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das portraitBoxerin Lena Büchner feuert gerne ihre Hände ab

Nerven behalten, Kopf ausschalten, Leistung abrufen. In Sekundenschnelle wühlt sich Lena Büchner in den Körper ihrer Gegnerin und „feuert ihre Hände ab“, wie es die Boxerin selbst nennt. Der Ring ist ihre Bühne, der Kampf ihre Performance.

„Warum haust du dich?“, fragt ihre Großmutter die 23-Jährige immer noch – nach über zehn Jahren Training und mehr als 80 Kämpfen. Boxen ist Lena Büchners Lebensinhalt. Als in ihrem Heimatort Assel bei Stade ein Boxverein öffnet, versucht sich die junge Büchner am Sandsack. „Da bin ich dann kleben geblieben“, sagt die Profisportlerin heute.

Mit 16 Jahren wird sie Niedersachsens Meisterin und Deutsche Vizemeisterin, kämpft sich drei Jahre später auf Platz eins bei den Deutschen U22-Meisterschaften, seit 2019 boxt sie in der deutschen Nationalmannschaft. Nach der Schule zieht sie zum Olympia-Stützpunkt nach Hannover und wuppt neben dem Leistungssport noch ein Bachelorstudium in Sozialer Arbeit. „Das Boxen hat mir den Spiegel vorgehalten“, sagt Büchner, „dass ich etwas schaffen kann.“ Die Frage nach dem inneren Schweinehund stellt sich für sie nicht: „Ich bin gesegnet, dass ich Spaß am Training habe“, sagt Büchner. Zehn bis zwölf Einheiten, sechs Tage die Woche: Ihr Trainingsplan ist eng getaktet. Morgens trainiert sie ihre Ausdauer und Kraft, abends wird geboxt.

Dass sie sich beim Boxen verletzt, davor hat Büchner keine Angst. „Im Leichtgewicht stecke ich zwar Schläge ein, die auch ordentlich weh tun. Aber damals im Fußballtraining gab es mehr Verletzungen als jetzt beim Boxen.“ Ihre Mama mag sich Büchners Kämpfe trotzdem nicht angucken: „Sie möchte nicht sehen, wie ich Schläge abbekomme. Mein Papa ist da gelassener – zumindest nach außen“, erzählt sie schmunzelnd. Ihre beiden Onkels schauen jeden Kampf.

„Wenn der Arm dann am Ende eines Kampfes nicht hochgeht, ist es immer frustrierend“, sagt die Boxerin über nicht erzielte Siege. Mit Stolz auf ihre Entwicklung zu blicken und aus der Niederlage zu lernen, fällt ihr besonders dann schwer, wenn sie ihre hart antrainierte Leistung im Ring nicht abrufen konnte. Dann nimmt sie für ein paar Tage Abstand vom Boxen – aber nicht direkt nach dem Kampf. „Du kannst nicht vom Ferrari zum Trabbi. Du warst auf Vollspannung und machst jetzt nicht nichts“, sagt Büchners Trainer dann. Für Lena Büchner heißt das: Lockeres Joggen, leichtes Krafttraining für ein, zwei Tage – erst dann wird entspannt.

Und das alles auch, um nicht mental in ein Loch zu fallen, erklärt sie: „Leistungssport ist für die Psyche gefährlich. Er ist das, was du liebst und im Zweifel auch das, was dich kaputt macht.“ Zurzeit ist Boxen das, was Lena Büchner liebt: „Gerade habe ich richtig viel Spaß – auch Anstrengung und ein hartes Training, bis ich heule, kann ich genießen.“ Schon jetzt nimmt sich die 23-Jährige fest vor, früh genug aufzuhören. Doch sie steht gerade erst am Anfang. Lena Büchners nächstes Ziel sind die Olympische Spiele 2024 in Paris: „Den harten Weg dahin werde ich in vollen Zügen genießen.“ Lea Scholz

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