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Gewissenskonflikt auf Rezept

Der Gang in die Apotheke ist für jeden vegan lebenden Menschen eine echte Herausforderung.Ähnlich wie bei einigen Lebensmitteln sind in vielen Medikamenten tierische Inhaltsstoffe versteckt

Vegane Lebensmittel sind inzwischen in fast jedem Supermarkt erhältlich und anhand von Siegeln oder der Inhaltsstoff­angabe meist gut zu erkennen. Auch zahlreiche Hersteller von Drogerieprodukten kennzeichnen ihre entsprechenden Produkte als vegan.

Anders sieht es bei Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln aus. Für den medizinischen Laien ist meistens nicht erkennbar, ob und welche tierischen Bestandteile in Tabletten, Kapseln oder Säften enthalten sind. Der Blick in den Beipackzettel ist dabei wenig hilfreich – wer weiß schon, dass Magnesiumstearat, das in vielen Medikamenten enthalten ist, um die Gleitfähigkeit zu verbessern, häufig aus Schweineschmalz oder Rindertalg hergestellt wird? Auch die eigentlichen Wirkstoffe können tierischen Ursprungs sein. Der Blutgerinnungshemmer Heparin wird aus der Darmschleimhaut von Schweinen gewonnen, Östrogene stammen oft aus dem Urin trächtiger Stuten.

Viele Veganer nehmen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen Nahrungsmittelzusätze wie Vitamin B12 ein. Und auch hier verstecken sich durchaus nicht vegane Inhaltsstoffe wie Lactose. Um herauszufinden, ob ein Produkt wirklich vegan ist, muss man alle Inhaltsstoffe identifizieren können – und selbst dann ist man nicht auf der sicheren Seite, denn manche Hersteller listen nicht alle Zusatzstoffe auf oder geben keinen Aufschluss darüber, ob die Stoffe tierischen Ursprungs oder vegan sind. So kann Magnesiumstearat auch durchaus aus Soja- oder Rapsöl hergestellt werden. Und es gibt noch andere Stolpersteine: Selbst, wenn alle Bestandteile einer Arznei vegan sind, kann es trotzdem noch sein, dass bei der Herstellung tierische Produkte genutzt werden wie zum Beispiel tierische Fette zum Ölen der Produktionsmaschinen. Eine solch umfangreiche Recherche ist kaum machbar, sodass fast immer ein Restzweifel bleibt.

Viele Veganer stehen außerdem vor der Frage, ob sie angesichts ihrer Beschwerden ein nicht-veganes Medikament einnehmen. Oder sich impfen lassen: Nahezu alle beim Menschen eingesetzten Impfstoffe sind nicht vegan. So wird der Impfstoff gegen Grippe in Hühnerembryos produziert. Eine grundsätzliche Frage lässt sich ohnehin nicht umgehen, denn: Neue Arzneistoffe werden in Deutschland nur zugelassen, wenn sie erst an Zellkulturen und dann an Tieren getestet wurden. Cordula Rode

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