „PlantAge Kinoabende 2023/24“, in deren Rahmen sich der genossenschaftliche Betrieb PlantAge aus Frankfurt (Oder) selbst vorstellt (21. 2., 19 Uhr, Acud Kino).
Ob die Leute von der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft alle jene Dinge gutheißen würden, die im Film „Geliebte Köchin“ auf den Tisch kommen, weiß ich nicht zu sagen. Aber regional produziert wird im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts schon noch. Vom Titel, der einmal mehr einen französischen Wohlfühl-Liebesfilm suggeriert, sollte man sich hier nicht täuschen lassen: Die Handlung des Films, für den Regisseur Trần Anh Hùng beim Festival von Cannes den Regiepreis erhielt, ist tatsächlich äußerst reduziert.
Stattdessen ist die Geschichte um einen Gourmet und die von ihm umworbene Köchin und Lebensgefährtin (Juliette Binoche) eine ausgesprochen bildgewaltige und sinnliche Hommage an das Kochen. Eine Tätigkeit, die hier so ernst genommen wird, wie es nur geht. Nichts ist wichtiger (16. & 20. 2. 20.30 Uhr, 17. 2., 18. 2., 21. 2. 17.45 Uhr, 19. 2., 15 Uhr, Bundesplatz-Kino).
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