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Nachtzug von Innsbruck nach HamburgDer Lego-Bauer im Menschen

Ein Schlafwagen zwischen Innsbruck und Hamburg mit „viel Komfort“ bedeutet: Der Abteil-Architekt beherrscht die Kunst des Platzsparens gut.

Der neue Nightjet der ÖBB Foto: Manuel Stefan/imago

Hamburg taz | Die Idee war: von Innsbruck nach Hamburg ohne Flugzeug, ohne Auto und mit möglichst viel Komfort.

taz-Serie Nachtzugkritik

Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Denn viele Angebote sind kaum bekannt. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle vorherigen Folgen finden Sie auf www.taz.de/nachtzugkritik.

Also Nachtzug mit einem Abteil für drei Leute im Schlafwagen, privat, niemand sonst. Bezogene Betten, kostenloses Wasser, Schlappen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), Schlafbrillen, Ohrstöpsel, Frühstück à la carte (ein Bestellformular mit Frühstückskomponenten zum Ankreuzen), ein eigener Waschtisch (in einem Schrank). Die wilde Hoffnung, dass auch eine eigene Toilette zum Abteil gehört, bewahrheitet sich leider nicht. Obwohl auf dem Ticket etwas von Deluxe steht.

Und sehr eng ist es, das Deluxe-Abteil. Im nicht umgebauten Zustand sind es drei Sitze nebeneinander, davor ein langer Tisch, dann gleich die Wand. Den Umbau übernimmt recht bald nach der Abfahrt um 20.44 Uhr der Schaffner. Man dürfte ihn nicht selber machen, selbst wenn man wollte. Nach dem Umbau befinden sich die drei Liegen, die tendenziell sogar die Bezeichnung „Betten“ verdienen, übereinander. Eine Leiter ermöglicht den Aufstieg und montierbare Netze sichern die Schlafenden vor Stürzen in die Tiefe.

Spätestens jetzt macht der Nachtzug Spaß. Die Frage ist ja, wie sich möglichst viel Komfort auf möglichst kleinem Raum unterbringen lässt. Da tut sich Stauraum auf, den man nicht vermutet hätte. Der Tisch zum Beispiel verschwindet in der Zugwand. Die Trinkgläser im Waschtisch-Schrank. Und zum Abschließen der Tür beim Klogang gibt es eine Lochkarte als Schlüssel. So ein Deluxe-Abteil mit seinen kleinen Details euphorisiert den Lego-Bauer im Menschen.

Das Frühstück ist überraschend üppig und gut

Die Fahrt selbst ist dann so mittel. In Rosenheim kommt die Bundespolizei zur Passkontrolle ins Abteil, was ungewohnt ist, weil bei den drei europäischen Grenzen, die wir auf unserer Reise vorher überquert haben, niemand einen Pass sehen wollte.

Blick in ein Abteil des neuen Nightjets Foto: Alex Halada/imago

In München folgt gegen 23 Uhr großes Durcheinander, Leute steigen ein, irgendwas hat mit einer Reservierung nicht geklappt, es gibt Ärger. Im Abteil nebenan telefoniert ein Mann mit einer Stimmfrequenz, die so tief ist, dass sie durch die Wand geht. Der Mann telefoniert die halbe Nacht.

Das Frühstück am Morgen ist überraschend üppig und gut, allerdings ist der Schaffner überfordert, sodass einige Reisende erst in Hamburg-Harburg bedient werden. Wir nicht. Wir kommen mit einer knappen Stunde Verspätung gegen 9.45 Uhr in Hamburg an und sind irgendwo dazwischen: nicht ausgeschlafen, aber auch nicht komplett im Eimer. Toll ist, dass es vom Bahnhof in die eigenen vier Wände geht. Nach einer solchen Nacht im Zug weiterreisen zu müssen, wäre anstrengend.

