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Sport und PropagandaFinsteres Team

Etliche Sportler gehören zu den offiziellen Unterstützern Wladimir Putins für die Präsidentschaftswahl. Ein Kämpfer aus den USA gehört nun auch dazu.

Im Pulli mit der Aufschrift „Volksfront – Putins Team“: Kampfsportler und Wahlrusse Jeff Monson Foto: Sergey Buklin/imago

W ladimir Putin will sich in diesem Jahr wieder zum Präsidenten der Russischen Föderation wählen lassen. Er tritt wie zuvor auch schon als unabhängiger Kandidat an, der von mehr oder weniger prominenten Persönlichkeiten getragen wird. Die bilden seine Mannschaft. „Putins Team“ nennen sich die Unterstützer und Unterstützerinnen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Sport, die so etwas wie offizielle Werbeträger für die Wiederwahl des Präsidenten darstellen.

Die frisch zusammengestellte Mannschaft hat nichts zu tun mit jenem „Putin-Team“, in dem Eishockey-Superstar Alexander Owetschkin russische Sportgrößen von einst und jetzt vor den Präsidentschaftswahlen 2018 versammelt hat. Owetschkin selbst gehört auch nicht zu der Sportprominenz, die sich auf der Liste der offiziellen Putin-Botschafter für die anstehende Wahl findet.

Es sind die üblichen Verdächtigen, die für Putin werben. Der Schachgroßmeister Sergej Karjakin, der aus beinahe jedem seiner Auftritte eine Propagandaveranstaltung für die sogenannte Spezialoperation in der Ukraine macht.

Auch Jewgeni Plju­schenko gehört dazu, jener ehemalige Eiskunstläufer, der sich in der Nähe Putins schon immer besonders wohl gefühlt hat und auch jetzt wieder betont hat, wie sehr er „unseren Führer, Präsidenten und Oberbefehlshaber“ doch schätzt. Irina Viner, die Cheftrainerin des Nationalteams der Rhythmischen Sportgymnastinnen, darf als führende Repräsentantin der russischen Propagandasportart schlechthin auch nicht fehlen.

Muskelpaket für Putin

In den Kreis der sattsam bekannten, oft hoch dekorierten Putin-Freunde aus dem Sport hat es auch ein ehemaliger Staatsbürger der USA geschafft. Jeff Monson, ein Kampfsportler, der sich in diversen Wettkampfserien der Mixed-Martial-Arts-Szene einen Namen gemacht hat, ist seit 2018 russischer Staatsbürger. Die Laufbahn des 52-Jährigen als muskelbepackter und bis zum Hals tätowierter Propagandafighter für Putin hatte schon vor der Verleihung der Staatsbürgerschaft durch den Präsidenten begonnen.

Monson bezeichnete sich selbst schon immer als Anarchist und wurde 2008 mal zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er das Peace-Zeichen, „No War“ und „No poverty“ an das Kapitol des Staates Washington in Olympia gesprayt hat. 2015 hat er dann begonnen, sich selbst zu russifizieren, und schmuste mit der Kommunistischen Partei Russlands. Mit deren damaligem Generalsekretär Gennadi Sjuganow führte er an Wladimir Lenins 156. Geburtstag im Jahr 2016 eine Prozession zum Mausoleum des Revolutionsführers auf dem Roten Platz in Moskau an.

Kurz darauf gab er damit an, nun Bürger der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk zu sein, und posierte mit Bildern der Gebiete, die durch von Russland ins Leben gerufene Milizen von der Ukraine abgespaltet worden waren. Er ist auch Ehrenbürger Abchasiens. Dieser unter dem Protektorat Russlands stehenden Republik, die nach kriegerischen Auseinandersetzungen von Georgien losgelöst worden ist, fühlt sich Monson ganz im Sinne der russischen Propaganda verpflichtet, weil er für das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ kämpfen wolle.

Seit er 2018 für die Putin-Partei „Einiges Russland“ in den Gemeinderat der Moskauer Vorortkommune Krasnogorsk gewählt wurde, nennt er sich Politiker. Der Buchstabe „Z“, das Symbol, unter dem die Russen den Überfall auf die Ukraine gestartet haben, hat sich Monson auf den Hals tätowieren lassen. So geschmückt wurde er im September des vergangenen Jahres in das Regionalparlament der Republik Baschkortostan im Ural gewählt.

Nun ist er offizielles Mitglied von „Putins Team“ und wird wohl noch oft sagen, wie stolz er darauf ist, jetzt ein echter „russischer Mann“ zu sein.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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