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Debatte um Einrichtung in Hamburg-AltonaJugendliche wollen nicht hungern

Junge Geflüchtete erneuern Vorwürfe gegen Hamburger Träger Sternipark im Jugendhilfeausschuss. Politiker reagieren betroffen, Träger verteidigt sich.

Karge und triste Atmosphäre: die Unterkunft in der Theodorstraße Foto: Miguel Ferraz

Hamburg taz | Am Ende seines Vortrags reichte eine Abgeordnete des Jugendhilfeausschusses Altona dem Jugendlichen ein Taschentuch, denn ihm waren beim Erzählen die Tränen gekommen. Zusammen mit vier weiteren Jugendlichen und einer Dolmetscherin war er in den Kollegiensaal des Rathauses Altona gekommen und wiederholte dort die Vorwürfe, über die zuvor die taz und der NDR berichtet hatten. Zum Beispiel, dass es dort, wo er lebt, viel zu eng sei; dass er morgens um 7 Uhr in den Frühstückraum kam, und nichts mehr dagewesen sei.

Der 16-jährige Junge afghanischer Herkunft lebt seit fast einem Jahr in der Theodorstraße. Eine Einrichtung, die der Träger Sternipark Ende 2022 eröffnete, um die Engpässe in der Erstversorgung von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen zu lindern. 48 Plätze sollte es geben, dem hatte auch der Jugendhilfeausschuss Altona zugestimmt, unter Vorbehalt, denn eigentlich hielt man dort weder die Immobilie – eine in den 1990ern umgebaute Lagerhalle – noch den Träger für sonderlich geeignet.

Doch seit Kurzem ist die Platzzahl auf 67 aufgestockt, es kamen mehr Betten in die Zimmer und es gab Beschwerden. Wie die taz berichtete, protestierten am 15. November über 20 Jugendliche beim Kinderschutzbund. Sie schickten Videos von engen Zimmern und einer leeren Frühstückstafel.

Doch seitdem ihre Proteste publik sind, sei es eher noch schlechter geworden, berichtet der Jugendliche. Ein Übersetzer habe gedroht, sie kämen in eine Einrichtung für Erwachsene, wenn sie sich weiter beschwerten. Ein anderer Junge erzählt, er sei schon vier, fünf Monate in Deutschland und gehe noch nicht zur Schule. Er wolle Deutsch lernen, doch der Kurs in der Einrichtung reiche nicht.

Andere Einrichtungen zahlen Essensgeld

Begleitet wurden die Jugendlichen von der Hamburger Ombudsstelle für Kinder- und Jugendhilfe (OHA). Es gebe dort seit Mai etliche Beschwerden über die Theodorstraße, auch von Vormündern und Lehrkräften der Schulen, sagte OHA-Leiterin Anja Post-Marstens.

Sternipark-Geschäftsführerin Leila Moysich kam im Anschluss zu Wort. Sie sagte, sie könne in einigen Punkten die Unzufriedenheit verstehen, etwa weil es oft dauere, bis ein Jugendlicher einen Schulplatz bekäme. Das könne aber Sternipark nicht ändern. Doch für Verpflegung sei gut gesorgt, das könne sie mit Mengenangaben belegen. Sie könne „ausschließen“, dass es Jugendliche gab, die in der Zeit von 6 Uhr früh bis 10.30 Uhr in der Einrichtung kein Frühstück vorfinden. Sollte etwas fehlen, werde nachgelegt.

Man habe die Belegung auf 67 erhöht, um zu verhindern, dass Jugendliche in Zelten wohnen. In drei Fällen wohnten nun drei in Zweibettzimmern, weil Freunde zusammenziehen wollten. Die Zimmer mäßen zwischen 13,98 und 27,12 Quadrameter.

Hoch her ging es, als ein Ausschussmitglied Moysich fragte, ob sie eine Erklärung für die Kritik habe. Moysich sagte, beim Essen gebe es „in der Tat einen Konflikt um Finanzmittel“. Denn in den Einrichtungen des städtischen Landesbetriebs bekämen die Jugendlichen neben Taschengeld auch Geld für Lebensmittel, das auch für anderes verwendet werden könnte. Es gebe viele, die mit „schwerem finanziellen Druck“ herkämen, etwa weil sie Schlepper bezahlen müssten.

Daraufhin merkte Linken-Bezirkspolitiker Volker Vödisch an, die Jugendlichen hätten mit keinem Wort mehr Geld verlangt, sondern wollten besser verpflegt werden. Die Jugendlichen rege das Gesagte sehr auf, sagte auch die Übersetzerin: „Hier wurde die Ehre verletzt. Geld spielt für die Jugendlichen keine Rolle.“

Jugendamt übt auch Kritik

Die Träger-Chefin bemerkte noch, es gebe bei anderen Bewohnern Unverständnis über das Geschilderte. „Es gibt eine Menge Jugendliche, die heute hier nicht sitzen.“

Allerdings gab es am 22. November dort einen Besuch von zwei Mitarbeitern des Jugendamts Altona und einem Mitarbeiter der Sozialbehörde. Man habe dort die Jugendlichen in drei Gruppen aufgeteilt und Sprachmittler dabei gehabt, berichtete Jugendamtsmitarbeiter Christian Dreyer-Witt dem Ausschuss. „Die Bewohner haben das, was hier heute Abend auch vorgetragen wurde, in allen drei Gruppen genau so wiedergegeben.“ Sie hätten ausdrücklich gewünscht, zur Schule zu gehen, und gesagt, dass der Sprachkurs vor Ort viel zu kurz sei. Räume für den Sprachkurs gebe es zwar, aber die reichten für die Menge nicht aus. Damit die jungen Menschen ihre Zeit sinnvoll nutzen können, müsse das pädagogische Angebot ausgeweitet werden. „Die Einrichtung braucht insgesamt mehr Atmosphäre“, sagte Dreyer-Witt. „Also es ist da schon sehr karg.“ Auch ein Vertreter umliegender Jugendklubs erklärte, man habe vergeblich versucht, Kontakt aufzubauen und würde gern kooperieren.

Der Ausschuss will im Januar die Sozialbehörde zum Sternipark befragen. „Es ist gut, dass das Anliegen der Jugendlichen vor den politischen Ausschuss gelangt ist“, sagte Volker Vödisch nach der Sitzung. Er sei von den Berichten der Jungen geschockt. „Da muss man Abhilfe schaffen.“

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2 Kommentare

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  • Nach einem Jahr hätte man mehr erwarten können. Natürlich ist es auch lobenswert, dass Sternipark sich bemüht, das Angebot herzustellen, aber die Umsetzung klingt echt schwach. Und die Frage nach den Mengen an Speisen und Getränken scheint mir schon ein Hinweis, denn Jugendliche haben besonders viel Hunger und Bedarf an Nahrung, das weiß jeder Erzieher und / oder Sozialarbeiter, wenn alle dort von Mangel berichten, kann das nicht erfunden sein. Natürlich ist es auch schwer, aber das ist es bei solchen Einrichtungen doch immer. Was mir hier beim Lesen auffiel, ist, dass der Träger eigentlich keine Verbesserungen in Aussicht gestellt hat, sondern noch sammelt man den Sachstand. Das ist inakzeptabel. Direkte Veränderungen wären erforderlich und die Schulbehörde jagt normalerweise Eltern, die bei der Schulpflicht langsam sind, hier sitzen Jugendliche rum, auch das ist inakzeptabel und schwer zu verstehen.