Gekostet hat das Abteil bei einer Buchung knapp sechs Monate vor Reiseantritt übrigens 220 Euro für zwei Erwachsene und ein neunjähriges Kind. Wobei noch die Kosten für die Fahrt dazukommen. In unserem Fall hatten alle Reisenden ein Interrail-Ticket, welches sich bei der Buchung angeben lässt. Der Gesamtpreis für Abteil und Fahrt lag damit bei 349 Euro für drei Leute.

Zum Vergleich: Ohne Interrail-Ticket und bei kurzfristiger Buchung (neun Tage vorher, außerhalb der Ferien) würden Fahrt und Deluxe-Abteil bei insgesamt 433 Euro liegen, Plätze im privat genutzten Liegewagen bei 347 Euro. Der Zug fährt täglich und heißt Nightjet.

Werden wir es wieder tun? Ziemlich sicher: ja. Allein um rauszufinden, welche Ideen es in anderen Nachtzügen gibt, den Reisenden Schlaf und Körperhygiene zu ermöglichen.

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5 Kommentare

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  • Dankeschön. :-)

    Falls die Bahnchefs/Zugbauer bei Siemens hier mitlesen tun:

    Wie wäre es einen ICE 4 Dreamliner (Nachtzug) zu bauen. Alle Schlafwagenabteile mit erhöhtem Schallschutz und die Hälfte der Abteile in der zweiten und alle in der ersten Klasse mit eigener Toilette auszustatten?

    Ertragreiche Strecke wären bestimmt die Linien von z.B. Hamburg/Berlin nach Paris, Zürich, Mailand, Innsbruck,Wien.

    Schließlich könnte 2025 schon das fliegen auf Strecken unter 1000 km verboten werden.

    Und denkt daran, die Leistungsfähigkeit der Klimaanlagen auf bis zu 45 Grad Außentemperatur auszurichten. Unter 40 Grad wird es im Sommer wohl nur noch selten im Süden sein.

  • Was kostet denn ein vergleichbares Flugticket?



    Vielleicht könnte man an solchen Beispielen die co2-sparendste und nachhaltigste Reiseart ermitteln und als Referenz festlegen, damit man dann einen monetären Ausgleich schaffen kann.

    • @Axel Schäfer:

      "Was kostet denn ein vergleichbares Flugticket?"



      Laut Opodo bekomme ich heute einen Oneway-Flug von Innsbruck nach Hamburg für zwei Erwachsene, ein Kind am 15. Januar (d.h. nicht sechs Monate, sondern acht Wochen im Voraus) für ca. 500€ (Flex-Tarif).



      Wenn man sich gestattet, mit der Bahn von Innsbruck nach Salzburg zu fahren, und von dort zu fliegen, kostet der Flug (dann direkt!) nur noch die Hälfte.



      Da muss man jetzt Details wie Aufgabegepäck, gewünschte Reisezeit noch nachjustieren, aber der Trend dürfte klar sein.

    • @Axel Schäfer:

      Ich finde es wenig hilfreich, dass im Artikel der Preis für 3 Personen so prominent platziert wird. Warum nicht pro Person? 433€ klingt sehr teuer, und beim oberflächlichen Lesen denkt man, das sei pro Person.

      "Fahrt und Deluxe-Abteil bei insgesamt 433 Euro liegen, Plätze im privat genutzten Liegewagen bei 347 Euro"

    • @Axel Schäfer:

      "Zum Vergleich: Ohne Interrail-Ticket und bei kurzfristiger Buchung (neun Tage vorher, außerhalb der Ferien) würden Fahrt und Deluxe-Abteil bei insgesamt 433 Euro liegen, Plätze im privat genutzten Liegewagen bei 347 Euro"

      -------------

      Ziemlich teuer, wenn man sich mal die "Konkurrenz" in Japan betrachtet. Mit dem Japan Rail Pass kostet 7 Tage Bahnfahren insgesamt knapp 470 € ... aber damit sind alle Züge inklusive Nachtzüge und die Hochgeschwindigkeitszüge in beliebiger Häufigkeit nutzbar.