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Finanzierung rechter PrivatmedienDen Superreichen Paroli bieten

Milliardenschwere Unternehmer wie Frank Gotthardt versuchen, die mediale Berichterstattung nach rechts zu verschieben. Man sollte sie ignorieren.

Der Unternehmer Frank Gotthardt finanziert das rechte Medienportal „Nius“ vom ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt Foto: Eduard Bopp / Imago Images

Julian Reichelt, der unrühmlich geschasste Ex-Chefredakteur der Bild, sucht die deutsche Öffentlichkeit noch immer heim. Das kann er, weil er ein Onlineportal betreibt, Nius. Dahinter steckt ein Milliardenvermögen: Der Unternehmer Frank Gotthardt finanziert den Mist, mit dem unsere Agora in letzter Zeit geflutet wird. In einem Podcast aus seiner Heimatstadt Koblenz äußerte er sich jüngst ganz unverblümt. Er empfinde es als „staatsbürgerliche Pflicht“ gegen Medien, die seiner Ansicht nach zu weit nach links gewandert seien, eine Alternative zu finanzieren.

Was ist demokratisch daran, wenn nur eine Handvoll Superreicher darüber entscheiden sollten, worüber im Land gesprochen wird? Silvio Berlusconi hat schon in den 1990er Jahren vorgemacht, wie man sich mit boulevardesken Privatmedien Macht und Pfründen verschafft. In den USA und in Großbritannien hat Rupert Murdoch mit seinem Medienimperium um Fox News oder The Sun maßgeblich dazu beigetragen, die Politik dieser Länder zu polarisieren.

Dass die Reichen die Medien kon­trollieren, um ihre Interessen durchzusetzen, war im Kapitalismus schon immer so. Am besten verhindert man, dass es Milliardäre überhaupt gibt, mit Vermögensabgaben und Erbschaftssteuern. Dass die Medienanstalt Berlin-Brandenburg Nius wegen möglicher Verstöße gegen die Medienethik unter die Lupe nimmt, ist jetzt ein Anfang.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte seine Aufgabe, den populistischen Privaten bei der Information und Meinungsbildung etwas entgegenzuhalten, stärker wahrnehmen. Die Krawallthemen von Nius und Co landen zu oft in den Talkshows öffentlicher Sendeanstalten. Murdochs Erfolg in Großbritannien war, dass Re­dak­teur:in­nen der BBC seine Zeitungen gelesen und Themen übernommen haben.

Hierzulande haben die legacy press und noch viel mehr die öffentlichen Sender ein viel größeres Publikum als die rechten Kläffer, mögen die mit noch so viel Geld ausgestattet sein. Die Themen der Reichelts und Gotthardts kann man getrost ignorieren.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes konnte der Eindruck entstehen, der Unternehmer Frank Gotthardt habe die Formulierung „linksversiffte Medien“ gebraucht. Diese Worte hat er so nicht benutzt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. Die entsprechende Stelle haben wir korrigiert.

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5 Kommentare

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  • Seltsam, dass im Artikel Leo Kirch und Axel Cäsar Springer als politische Medien-Strippenzieher in deutscher Geschichte nicht auftauchen. Springer versuchte über die BLÖD schließlich die Entspannungspolitik zu torpedieren und Kirch wollte sich das Springer-Imperium einverleiben, um Politischen Einflus zu nehmen... Beide scheiterten letztlich nur an finanziellen Problemen....

  • de.wikipedia.org/w...ardt_(Unternehmer)



    Als die Kassenärztliche Bundesvereinigung einen eigenen Online-Dienst gründen wollte, klagte Gotthardt wegen des Eingriffs in den Wettbewerb durch eine öffentlich-rechtliche Körperschaft und bekam vor Gericht Recht.



    Ich kann gar nicht soviel Essen, wie ich k....... - Demokratie ist echt anstrengend, wenn man eben nicht LAUT wird und trotzdem versucht, soviel "Voll-Pfosten" mit zu nehmen, wie es geht.....

  • ndr zögert nicht, afd einzuladen. demos dagegen verpuffen. es ist eine schande.

    • @Brot&Rosen:

      Demos gegen die AfD verpuffen? Den Eindruck habe ich nicht, es wird kaum noch über etwas anderes berichtet (ok: Klima, Ukraine...). Warum ist es eine Schande, Politiker der AfD in Talkshows einzuladen? Das Gegenteil wäre in einer Demokratie eine Schande. Nur wenn man sie inhaltlich stellt und mit Argumenten auf ihre populistischen Sprüche eingeht, demaskiert und entzaubert man sie. Immer, wenn beispielsweise ein Tino Chrupalla in einer Talkshow sitzt und man ihm konkrete Fragen stellt, entblößt er sein komplettes Unwissen und stammelt irgendwas Zusammenhangloses vor sich hin. Dabei wird dann immer klar, dass nichts besser würde, wenn rechtspopulistische Parteien das Ruder in Deutschland Übernehmen würden. Freilich müssen sich auch die Regierenden den Themen inhaltlich stellen, die überhaupt dazu führen, dass die Rechten groß geworden sind, und da gibt es nicht wenige Baustellen. Insofern ist es gut und richtig, dass es eine rechtskonservative Gegenöffentlichkeit und -politik zur aktuellen Regierungspolitik gibt. Mit dieser Drohkulisse hat diese die Möglichkeit, ihre Politik zu korrigieren. Und wenn das nicht geschieht, muss man sich eben mit den demokratischen Konsequenzen abfinden.

  • Wenn Du mal auf SocialMedia unterwegs bist, kannst Du lesen, dass etliche Leute sich nur von NIUS, AfD-Gruppen und bestimmten Russland nahe Telegram Kanälen "ernähren". Ignorieren ist da so klug wie zu Bett gehen, wenn der Brandstifter schon im Keller zugange ist.