Sprengplatz im Grunewald: Mutmaßliche Entschärfung
Nach dem Großbrand auf dem Sprengplatz Grunewald sollen dort nun weniger Explosivstoffe gelagert werden – was das genau bedeutet, ist nicht ganz klar.
Auf der politischen Ebene gab es eine mindest ebenso hitzige Debatte darüber, ob es noch zeitgemäß sein, derartiges Material mitten im Wald zu lagern. Die damalige und heutige Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bezeichnete den Standort als alternativlos – unter anderem, weil es zu riskant sei, Kampfmittel, die in der Stadt geborgen würden, zu weiter entfernten Standorten zu transportieren.
Am vergangenen Donnerstag konnte die Staatssekretärin der Senatsumweltverwaltung Britta Behrendt im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses Neues berichten: Seit Kurzem wird der Schutzzaun wieder entfernt, der nach dem Ereignis um eine Fläche von rund 450.000 Quadratmetern gezogen worden war. Die teilweise phosphorhaltige Munition, die in diesen Bereich geschleudert worden war, sei mittlerweile erfolgreich beräumt worden.
Zugleich berichtete Behrendt, nach Gesprächen zwischen der Innenverwaltung, der Umweltverwaltung und der Polizei werde jetzt „dafür gesorgt, dass große Teile der Munition, die dort gelagert wurde, künftig dort nicht mehr gelagert werden“. Es liege jetzt „ein ganz klarer Fokus darauf, diesen Standort zu entlasten und möglichst wenig neue Munition dort einzulagern“.
„Ist und bleibt zentral“
Überraschend insofern, als von neuen Ausweichstandorten bislang nichts bekannt ist. Auf taz-Nachfrage bei der Polizei, hieß es in einer ersten Antwort, der Sprengplatz sei und bleibe der „zentrale Aufbewahrungsort für explosionsgefährliche Stoffe und explosivstoffhaltige Gegenstände im Zuständigkeitsbereich der Polizei Berlin“. Das neue Sicherheits- und Betriebskonzept sehe aber „unterschiedliche Instrumentarien vor, um die dortigen Bestände und damit einhergehende Gefahren so gering wie möglich zu halten“.
Konkreter wurde die Behörde nicht. Auf die Frage, ob man das Aufkommen an Explosivstoffen auf dem Sprengplatz künftig durch häufigere Sprengungen in Grenzen halten wolle, hieß es, die kontrollierten Explosionen – für die zur Sicherheit auch die nahe AVUS gesperrt wird – seien „in Anzahl und Umfang vom Fundaufkommen im Stadtgebiet abhängig. Folglich lassen sich zur zukünftigen ‚Frequenz‘ von Sprengungen keine Vorhersagen treffen.“
Eine erneute Nachfrage der taz am Montag, wie denn ermöglicht werden solle, von vornherein weniger neue Munition im Grunewald einzulagern, konnte die Polizei kurzfristig nicht beantworten. Die Pressestelle kündigte an, dass frühestens am Mittwoch mit einer Antwort zu rechnen sei.
Auch die Ursachenforschung, die in den Händen der Berliner Staatsanwaltschaft liegt, ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Es liege mittlerweile ein erstes Gutachten vor, „aus dem sich erste Rückschlüsse auf den Ausbruchsort des Brandes ergeben“, so eine Sprecherin zur taz. „Nun musste ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben werden, das bestenfalls Aufschluss über die Brandursache geben könnte.“ Dieses Gutachten werde für Januar 2024 erwartet.
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